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Deutsches Motorstottern hallt nach Osten: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Andra Timu über legendäre deutsche Wertarbeit. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Lautes Motorstottern

Ein deutscher Motor läuft und läuft und läuft. Das jedenfalls war die Erwartung und Erfahrung der meisten osteuropäischen Länder, als sie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zur verlängerten Werkbank der Industrie ihres größten und nächsten westlichen Nachbarn wurden. Und jahrzehntelang hat sich das für die Länder zwischen Ostsee und Schwarzem Meer durchaus ausgezahlt.

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Doch nun, da der deutsche Motor stottert wie einst der Vierzylinder eines Warszawa 203, sehen sich Länder wie Polen, Ungarn und Rumänien, die etwa 20% ihrer Exporte nach Deutschland schicken, von der deutschen Malaise ebenfalls infiziert. Das Schlussquartal zeigt eine unerwartete Schrumpfung in Rumänien, und ebenfalls enttäuschende Stagnation in Polen. Auch Ungarn, das am stärksten mit Deutschland verbundene Land, schafft nicht das erwartete Wachstum.

Viele der deutschen Industriegiganten wie Mercedes, Volkswagen, Siemens und Continental haben große Teile ihrer Produktion in den Osten verlagert, angelockt durch billigere Arbeitskräfte und steigende lokale Nachfrage. Volkswirte setzen nun darauf, dass die Verbraucher die Wirtschaft durch die Krise tragen und Osteuropa in diesem Jahr in Schwung halten. Ein Rückgang der Inflation und fallende Zinsen könnten dabei helfen, aber ohne eine Erholung der Industrie werden die Wachstumsraten wohl weit unter dem Potenzial bleiben.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Stephan Kahl und Alexander Kell: Freude & Ungemach, Banken locken mit Cash, Gesellenstück, ohne Not zu arm, und Fans gegen Heuschrecken 1:0.

Freude & Ungemach

Mecklenburg freut sich! Dank Siemens Energy entstehen rund 500 neue Stellen — allerdings nicht im Norden Deutschlands, sondern im gleichnamigen County im Osten von North Carolina. Angesichts des enormen Strombedarfs von Rechenzentren, die der Boom der Künstlichen Intelligenz in den USA mit sich bringt, haben sich die Münchner entschieden, 150 Millionen Dollar in die Hand zu nehmen und jenseits des Atlantiks mit der Produktion von Transformatoren zu beginnen. Ungemach vermeldete heute morgen Thyssenkrupp. Mit Blick auf die Kapitalkosten seiner ungeliebten Stahlsparte nahm der Konzern eine Abschreibung von rund 200 Millionen Euro vor und berichtete einen Quartalsverlust von 314 Millionen Euro. Angesichts rückläufiger Aufträge kappte das Management das Gewinnziel für einen womöglichen bis zu dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Stattdessen hofft man auf die Gewinnschwelle. Viele Aktionäre verkauften lieber. Der Börsenkurs fiel zeitweise mehr als 10% auf den niedrigsten Stand seit November 2022.

Banken locken mit Cash

Die Banken in Deutschland klagen seit Monaten über Fachkräftemangel. Rund 33.000 freie Stellen hatte die Branche im vierten Quartal ausgeschrieben. Zwar können die Institute mit weichen Faktoren wie Homeoffice oder Workation locken, doch am Ende zählt wie überall sonst im Leben wohl vor allem eines: Cash. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Löhne bei spezialisierten Jobs in der deutschen Bankenbranche steigen. Diese Beobachtung hat mit Robert Walters eine der größten Personalberatungen gemacht. Die Jahresgehälter würden derzeit um 5% Prozent oder mehr zulegen, während in anderen Branchen Zurückhaltung herrsche, berichtet Senior Director Thomas Hartenfels im Bloomberg-Interview. Hinter dem hohen Bedarf an Personal stehen vor allem zwei Entwicklungen — Ausbau der Geschäfte und demografischer Wandel. Viele Mitarbeiter stehen vor der Rente. Allein bei der LBBW wird in diesem Jahr eine niedrige dreistellige Zahl an Beschäftigten aus Altersgründen von Bord gehen. Der Altersdurchschnitt im deutschen Banking ist Hartenfels zufolge höher als in anderen Industrien.

Gesellenstück

Nach Fußmatten mit Signa-Logo, Toilettensets, Protz-Sitzungstischen und ähnlich erheiterndem Büroinventar kommen nun langsam substanziellere Vermögensgegenstände aus dem Signa-Reich von René Benko unter den Hammer. Der Insolvenzverwalter der Nobelsparte Signa Prime verkauft ein Portfolio mit vier der wertvollsten österreichischen Liegenschaften des gescheiterten Zampanos. Das Innsbrucker Kaufhaus Tyrol — von Signa selbst Ende 2020 auf gut 213 Millionen Euro taxiert — ist dabei auch symbolisch bedeutungsvoll, kann es doch als Benkos Gesellenstück gesehen werden, mit dem er auf der Entwickler-Bühne erstmals ein Ausrufezeichen setzte. Die anderen Objekte sind das Wiener Luxushotel Park Hyatt und das angrenzende “Goldene Quartier”, sowie das Gebäude des österreichischen Verfassungsgerichtshofs. Ob der für Ende 2020 angesetzte Gesamtwert von 1,26 Milliarden Euro realisiert werden kann, wird noch spannend. Für Deutschland sieht die NordLB jedenfalls Büroimmobilien weiterhin als das Sorgenkind an — kaum Neuvermietungen, fast keine Verkäufe.

Ohne Not zu arm

Die kulturelle Prägung der Europäer im Umgang mit Geld macht sie ärmer, als sie es sein müssten. Während die Aussichten für die Tech-Aktien der “Glorreichen Sieben” in den USA ein akzeptables Party-Thema sind, gilt in Europa die Börse oft als Hort des Glücksspiels, schreibt Bloomberg-Kolumnist Chris Bryant. Dabei müssten gerade die Europäer wegen Inflation und Demographie ein Interesse daran haben, aus Geldhaltern Anleger zu machen. Der Wert der Kapitalmarktanlagen der privaten Haushalte beträgt in der EU rund 90% des BIP, in den USA dagegen mehr als das Dreifache. Steuerliche Gründe spielen auch eine Rolle. Bundesfinanzminister Lindner sagte in dem Zusammenhang jüngst bei einer Bloomberg-Veranstaltung, er wolle “die Kapitalmarktabstinenz der deutschen Bevölkerung” überwinden. Wer sich und seiner Familie ein Vermögen aufbauen und über Generationen sichern will, sollte am besten in die Schweiz ziehen. In einer Untersuchung der Beratungsufirma Henley & Partners kommt Österreich auf Platz 7. Bewertet wurden Faktoren wie Bildung, Verdienstmöglichkeiten, berufliches Fortkommen, Lebensqualität und Beschäftigungsaussichten.

Fans gegen Heuschrecken 1:0

Blackstone hat sich aus dem umstrittenen Bieterverfahren für einen Anteil an den Medienrechten der Fußball-Bundesliga zurückgezogen, wie die DFL Deutsche Fussball Liga GmbH heute mitteilte und einen Bloomberg-Bericht damit bestätigte. Genauere Gründe wurden nicht genannt. Fans, die ausländischem Kapital kritisch gegenüberstehen, widersetzen sich dem Vorhaben. Kreisen zufolge war ein Grund für die Blackstone-Entscheidung die Sorge, dass sich ein Abschluss der Transaktion immer weiter nach hinten verschiebt. Zuletzt hatten Medienberichten zufolge einige Clubs eine erneute Abstimmung über das Geschäft gefordert. Am Wochenende starteten viele Spiele — darunter die Spitzenbegegnung zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen — wegen Fan-Protesten später. Die Partie Hamburger SV gegen Hannover 96 wurde unterbrochen, nachdem Hannover-Fans das Konterfei von Geschäftsführer Martin Kind hinter einem Fadenkreuz gezeigt hatten. CVC Capital Partners, das auch an den Medienrechten der französischen und spanischen Fußball-Ligen beteiligt ist, bleibt damit als einziger Bieter übrig. Die Fans können also noch auf 2:0 erhöhen. Die Premier League hat den Erwerb eines 25%-Anteils an Manchester United durch den britischen Milliardär Jim Ratcliffe genehmigt.

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