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Ema-Chefin Emer Cooke wirbt für Vertrauen in die Impfstoff-Zulassung

Die Irin leitet erst seit fünf Wochen die EU-Arzneibehörde Ema. Nach der Zulassung des Biontech-Mittels müssen Cooke und ihr Team die Impfungen in Europa eng begleiten.

Von unscharfen Videobildern und stummen Mikrofonen lässt sich Emer Cooke nicht aus der Ruhe bringen. „Ich glaube, ich fange besser noch mal an“, sagte die Chefin der europäischen Medizinbehörde Ema, als sie am Montag die Freigabe des ersten Impfstoffs gegen Covid-19 per Videokonferenz begründen wollte – und zunächst nicht zu hören war.

Es war Cookes erster öffentlicher Auftritt in Sachen Impfstoffzulassung, ein Meilenstein in der Pandemiebekämpfung – doch die Technik im Konferenzraum in Amsterdam spielte mehrfach nicht mit. Die 59-Jährige bleibt dennoch locker. Obwohl sie erst seit fünf Wochen an der Ema-Spitze steht, ist ihr die Anspannung nicht anzumerken.

Die Irin weiß: Sie muss einen wichtigen Punkt setzen – und klarmachen, dass der Impfstoff von Biontech aus Sicht der Ema zweifelsohne wirksam und sicher ist und dass er ausreichend geprüft wurde. Cooke trägt ein Kostüm, dessen Blau nahezu exakt der Grundfarbe der EU entspricht – es mag Zufall sein, wirkt aber demonstrativ.

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Cooke spricht mit ernsten, klaren Worten. „Uns allen ist klar: Impfstoffe können bei der Bekämpfung der Pandemie nur helfen, wenn die Menschen Vertrauen in die Produkte und in die Arbeit der Zulassungsbehörden haben.“ Die Verantwortung der Ema hört mit der Zulassung nicht auf – sie gewinnt jetzt an Gewicht. „Wir werden die Impfungen eng begleiten, neue Daten zur Sicherheit sammeln und analysieren und uns stets von Fakten und Wissenschaft leiten lassen“, sagt Cooke.

Damit will sie gleich dem Vorwurf entgegenwirken, die Ema lasse sich bei der Bewertung der Impfstoffe von politischem Druck leiten. Diese Zweifel hatte sie schon weit vor ihrem Antritt als Ema-Chefin am 16. November vernommen, sie weiß also genau, welche Herausforderungen auf die in der EU entscheidende Arznei-Zulassungsbehörde in der Pandemie zukommen.

EU-Parlamentarier schätzen Cookes Erfahrung

Cooke hatte sich schon vor dem Ausbruch der Coronakrise für den Posten beworben. Das Auswahlverfahren fiel in diese Zeit. Somit dürfte für die Besetzung auch ausschlaggebend gewesen sein, dass die studierte Pharmazeutin Erfahrung mit der medizinischen Bekämpfung von Virusausbrüchen hat.

Schon von 2002 bis 2016 arbeitete sie bei der Ema, unter anderem verantwortete sie die internationale Zusammenarbeit mit anderen Medizinbehörden. In diese Zeit fiel die Schweinegrippe 2009 und die Ebola-Epidemie 2014. Globale Kooperation war in den vergangenen Wochen auch bei der Zulassung des Covid-19-Impfstoffs gefragt, denn die Behörden tauschten sich intensiv aus.

Bis 2020 verantwortete Cooke die regulatorischen Aufgaben der Weltgesundheitsbehörde WHO. Sie kennt aber nicht nur die medizinische Seite der Bewertung von Medikamenten, sondern auch die wirtschaftliche Seite des Pharmageschäfts: Am Trinity College in Dublin hat sie neben Pharmazie auch einen BWL-Abschluss gemacht.

Im Europäischen Parlament wird Cooke geschätzt. „Frau Cooke ist eine sehr erfahrene, engagierte und durchsetzungsstarke Frau. Sie kommt aus dem Metier und hat viele internationale Erfahrungen“, sagte der Europaabgeordnete Bernd Lange (SPD) dem Handelsblatt. Lange hat keinen Zweifel an der Unabhängigkeit der Direktorin und der gesamten Ema.

Wie allen EU-Agenturen wird auch die Medizinbehörde neben einer eigenständigen Geschäftsleitung von einem Management-Board geführt, das die zentralen Leitlinien überwacht, erläutert Lange, der selbst lange Zeit im Board der EU-Chemikalienagentur in Helsinki saß.

Schichtbetrieb der Ema-Mitarbeiter auch am Wochenende

Dass die Ema den Biontech-Impfstoff eine Woche früher als erwartet freigab, führen Parlamentarier allein auf Schnelligkeit und Schichtarbeit der Ema-Mitarbeiter zurück, die auch an Wochenenden arbeiteten. „Das beschleunigte Verfahren bedeutet Vorrangigkeit in der Arbeit und nicht politischen Druck aus Brüssel oder einzelner Mitgliedstaaten. Die Ema und ihre Chefin arbeiten politisch unabhängig“, sagt der Europaabgeordnete und Binnenmarktsprecher der EVP-Fraktion, Andreas Schwab (CDU).

Cooke hat ihren Spitzenjob an einem neuen Standort angetreten. Bis zum vergangenen Jahr war die Ema in London ansässig, doch nach dem erklärten Austritt der Briten aus der EU zog sie nach Amsterdam um. Zwar wollten etliche Spezialisten nicht in die niederländische Metropole mitgehen. Doch einen Verlust an Qualität in der EU-Agentur gab es aus Schwabs Sicht nicht: „Ich stelle keinen Leistungsabfall fest.“

Die technischen Pannen bei der Presse-Videokonferenz der Ema zur Impfstofffreigabe lagen wohl nicht allein an mangelnder Erfahrung mit dem virtuellen Format. Die Behörde ist entscheidend für Medizin und Gesundheit in Europa, aber sie stand bisher kaum im Rampenlicht. Als nachgeordnete EU-Behörde spielte sie für das politische Leben nur eine zweitrangige Rolle. „In den vergangenen zehn Jahre gab es nur wenige Fälle, mit denen sie internationale Aufmerksamkeit hatte“, sagte ein Insider in Brüssel zur Erklärung.

Nun stehen die Ema und ihre Direktorin plötzlich im Mittelpunkt. Cooke dürfte dies nicht schwerfallen, sie gilt als selbstbewusst und gradlinig. Als ehemalige pharmazeutische Leiterin der EU-Kommission kennt sie auch den Brüsseler Betrieb bestens. Zum Amtsantritt bei der Ema sagte sie, sie übernehme die Position inmitten einer Gesundheitskrise beispiellosen Ausmaßes. Zugleich gab sie die Linie ihrer Arbeit vor: „Es geht hier um Wissenschaft, nicht um Politik.“