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Dax gönnt sich eine Verschnaufpause – Wie die Beinahe-Pleite eines US-Hedgefonds die Kurse beeinflusst

Die milliardenschwere Rettung eines US-Hedgefonds sorgt für Turbulenzen am deutschen Markt. Im Fokus stehen zwei bei Privatanlegern beliebte Aktien.

Auf der Unterseite steht die Marke von 13.500 Punkten im Fokus. Foto: dpa
Auf der Unterseite steht die Marke von 13.500 Punkten im Fokus. Foto: dpa

Der deutsche Aktienmarkt legt nach den deutlichen Kursgewinnen des Vortages eine Verschnaufpause ein. Vormittags gibt der Dax 0,5 Prozent nach und notiert bei 13.798 Punkten. Der deutsche Leitindex schloss am Dienstag 1,7 Prozent im Plus, nachdem er am Montag noch 1,7 Prozent verloren hatte.

Mit den gestrigen Kursgewinnen hat sich die technische Lage im Dax wieder entspannt. Das Börsenbarometer hat sich von der wichtigen Unterstützung bei 13.500 Punkten deutlich entfernt. Nun liegt der Index wieder in der Mitte dieser Handelsspanne, deren obere Begrenzung das Rekordhoch mit 14.132 Zählern ist.

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Derweil zeigt die Entwicklung bei Melvin Capital die Schnelllebigkeit in der Finanzbranche. Seit seiner Gründung im Jahre 2014 hat der US-Hedgefonds laut dem „Wall Street“ jährliche Renditen von 30 Prozent erzielt – doch nun musste er von Mittbewerbern gerettet werden. Die Hedgefonds Citadel und Point72 Asset Management haben dafür 2,75 Milliarden Dollar investiert und erhalten fortan einen Anteil am künftigen Melvin-Umsatz.

Offenbar hatte sich Melvin-Gründer Gabriel Plotkin mit einer Reihe von Shortwetten verzockt, unter anderem mit einer Wette auf fallende Kurse bei der Aktie des Videospielhändlers Gamestop. Der Versuch scheiterte, weil viele junge Trader den Kurs dieser Aktie regelrecht explodieren ließen.

Die Situation bei Melvin Capital wirkt sich auch auf den deutschen Aktienmarkt aus. Denn Melvin setzt laut Bundesanzeiger (Stand 25. Januar) seit längerer Zeit auf einen Kursverfall bei zwei deutschen Aktien: Varta und Evotec. Falls Melvin diese Wette nun auflöst – oder zumindest reduziert –, könnte dies massiven Einfluss auf die Kursentwicklung der Papiere haben.

Shortseller leihen sich Aktien und verkaufen sie in der Hoffnung, sie zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen zu können, um sie dann an den Verleiher zurückzugeben. Die Differenz, abzüglich einer Leihprämie, ist ihr Gewinn. Sollte Melvin den verkauften Anteil schnell wieder zurückkaufen, dürfte das andere Shortseller unter Druck setzen, ebenfalls zu verkaufen, damit die Verluste nicht ausufern. In vielen Fällen kommt es in der Folge zu einem sogenannten „Short Squeeze“, einem fulminanten Kursanstieg ohne fundamentale Gründe.

Einen Vorgeschmack gab es bereits am gestrigen Handelstag. Der Evotec-Aktienkurs stieg um rund zehn Prozent und erreichte den höchsten Stand seit 20 Jahren. Mehr Short-Squeeze geht kaum. Offenbar sah sich Melvin genötigt, einen großen Teil der Papiere zurückzukaufen.

Die neuen Shortquoten (vom Dienstag) werden erst im Laufe des heutigen Tages veröffentlicht. Dennoch deutet vieles auf eine Beteiligung der Hedgefonds hin. Das Handelsvolumen am Dienstag lag bei 3,4 Millionen Papieren und war damit sechsmal so hoch wie am Vortag.

Damit steht aber auch fest: Selbst wenn Melvin der einzige Verkäufer am Dienstag gewesen wäre – was extrem unwahrscheinlich ist –, müsste der Hedgefonds weitere sechs Millionen Papiere zurückkaufen, um die gesamte Shortposition zu schließen. Drei andere Hedgefonds haben insgesamt weitere 4,2 Millionen Papiere verkauft. Eine spannende Situation.

Zum Handelsauftakt am Mittwoch geht das Spielchen munter weiter. Der Handel verläuft sehr volatil. Im Frühhandel springt das Evotec-Papier um bis zu 30 Prozent hoch und erreicht mit 43 Euro ein neues 20-Jahres-Hoch. Mittlerweile beläuft sich das Plus noch auf rund zehn Prozent.

Das Handelsvolumen ist extrem hoch. Allein in den ersten 30 Minuten wurde mehr als eine Million Papiere gehandelt, ein Vielfaches gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen Wochen. Vermutlich kaufen die Hedgefonds weiter, während Kleinanleger diese Kursentwicklung ausnutzen wollen.

Etwas anders sieht die Lage bei der Aktie des Batterieherstellers Varta aus. Sie stieg am Dienstag um 3,2 Prozent auf ein neues Rekordhoch. Das Handelsvolumen hat sich am Montag und Dienstag mit jeweils rund 820.000 Papieren gegenüber dem Durchschnitt des vergangenen Monats knapp vervierfacht. Von einem Short-Squeeze war aber noch nichts zu sehen.

Dennoch stehen die vier Hedgefonds nun mächtig unter Druck. Den Daten des Bundesanzeigers vom 25. Januar zufolge müssen sie noch 2,9 Millionen Papiere zurückkaufen. Allein bei Melvin beläuft sich die absolute Zahl auf rund 1,75 Millionen. Zum Handelsbeginn geht es auch bei der Varta-Aktie deutlich nach oben: Sie erreicht mit 168 Euro ein weiteres Rekordhoch.

Blick auf die Einzelwerte

Software AG: Die Nummer zwei in Deutschland hinter SAP sieht sich trotz eines Umsatzrückgangs im vierten Quartal in der Spur beim Konzernumbau. Das Unternehmen sei zuversichtlich, „mittelfristig und darüber hinaus ein nachhaltiges profitables Wachstum zu erreichen“.

Das MDax-Unternehmen will das Geschäft stärker auf die Cloud ausrichten und damit auf wiederkehrende Umsätze durch Abonnements statt auf Lizenzen, die einmalig bezahlt werden. Dafür muss der Konzern viel Geld in die Hand nehmen. Im laufenden Jahr will die Software AG nun Investitionen vorziehen und rechnet damit, dass der Produktumsatz nicht fällt, sondern maximal um fünf Prozent steigt. Die Aktie gibt zur Eröffnung um 0,5 Prozent nach.

Sartorius: Der Laborausrüster sieht sich nach kräftigen Zuwächsen im Vorjahr weiter im Aufwind. Daher werde der Konzern seine Produktionskapazitäten noch einmal erweitern und beschleunigen. Deswegen steigt das Papier um 3,8 Prozent.

Global Fashion Group: Die Aktien steigen um 4,7 Prozent. Die Bank HSBC hat das Kursziel für den Online-Modehändler auf 15 Euro von zuvor 9,50 Euro hochgesetzt. Das von der schwedischen Investmentgesellschaft Kinnevik und der deutschen Rocket Internet gegründete Unternehmen für den Onlinehandel mit Kleidung in Schwellenländern ist ein Profiteur der Coronakrise. In den vergangenen zwölf Monaten stieg der Aktienkurs um mehr als 490 Prozent.

Was die Dax-Charttechnik sagt

Die derzeitigen Leitplanken für den deutschen Leitindex sind fest umrissen: Auf der Unterseite steht die Marke von 13.500 Punkten im Fokus. Mittelfristig agierende Anleger können je nach Strategie und Risikobereitschaft ihre Stop-Loss-Marke in diesem Bereich einziehen.

Auf der Oberseite ist das Rekordhoch von 14.132 Zählern der erste Widerstand. Darüber dient für die technischen Analysten der Bank HSBC die Marke von 14.228 Punkten als nächste Anlaufstelle. Aus charttechnischer Sicht lässt sich in den kommenden Tagen und Wochen aber auch ein Kursziel von zunächst 14.700 Zählern ableiten.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.