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Dax auf Erholungskurs – Gelernte Sorglosigkeit der Anleger könnte für neue Turbulenzen sorgen

Offenbar haben viele heimische Anleger die niedrigeren Aktienkurse für Käufe genutzt. Doch diese Käufer dürften dem Markt nicht lange treu bleiben.

Im Blick der Anleger bleibt die Entwicklung der Coronavirus-Pandemie. Foto: dpa
Im Blick der Anleger bleibt die Entwicklung der Coronavirus-Pandemie. Foto: dpa

Nach drei verlustreichen Handelstagen entspannt sich die Lage am heutigen Donnerstag etwas. Der Dax steigt in der ersten Handelsstunde um 0,2 Prozent auf 12.584 Punkte.

Allein am gestrigen Mittwoch verlor der deutsche Leitindex 4,2 Prozent und ging bei 11.560 Punkten aus dem Handel. In den vergangenen neun Tagen hat das Börsenbarometer mehr als zehn Prozent verloren.

Noch vier Handelstage (inklusive dem heutigen Donnerstag), dann steht hoffentlich fest, wer neuer US-Präsident wird. Denn neben dem „Lockdown light“, der am gestrigen Mittwoch beschlossen wurde, ist der ungewisse Ausgang der US-Wahl der Hauptgrund, warum die Kurse so deutlich abrutschen.

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Denn von dem Ausgang der Wahl hängt beispielsweise ab, ob es zu einem US-Konjunkturpaket kommt und wie hoch es ausfällt. Erwartet wird eine Größenordnung von zwei Billionen Dollar.

Derzeit antizipieren Anleger einen ungewissen Wahlausgang und verkaufen lieber. Der schwache Euro in den vergangenen Tagen ist auch ein Indiz dafür, das sich verstärkt ausländische Investoren vom deutschen Aktienmarkt verabschiedet haben.

Die Erfahrung hinter den massiven Verkäufen: Im Jahr 2000 dauerte es nach der Wahl fünf Wochen, bis der neue US-Präsident feststand. Die Aktienmärkte gaben in dieser Zeit zwölf Prozent nach.

Was aber auch bedeutet: Sollte es am 3. November einen eindeutigen Sieger geben, dürfte die Zeit der deutlichen Kursverluste vorbei sein.

Aber genau dieser Rückschluss aus dem Kursverlauf der Vergangenheit dürfte verhindern, dass sich der deutsche Aktienmarkt in den kommenden Handelstagen erholt. Das zeigt die Auswertung der aktuellen Sentimentumfrage der Börse Frankfurt.

Im Gegenzug zu vielen Ausländern, die sich vom deutschen Markt verabschiedet haben, sind die heimischen Investoren im Zuge des Kursverfalls eingestiegen. Sie haben gelernt: In den vergangenen Monaten wurde jede noch so große Dax-Korrektur schnell aufgefangen, seit März gab es keine so starke Kurseinbrüche mehr.

„Man könnte auch von einer gelernten Sorglosigkeit sprechen“, meint Verhaltensökonom Joachim Goldberg. Die Gruppe der Optimisten, die steigende Kurse erwarten, hat allein in den vergangenen beiden Wochen um rund ein Drittel zugenommen.

Seine Prognose: Die neuen Käufer dürften dem Dax nicht allzu lange treu bleiben, wenn dieser nicht alsbald Kursgewinne liefert. Bereits ab 12.000 Punkte dürften diese Optimisten Gewinne mitnehmen.

Das größere Problem liegt auf der Unterseite: Sollte der Dax weiter fallen, würden viele der neue Käufer die Notbremse ziehen und verkaufen. Das dürfte den Abwärtstrend verschärfen.

Auch das Handelsvolumen untermauert die angeschlagene Marktverfassung. Am gestrigen Dienstag gab es waren die sorgt für einen weiteren Wermutstropfen, denn abgesehen vom Septemberverfall waren gestern die höchsten Umsätze der letzten Monate zu verzeichnen. Die Volumenentwicklung untermauert also die angeschlagene Marktverfassung.

Termine heute

Wegen der explodierenden Coronavirus-Infektionszahlen und des erneuten Stillstands in Teilen der europäischen Wirtschaft erhoffen sich Börsianer von den Führungsmitgliedern der EZB, die am heutigen Donnerstag tagt, weitere Geldspritzen. §Es besteht die Möglichkeit, dass sie die Geldpolitik tatsächlich lockern", sagte Volkswirt Paul Diggle vom Vermögensverwalter Aberdeen Standard. "Es ist aber wahrscheinlicher, dass sie den Donnerstag nutzen, um eine Lockerung im Dezember anzudeuten, wenn eine neue Reihe von makroökonomischen Prognosen vorliegt.W

Blick auf die Einzelwerte

Volkswagen: Die Aktien von Volkswagen notieren 1,3 Prozent fester. Dem Autobauer ist nach dem Corona-bedingten Geschäftseinbruch die Rückkehr in die Erfolgsspur gelungen.

Delivery Hero: Mit einem Aufschlag von 2,9 Prozent werden die Aktien von Delivery Hero gehandelt und stehen damit an der Dax-Spitze. Die Experten der HSBC und der Credit Suisse hoben ihre Kursziele auf 111 beziehungsweise 124 Euro an. Der Essenslieferdienst hatte zuvor angekündigt, die Corona-Krise für weiteres Wachstum zu nutzen.

Fresenius: Der Konzern bekräftigte seine im Juli wegen der Corona-Krise gesenkte Prognose. Demnach rechnet der Konzern mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von drei bis sechs Prozent, das Ergebnis könne sich in einer Bandbreite von minus vier bis plus ein Prozent entwickeln. Die Aktie steigt um zwei Prozent.
Grenke: Die Aktien legen 3,8 Prozent zu. Der Leasingkonzern zieht nach dem Angriff eines britischen Investors Konsequenzen für seine Strategie. Der Vorstand wird vergrößert um einem Risikochef und das seit der Leerverkaufsattacke im Fokus stehende Franchise-Geschäft wird in den Konzern integriert,

Blick auf andere Assetklassen

Der Lira-Verfall geht munter weiter, die neue Rekordmarken liegen bei 9,7724 Lira (gegenüber dem Euro) und 8,3125 Lira gegenüber dem Dollar. Mehr als 45 Prozent hat die türkische Währung seit Jahresanfang gegenüber der Gemeinschaftswährung verloren.

Über diesen weiteren Verfall dürfen sich Anleger nicht wundern. Denn am gestrigen Montag äußerte sich Notenbankchef Murat Uysal. Er hob die Inflationsprognosen für 2020 und 2021 um jeweils 3,2 Prozentpunkte an. Glaubt aber, dass die Teuerung innerhalb ihres Prognosehorizonts auf magische Weise zurück auf ihr Ziel von fünf Prozent fallen wird. Und die türkische Lira sei „extrem unterbewertet“. Spötter behaupten, die Sichtweise ist ein Märchen aus 1001er Nacht.

Korrekte Daten zeigen ein anderes Bild. So hat die türkische Zentralbank hat im großen Stil Gold aus ihrer Währungsreserve verkauft und innerhalb eines Monats fast acht Prozent ihrer in Gold gehaltenen Währungsreserve auf den Markt. Der Gold-Verkauf ist ein weiteres Indiz dafür, wie stark die türkische Währung unter Druck steht – und wie schwer es der Zentralbank fällt, sich gegen den Absturz der Lira zu stemmen.

Mit dem Verfall der Währung geht auch ein Anstieg der Risikoprämie einher. Die Höhe der Kreditausfallversicherungen bei türkischen Staatsanleihen (Fachjargon: credit default swaps, cds), um sich vor der Insolvenz des Staates abzusichern, steigt deutlich.

Mittlerweile müssen Investoren für eine fünfjährige Staatsanleihe jährlich 5,57 Prozent zahlen, um sich abzusichern. Dies ist der höchste Wert der vergangenen zwölf Monate und damit auf dem gleichen Niveau während der vergangenen Währungskrise im Oktober/September 2018. Lediglich im April 2020, auf dem Höhepunkt der Coronakrise erreichte der CDS-Wert mit 6,35 Prozent ein höheres Level.

Zum Vergleich: Der CDS-Wert für bundesdeutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren liegt bei 0,11 Prozent


Was die Charttechnik sagt

Es bleibt dabei: Bei 11.000 Punkten liegt das nächste Kursziel. Hinter dieser Berechnung steckt folgendes: Der Dax hat sich längere Zeit in einer Seitwärtsspanne von 1200 Punkten bewegt und diese mit dem Rutsch unter die Marke von 12.200 Zählern aufgelöst. 12.200 minus 1200 ergibt dann 11.000 Punkte, so funktioniert technische Analyse. Die kann man belächeln, bietet aber oftmals wichtige Anhaltspunkte.

Beeindruckend ist das Rekordtempo, das der Dax vorlegt. Er hat bereits mehr als die Hälfte dieser Abwärtsbewegung schon erreicht. Am dritten Handelstag in dieser Woche gab es bereits die zweite Abwärtskurslücke. Solche Abwärtskurslücken entstehen, wenn der tiefste Punkt eines Handelstags über der höchsten Notierung des Folgetags liegt.

Die Kurslücke am gestrigen Mittwoch mit 12.035 Punkten (tiefster Kurs am Dienstag) und 11.852 Zählern (höchste Notierung am Mittwoch) unterstreicht die schwache Verfassung des Marktes. Auf dem Weg Richtung 11.000 Punkte gilt es noch eine alte Kurslücke von Ende Mai bei 11.430/11.391 Punkten zu schließen.

Eine Besserung der Lage würde sich erst ergeben, wenn der Dax wieder den Bereich um 12.200 Zähler überwinden würde.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.