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Warum Deutschland plötzlich doch wieder eine Rezession droht – und diese Woche entscheidend ist

Ende April zeigte sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch optimistisch bezüglich der Konjunktur. Seither gibt es viele schlechte Nachrichten. - Copyright: Picture Alliance
Ende April zeigte sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch optimistisch bezüglich der Konjunktur. Seither gibt es viele schlechte Nachrichten. - Copyright: Picture Alliance

Eigentlich schien das Gröbste überstanden. Die deutsche Wirtschaft hatte die Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine besser weggesteckt als lange befürchtet. Die Rezession schien gebannt, das Frühjahr sollte die Erholung bringen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erhöhte seine Wachstumsprognose für 2023 von 0,2 auf 0,4 Prozent. Doch plötzlich kippt die Konjunktur in Deutschland. Und sogar eine Rezession ist wieder möglich. Deutschland steht vor einer Woche der Entscheidung. Wichtige Wirtschaftsdaten werden zeigen, ob die Rezession sogar schon begonnen hat.

Zum Schwur kommt es am Donnerstag. Dann veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal. Nach einer ersten Schätzung war die Wirtschaft zum Jahresbeginn stagniert. Mit diesem 0,0-Prozent-Wachstum wäre Deutschland haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt. Denn im vierten Quartal 2023 war das BIP bereits um 0,4 Prozent geschrumpft. Wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge sinkt, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“.

Revidiert das Statistische Bundesamt die BIP-Zahl am Donnerstag nur ein wenig nach unten, ruft die Behörde gleichzeitig die Rezession in Deutschland aus. Ökonomen halten das für realistisch. Denn zuletzt hagelte es schlechte Nachrichten. Die Produktion der Industrie blieb im März um 3,4 Prozent unter dem Februar. Die Auftragseingänge brachen zum Vorjahr um 10,7 Prozent ein. Das Auftragspolster der Industrie schrumpfte um 1,4 Prozent. Besonders schlecht sind Lage und Aussichten am Bau. Die Baugenehmigungen blieben im März um 30 Prozent unter dem Vorjahr. Deutsche Firmen exportierten im April um 5,7 Prozent weniger in Nicht-EU-Staaten. Das China-Geschäft schrumpfte um fast zehn Prozent.

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Und sogar die Gastwirte machten zum Frühlingsbeginn weniger Umsatz.

Die Ökonomen der Deutsche Bank Research sehen daher das klare „Risiko einer Abwärtsrevision“ des BIP. Sie weisen darauf hin, dass das Statistische Bundesamt zuletzt auch die erste Schätzung für das Wachstum im vierten Quartal sogar zweimal nach unten korrigiert hatte. Auch damals von einer 0,0-Prozent-Schätzung zuerst auf minus 0,2 Prozent, dann auf minus 0,4 Prozent. Besonders gespannt sind die Deutsche-Bank-Ökonomen auf die Entwicklung der Investitionen und des Konsums.

Konjunktur in Deutschland kippt Richtung Rezession

Wichtiger als die Frage, ob das BIP nun um Zehntelprozente im Plus oder im Minus liegt, ist daher die Gefahr, dass die Stimmung sich insgesamt verdüstert und die Konjunktur in Deutschland komplett kippt.

Darüber gehen Frühindikatoren Aufschluss. Ein wichtiger Indikator sind Konjunkturerwartungen des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Mannheimer Wirtschaftsforscher befragen dafür regelmäßig Finanzexperten in Unternehmen. Im Mai fielen die ZEW-Konjunkturerwartungen um 14,8 Punkte auf minus 10,7 Punkte und drehten damit zum ersten Mal seit Dezember wieder in den roten Bereich. Es war der dritte Rückgang in Folge.

„Ein Grund für den Rückgang des Stimmungsindikators ist die Erwartung einer noch stärkeren Anhebung der Zinsen durch die EZB“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Die deutsche Wirtschaft drohe, in eine Rezession zu rutschen.

Auf die Stimmung drückt auch die hartnäckige Inflation. Sie ging in Deutschland im April geringfügig auf 7,2 Prozent zurück. Das ist immer noch ein hohes Niveau. Der Rückgang seit dem Höchststand von 8,8 Prozent im Oktober verläuft langsamer als erwartet. Immerhin stiegen die Preise auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen wie den Importeuren, Herstellern und im Großhandel deutlich langsamer und sinken zum Teil. Dennoch dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im Juni erneut anheben. Sie strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Der Höhepunkt der Inflationswelle ist vorüber. Die Inflationsrate geht zurück. Aber werden die Preise auch sinken?
Der Höhepunkt der Inflationswelle ist vorüber. Die Inflationsrate geht zurück. Aber werden die Preise auch sinken?

Deutschland steht nun vor einer wegweisenden Woche. Wichtige Wirtschaftsdaten geben Aufschluss über die Stimmung in Unternehmen und bei Verbrauchern sowie die Einschätzung von Ökonomen. Am Dienstag veröffentlicht S&P seinen viel beachteten Einkaufsmanagerindex. Am Mittwoch folgt mit dem Geschäftsklima des Ifo-Instituts der wohl wichtigste Konjunkturindikator für Deutschland. Ebenfalls am Mittwoch gibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht eine Einschätzung zur Konjunktur. Am Donnerstag veröffentlicht die Gesellschaft für Konsumforschung das GfK-Verbrauchervertrauen. Und das Statistische Bundesamt teilt offiziell mit, ob die Rezession in Deutschland bereits begonnen hat.