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Das sind Deutschlands 100 wachstumsstärkste Mittelständler

Erfolgreiche Mittelständler legen Wachstumskraft, Innovationskraft und Widerstandsfähigkeit an den Tag. Welche Unternehmen sich durch diesen Dreiklang besonders auszeichnen.

Bei Evotec stehen die Investoren Schlange. So groß ist das Vertrauen der Geldgeber in das zukünftige Wachstum des Wirkstoff-Forschungsunternehmens aus Hamburg. Erst vergangene Woche floss frisches Geld mit prominenter Absenderschaft in die Unternehmenskasse. Die Bill & Melinda Gates Foundation will mit einer Finanzspritze in ungenannter Höhe die Forschung an Antikörpern gegen die Krankheit Covid-19 der Evotec-Tochter Just vorantreiben.

Nur kurze Zeit zuvor, am 13. Oktober, erwarb der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi 5,6 Prozent der Evotec-Anteile für 200 Millionen Euro. Auch der weltgrößte Insulin-Produzent, Novo Nordisk aus Kopenhagen, hatte im August seine Beteiligung bei den Hamburgern erhöht.

Die jüngsten Finanzspritzen sind für die Hamburger ein perfekter Nährboden. Dabei mischt Evotec in der Rangliste der wachstumsstärksten deutschen Mittelständler schon jetzt vorn mit: In den Jahren 2015 bis 2019 legte der Umsatz um durchschnittlich 43,5 Prozent zu, der Gewinn um 15,2 Prozent.

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Damit gelang im Ranking der Münchener Unternehmensberatung Munich Strategy binnen eines Jahres ein Sprung um 31 Plätze auf Rang drei. Kein anderes Unternehmen schaffte einen größeren Satz.

Nur noch das Medizintechnikunternehmen Stockert und das Softwareunternehmen Nemetscheck liegen vor Evotec. Bei beiden handelt es sich wie bei Evotec um hochgradig digitalisierte Technologie-Unternehmen.

Diese schneiden verglichen mit anderen Branchen generell gut ab. „Die Top-100-Unternehmen im Ranking zeichnen sich aus durch einen Dreiklang aus Wachstumskraft, Widerstandskraft und Innovationskraft“, sagt Sebastian Theopold, Chef von Munich Strategy.

Die Krise ging an Stockert nicht spurlos vorbei

In der Coronakrise ist für viele Unternehmen nur schwer Wachstum zu erzielen. „Die meisten Mittelständler sind in den letzten Jahren durch Internationalisierung gewachsen“, beschreibt Theopold. „Doch die geopolitischen Spannungen der letzten Jahre haben die Bedingungen erschwert. Corona verstärkt das Ganze noch. Mittelständler werden im New Normal gezwungen sein, ihre Märkte in Deutschland und Europa zu stärken, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und die richtige Balance in der Lieferkette zu finden.“

So macht es der Sieger im Ranking, Stockert Medizintechnik. Die Krise ist freilich auch an den Freiburgern nicht spurlos vorübergegangen. Eine „Umsatzdelle“ habe es schon gegeben, sagt Geschäftsführer Klaus Welte. Das Unternehmen rüstet sich in der Krise für die Zukunft.

Bislang bietet Stockert nur zwei Produkte an, wenngleich in mehr als hundert Ländern: ein Gerät, das Herzrhythmusstörungen mithilfe von hochfrequenten Stromimpulsen behebt – und ein anderes, das Nerven stimuliert für erweiterte Möglichkeiten bei der lokalen Betäubung.

„Made in Germany zählt immer noch sehr viel“

Das Problem in der Krise: „Unser Vertrieb und unsere Techniker sind aufgrund der Reise- und Zugangsbeschränkungen nicht in die Krankenhäuser gekommen“, sagt Welte. Ein weiteres Manko: „Viele Operationen, bei denen unsere Geräte zum Einsatz kommen, sind verschoben worden, um Platz für Covid-Patienten zu lassen.“

Nun will Stockert mit seinen 80 Mitarbeitern die Produktpalette erweitern. Eine Variante des Geräts zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen kommt noch in diesem Jahr auf den Markt. Und für 2021 steht ein komplett neues Gerät auf dem Plan. Es soll bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Wirbelsäulenerkrankungen helfen.

Auch beim Vertrieb legt Stockert eine Schippe drauf. Bislang ging alles an die Global Player Johnson & Johnson und an B. Braun. Nun bringt mit Philips ein dritter weltweit agierender Konzern die Geräte aus der Freiburger Produktion in die Krankenhäuser. Eine Fertigung im Ausland kommt für Welte nicht infrage. „Made in Germany zählt immer noch sehr viel.“

Auch deshalb macht sich der Geschäftsführer wegen Corona keine existenziellen Sorgen. „Wir sind Weltmarktführer, und die Produkte der Konkurrenz sind nicht so gut wie unsere.“ Die Krise ist eben auch eine Krise der anderen. „Wir halten immer auch die Augen für Zukäufe auf.“

Manches Unternehmen reagiert in der Krise eher träge

Die Pandemie als Wachstumschance? Für Munich-Strategy-Chef Theopold ist dies für manches Unternehmen ein realistisches Szenario. „Es gibt Mittelständler, die gestärkt aus der Krise herauskommen werden. Wir beobachten, dass die Leuchttürme Marktanteile gewinnen – weil Wettbewerber zum Teil nicht lieferfähig sind oder weil sie in Not geratene Unternehmen übernehmen können.“

Diese Entwicklung hat freilich auch eine dunkle Seite: „Die Bereinigung des Marktes durch Corona birgt die Gefahr, dass die fruchtbare Vielfalt im deutschen Mittelstand verloren geht“, sagt der Experte. Diese Sorge wird mit Blick auf Jobs durch eine aktuelle Studie der Förderbank KfW untermauert. Demnach fallen bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen in diesem Jahr mehr als eine Million Arbeitsplätze weg. Das entspreche einem Abbau von 3,3 Prozent.

Tatsächlich reagiert manches Unternehmen in der Krise eher träge. Für Kristijan Steinberg zeigt sich hier ein Managementproblem: „Für strategische Veränderungen fehlt im produzierenden Mittelstand derzeit oft der Blick“, sagt der Strategie-Experte der Technologieberatung Sopra Steria.

Ein gutes Drittel der Unternehmen erweise sich in der Krise als agil und habe seine Strategie angesichts der Pandemie angepasst, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch die Mehrheit der Unternehmen halte am eingeschlagenen Kurs fest.

Steinberg verweist auf eine aktuelle Umfrage von Sopra Steria: „Wurde Ihre Unternehmensstrategie wegen der Corona-Pandemie angepasst, um neue Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten zu erlangen?“ Nur 36,3 Prozent der befragten Entscheider sagten hier „Ja“ oder „Eher ja“.

Nemetschek treibt Digitalisierung schnell voran

Bei Nemetschek indes ist dies anders. Der Anbieter von Software für die Bau-Industrie, der Platz zwei im Munich-Strategy-Ranking belegt, treibt die Digitalisierung schneller voran und diversifiziert seine Produkte. Mitte Oktober brachte das Unternehmen eine neue Software auf den Markt.

Bislang mussten Tragwerksplaner Statikmodelle meist von Grund auf neu erstellen oder nachbauen, was laut Nemetschek bis zu 30 Prozent der Projektzeit kostete. Mit der Software soll dieser Aufwand drastisch sinken, denn sie automatisiert die Entwicklung von Statikmodellen aus dem Tragwerksmodell.

Diese Innovation sei auch das Resultat der seit Langem verfolgten Unternehmensstrategie. „Wir beschleunigen unser Wachstum mit Zukäufen“, sagt Vorstandssprecher Axel Kaufmann. Mittlerweile agieren weltweit 16 Marken unter dem Nemetscheck-Dach.

Für die neue Software haben viele von ihnen ihr Know-how geteilt. Kaufmann betrachtet die Software entsprechend als „hervorragendes Ergebnis aus der zunehmenden Zusammenarbeit zwischen unseren Marken“.

Beim Werben um weitere begehrte Start-ups sieht er Nemetscheck im Vorteil. „Gründer verkaufen lieber an uns als an Finanzinvestoren, weil wir weiterhin mittelständische Strukturen haben.“ Kaufmann scannt weiter den Markt nach Kandidaten : „Der Radarschirm ist auch in der Krise aufgestellt.“

Katjes schuf 20 neue Arbeitsplätze

Dass Wachstum auch außerhalb des Technologiesektors gelingen kann, zeigt ein Mittelständler aus der Süßwarenindustrie. Die Katjes Gruppe kletterte vom 34. auf den 25. Platz. Katjes folgt dem Trend zu mehr Ernährungsbewusstsein. Im November soll in Potsdam-Babelsberg eine neue Produktionslinie in Betrieb gehen – für rein vegetarische Leckereien.

In Fruchtgummis wird die übliche tierische Gelatine bei Katjes schon länger nicht mehr verwendet. Aber jetzt gilt das auch für Bonbons und Karamellen. Sechs Millionen Euro hat sich Katjes die Produktion kosten lassen, 20 Arbeitsplätze entstehen. Für fünf Millionen Euro werden zusätzlich die Produktionskapazitäten am Stammsitz in Emmerich am Niederrhein ausgebaut.

Auch strategische Zukäufe sind Teil der Geschäftsphilosophie. „Uns interessiert dabei gar nicht so sehr die Performance oder der Profit der Marke, vielmehr steht deren Attraktivität im Vordergrund – und ob sie für etwas steht, das wir ausbauen können“, sagt Geschäftsführer Tobias Bachmüller.

Im vergangenen Jahr erwarb die Gruppe die Mehrheit an Candy Kittens. Auch diese britische Marke wirbt damit, vegetarisch zu sein. Zudem sind ihre Fruchtgummis glutenfrei. Candy Kittens wuchs laut Katjes zuletzt stärker als der Markt. „Die Akquisition folgt konsequent unserer Strategie, in starke Marken in Europa zu investieren“, sagt Bachmüller. Candy Kittens passe perfekt zu Katjes: „Wir erwarten durch die Einbindung in die Gruppe Synergieeffekte, die weiteres Wachstum bewirken.“ Selbst das Logo passt: eine stilisierte Katze.