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Entwertung des Rubels und leere Supermarktregale: Experte geht von einer Inflation von bis zu 40 Prozent in Russland aus

 Das Leben in Russland wird immer teurer. Die Inflation stieg im Februar auf über 9 Prozent und könnte in diesem Jahr auf bis zu 40 Prozent anwachsen.
Das Leben in Russland wird immer teurer. Die Inflation stieg im Februar auf über 9 Prozent und könnte in diesem Jahr auf bis zu 40 Prozent anwachsen.

Schon bevor Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete, litt die russische Bevölkerung unter steigenden Preisen im Alltag. Die Ursachen für die bisherigen Preissprünge waren unter anderem die Folgen der Corona-Pandemie und Verzögerungen und Mehrkosten in den globalen Lieferketten.

Die folgende Verknappung von Waren im russischen Markt heizt die Inflation seit mehr als einem Jahr stark an. Im Februar 2021 lag die Inflation noch bei relativ moderaten 5,67 Prozent, stieg allerdings innerhalb eines Jahres auf über neun Prozent an — und sie könnte infolge von Krieg und wirtschaftlichen Sanktionen noch deutlich weiter steigen. Laut Vasily Asov, Wirtschaftswissenschaftler am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, könnte sie am Ende des Jahres bei 30 bis 40 Prozent liegen.

Ob der russische Präsident Wladimir Putin mit derart drastischen wirtschaftlichen Sanktionen des Westens bei einem Einmarsch in die Ukraine gerechnet hat, ist schwer zu sagen. Fest steht allerdings: Sie haben massive Auswirkungen auf die russische Bevölkerung. Die bereits bestehenden Probleme von Warenlieferungen erreichen durch den Exportstopp vieler westlicher Unternehmen derzeit eine neue Stufe.

Leere Regale im Supermarkt

Die Regale russischer Supermärkte sind nach Berichtes des Daily Mirror nahezu leergefegt. Vor den Geschäften bilden sich lange Schlangen, es soll auch zu Hamsterkäufen kommen. Grundnahrungsmittel werden nur noch in bestimmten Mengen verkauft. In einigen Supermärkten kam es bereits zu Auseinandersetzungen von Kunden, die sich vor weiteren Sanktionen fürchten und sich um den raren Zucker stritten.

Dazu kommt allerdings noch ein weiterer Faktor, erklärt Astrov. "Auch chinesische Exporteure heben die Preise in Russland aktuell massiv an, da der Abzug westlicher Firmen zu weniger Konkurrenz führt", sagt der Wirtschaftswissenschaftler im Gespräch mit Business Insider. Ein russischer Bürger berichtetet im Bericht des Daily Mirrors, dass Zucker, Salz und Nudeln ausverkauft wären, es allerdings noch überteuerten Reis geben würde.

Aber nicht nur in den Supermärkten spüren die Russen die Inflation. So haben sich laut Astrov die Preise für iPhones inzwischen mehr als verdoppelt. Generell schießen aktuell besonders die Preise von Konsumelektronik und Reisen in die Höhe. Westliche Fluglinien fliegen gar nicht mehr nach Russland und russische Fluglinien trauen sich immer seltener in den Westen zu fliegen — zu groß ist die Angst vor einer Enteignung der Flugzeuge.

Rubel-Entwertung könnte für russische Bevölkerung ein riesengroßes Problem werden

All das würde die eh schon hohe Inflation kurz- und mittelfristig weiter antreiben. Erschwerend für die russische Bevölkerung kommt jetzt aber der heftige Einbruch der russischen Währung hinzu. Der Rubel brach in kürzester Zeit um fast 40 Prozent ein und könnte mit weiteren Sanktionen und Andauern des Konflikts weiter an Wert verlieren.

Marina Owsjannikowa (zweite von rechts) ist von Journalisten umringt, als sie das Gericht im Moskauer Bezirk Ostankino verlässt.
Marina Owsjannikowa (zweite von rechts) ist von Journalisten umringt, als sie das Gericht im Moskauer Bezirk Ostankino verlässt.

Die westlichen Unternehmen, die noch nach Russland importieren, werden zukünftig immer höhere Preise für ihre Ware verlangen, denn die russische Währung ist extremst unsicher. Ein möglicher Staatsbankrott Russlands würde den Wert des Rubels vermutlich komplett vernichten.

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Was eine Entwertung der landeseigenen Währung bedeutet, lässt sich in einem anderen Land sehr gut beobachten. Die Türkei kämpft seit einiger Zeit mit einem Absturz der Lira. Die Folge dort ist eine Inflation von 50 Prozent, die die türkische Notenbank und Regierung nicht unter Kontrolle zu bekommen scheinen.

Es droht eine Inflation von bis zu 40 Prozent

Der russische Staat sieht sich also momentan gleich mehreren Krisenherden gegenüber, die alle für sich schon zu einem enormen Problem werden könnten. Die Entwertung des Rubels und die Verknappung von Waren durch Lieferkettenprobleme und westliche Sanktionen drohen in Russland eine Preisspirale in Gang zu setzen.

Astrov geht davon aus, dass sich die Inflation in Russland für dieses Jahr bei 30 bis 40 Prozent einpendeln könnte. Die Folgen des Kriegs für die russische Bevölkerung sind schon jetzt dramatisch, wie man an der Situation im Supermarkt, beim Reisen oder dem Elektronikmarkt erkennt. Doch die Lage wird sich weiter zuspitzen, sollte die aktuellen Entwicklungen nicht gestoppt werden.