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Dax schließt unter 12.000 Punkten – Wirecard-Aktie verliert trotz höherer Gewinnziele

Die Handelsgespräche zwischen China und den USA sind das Ereignis dieser Börsenwoche. Was der Ausgang dieses Treffens für Anleger bedeuten dürfte.

Die Nervosität an den Märkten ist spürbar. Foto: dpa
Die Nervosität an den Märkten ist spürbar. Foto: dpa

Der deutsche Leitindex kann nach zwei positiven Handelstagen seine Gewinne nicht verteidigen. Der Dax rutscht am Dienstag im Handelsverlauf unter die Marke von 12.000 Punkten und schließt 1,1 Prozent im Minus bei 11.970 Zählern.

Die voraussichtlich am Freitagmittag europäischer Zeit endenden Handelsgespräche sind das Topereignis der Woche. Der Ausgang ist völlig ungewiss, die Nachrichten dazu sind wenig erfreulich. Trump verlangt offenbar, dass ein Abkommen zu 100 Prozent seinen Bedingungen entsprechen muss. Chinesische Offizielle deuten an, die Themenliste für die Gespräche sei deutlich geschrumpft.

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Für die Commerzbank-Analysten ist denkbar, dass Trump „etwas erreichen will“, um vom Amtsenthebungsverfahren abzulenken. Nicht auszuschließen sei aber auch, dass er seinen Ton gegenüber China verschärfen muss, um die Causa Biden zu überspielen. Ist der Ausgang komplett offen?

Investoren hoffen auf ein Ende des Handelsstreits, doch das ist nicht in Sicht. Der Ausgang der Verhandlungen hat mehr Enttäuschungspotenzial als ein möglicher Treiber für wieder steigende Kurse zu sein.

Denn ein Blick auf die denkbaren Szenarien zeigt folgende Varianten:

1. Kein Deal, aber Fortsetzung der Verhandlungen

2. Ein Mini-Deal mit weiterer Verhandlungsbereitschaft

3. Kompletter Abbruch der Verhandlungen

4. Vollständige Einigung

Nach Meinung der Commerzbank-Analysten dürfte China von den USA verlangen, die für den 15. Oktober angesetzten Zölle weiter zu verschieben, sollte eines der ersten beiden Szenarien eintreffen. „Das dürfte die kurzfristige Risikostimmung anheizen“, meinen die Experten.

Ein totales Fiasko für die Märkte wäre der komplette Abbruch der Verhandlungen. Doch das ist trotz der jüngst gescheiterten Nukleargespräche zwischen den USA und Nordkorea eher unwahrscheinlich. Warum sollten dann am Donnerstag und Freitag hochrangige Verhandlungen stattfinden?

Und eine vollständige Einigung? Das wäre der einzige Zündfunke für eine sofortige Rally, aber extrem unwahrscheinlich. Denn eine Einigung bei den Problemfeldern wie Patentschutz, Know-how-Transfers und US-Kapitalmarkt liegt nach wie vor in weiter Ferne. Und warum scheint China einen Mini-Deal anbieten zu wollen, bei dem alle strittigen Punkte ausgeklammert werden?

Fazit: Beide Seiten dürften vermutlich ihre Gespräche auf Arbeitsebene fortsetzen oder möglicherweise deren Aufschub oder Aussetzung ankündigen. Ein Ende des Handelsstreits ist vermutlich nicht in Sicht.

Mittlerweile sind bereits die Ölpreise um mehr als ein Prozent eingebrochen, nachdem das Weiße Haus Pläne zur möglichen Begrenzung der Kapitalströme nach China in Betracht zieht. Peking signalisierte, dass es Vergeltungsmaßnahmen ergreifen würde, nachdem die Trump-Administration acht der Technologieriesen des Landes auf eine schwarze Liste wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen gesetzt hatte. Das untergräbt die Aussichten auf einen Durchbruch bei den Gesprächen dieser Woche zwischen US-Beamten und Vizepremier Liu He, Chinas führendem Handelsunterhändler.

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) des US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) fiel bis zum Abend um mehr als ein Prozent auf 52,22 Dollar. Der Preis für die gleiche Menge der Nordseesorte Brent für Lieferung im Dezember sank um knapp ein Prozent auf 57,87 Dollar.

Keine eindeutige Prognose zur weiteren Dax-Entwicklung liefern derzeit die verschiedenen Sentimentumfragen. Während die Investmentberatungsfirma Sentix Kaufsignale sieht, erwartet der Experte Stephan Heibel nach Auswertung der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment und weiterer Indikatoren eine zweite Ausverkaufswelle. „Das absolute Stimmungsniveau ist noch nicht bei Angst und Panik angelangt“, meint er.

Allerdings sei die Stimmung bereits so schlecht, dass Anleger bei extrem ausverkauften Titeln schon erste, vorsichtige Käufe tätigen können. Gleichzeitig sollten sie aber ausreichend Cash zurückhalten, um im Fall einer zweiten Ausverkaufswelle weitere Käufe vorzunehmen.

Joachim Goldberg, der eine Umfrage der Börse Frankfurt auswertet, glaubt zwar laut seiner Auswertung vom vergangenen Mittwoch, dass ein großer Teil der Nachfrage weggebrochen ist, der Dax „dennoch nicht auf völlig verlorenem Poste“ stehe.

Angesichts weit verbreiteter Rezessionssorgen haben die deutschen Unternehmen mit einem Produktionsplus im August überraschend ein Hoffnungszeichen gesetzt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,3 Prozent mehr her als im Vormonat. Ökonomen zeigten sich überrascht, da sie nach einem Rückgang von 0,4 Prozent im Juli mit einem leichten Minus gerechnet hatten.

„Das leichte Produktionsplus im August verschafft nur etwas Luft. Angesichts der rückläufigen Auftragseingänge der Betriebe kann für die weitere Entwicklung der Geschäfte der Unternehmen aber keine Entwarnung gegeben werden“, warnt die Konjunkturexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Katharina Huhn. Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank sieht die Produktionsdaten auch wegen der anhaltenden Auftragsflaute der Industrie eher als „Strohfeuer“.

Für Verunsicherung sorgte zudem der geplante Militäreinsatz der Türkei gegen eine Kurden-Miliz im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien. Daher traten Türkei-Anleger den Rückzug an. Der Leitindex der Istanbuler Börse verlor zeitweise rund zwei Prozent, und auch die Währung des Landes geriet unter Druck.

Blick auf die Einzelwerte

Wirecard: Der Zahlungsdienstanbieter erwartet in den nächsten Jahren ein stärkeres Geschäft und hat seine Ziele für das Jahr 2025 angehoben. Um etwa ein Fünftel sollen Umsatz und Gewinn über dem bisherigen Plan liegen. Die neuen Ziele überträfen seine bisherigen Erwartungen, schrieb Analyst Knut Woller von der Baader Helvea Bank. Wirecard-Aktien gewannen zunächst an Wert, doch schnell setzten Gewinnmitnahmen ein. Die Aktie verlor bis zum Handelsende 4,6 Prozent und war damit größter Tagesverlierer im Dax.

Uniper: Nach langem Tauziehen und heftigem Streit übernimmt der finnische Versorger Fortum den Energiekonzern. Fortum will von den aktivistischen Investoren Elliott und Knight Vinke für 2,3 Milliarden Euro Anteile von mehr als 20,5 Prozent an Uniper erwerben. Damit steige der Anteil auf 70,5 Prozent. Die Uniper-Aktie verliert mehr als acht Prozent.

Qiagen: Die Titel des Biotechunternehmens geben sogar um mehr als 20 Prozent nach. Das ist der größte Kursrutsch seit 2002. Der überraschende Abgang des langjährigen Qiagen-Chefs Peer Schatz sorgt für Verunsicherung. Ein weiterer Auslöser des Ausverkaufs seien die enttäuschenden Quartalsergebnisse, schrieb Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies.

Easyjet: Mit Verkäufen reagieren Anleger auf die Ergebnisse der Airline. Die Aktien des britischen Billig-Fliegers fielen am Dienstag um mehr als sieben Prozent. Die Papiere des Erzrivalen Ryanair verloren mehr als ein Prozent. Investoren seien enttäuscht, dass der Gewinn des abgelaufenen Geschäftsjahres mit umgerechnet 480 Millionen Euro im Rahmen der angepeilten Spanne geblieben sei, schrieben die Analysten vom Brokerhaus Goodbody. Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets machte dagegen Gewinnmitnahmen für die Verkäufe verantwortlich. Schließlich sei die EasyJet-Aktie am Montag zeitweise auf ein Fünf-Monats-Hoch gestiegen.

London Stock Exchange: Die geplatzte Übernahme durch die Hongkonger Börse brockt der LSE den größten Kursrutsch seit mehr als drei Jahren ein. Die Aktien des Londoner Börsen-Betreibers fallen um rund sechs Prozent.

Nordex: Der Hamburger Windanlagenbauer Nordex steht vor der Übernahme durch seinen Großaktionär Acciona. Die Spanier stockten ihre Beteiligung durch eine 99 Millionen Euro schwere Kapitalspritze auf 36,3 von 29,9 Prozent auf. Dadurch wird zugleich ein Kaufangebot an die restlichen Nordex-Aktionäre fällig.

Acciona bietet den Nordex-Aktionären je 10,32 Euro für ihre Anteile. Für die neuen Aktien zahlten die Spanier je 10,21 Euro, etwas mehr als den Schlusskurs vom Montag. Die Nordex-Anleger spekulieren aber auf mehr: An der Börse ließ die angekündigte Offerte Nordex-Aktien um mehr als fünf Prozent auf 10,72 Euro nach oben schnellen. Die zweitgrößte Anteilseignerin von Nordex, die Milliardärin Susanne Klatten (BMW) will ihren Anteil von gut fünf Prozent nicht an die Spanier abgeben, wie ein Sprecher der Familie Quandt sagte. Acciona-Aktien büßten an der Börse in Madrid rund fünf Prozent ein.

Was die Charttechnik sagt

Am gestrigen Handelstag hatte sich der Dax nach den heftigen Abverkäufen der vergangenen Wochen noch stabilisiert. Doch für die technischen Analysten der Helaba überwiegen weiterhin die Abwärtsrisiken. Auch wenn der Dax die 50-Tagelinie (aktuell bei 12.018 Punkten), Gradmesser für den mittelfristigen Trend, wieder überwinden konnte.

Viel erreicht hat der Index trotz zwei Gewinntagen in Folge laut Charttechnik noch nicht. Erst bei Kursen oberhalb von 12.142 Zählern gäbe es erste Entspannungssignale.

Auf der Oberseite bilden die Hochs der vergangenen vier Wochen bei knapp 12.500 Punkten im Zusammenspiel mit dem Hoch von Mai (12.436 Punkte) sowie dem ehemals wichtigen Allzeithoch von April 2015 bei 12.391 Punkten die entscheidenden Barrieren auf dem möglichen Weg nach Norden.

Die aktuell wichtigste Unterstützung bietet derzeit die 200-Tagelinie, der Gradmesser für den längerfristigen Trend. Diese momentan steigende Linie notiert derzeit bei 11.803 Punkten.

Analystencheck: RBC hebt Eon-Kursziel an

Das Analysehaus RBC hat Eon von „Sector Perform“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von 10 auf 10,25 Euro angehoben. Das Papier des Energiekonzerns sei an der Börse deutlich weniger wert als Branchenkollegen, schrieb Analyst John Musk in einer am Montag vorliegenden Studie. Die Zukunft des Unternehmens könne an einem Wendepunkt sein.

35 Studien beschäftigen sich im Handelsblatt-Analystencheck mit der Eon-Aktie. Den zehn Kaufempfehlungen steht 13 Mal der Rat „Halten“ gegenüber und zehn Analysten geben eine Verkaufsempfehlung.
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