Credit Suisses Nachranganleihen über 16 Mrd. Franken nun wertlos
(Bloomberg) -- Die Inhaber der riskantesten nachrangigen Anleihen der Credit Suisse Group AG haben einen historischen Verlust erlitten. Mit der Übernahme durch die UBS Group AG wurden sogenannte Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) im Wert von rund 16 Milliarden Franken für wertlos erklärt.
Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:
Swiss Are On the Hook for $13,500 Each on Credit Suisse Bailout
UBS Aims to Boost Its Dealmaker Ranks, Not Spin Out First Boston
CSX’s New CEO Has a Big Idea for Railroads: Carry More Freight
Zur Steigerung des Kernkapitals löst der Rettungsdeal eine “vollständige Abschreibung” aller AT1-Anleihen aus, teilte die Schweizer Finanzaufsicht Finma am Sonntag mit. Die Aktionäre der Bank erhalten hingegen 3 Milliarden Franken in UBS-Aktien.
Mehr zum Thema: UBS kauft Credit Suisse für 3 Mrd. Franken in Notfall-Übernahme
Die Abschreibung ist die bisher größte auf Papiere dieser Art, die in Europa einen rund 250 Milliarden Euro schweren Markt darstellen. Bislang wurden erst einmal AT1-Bonds abgeschrieben, als 2017 die spanische Banco Popular SA von der Banco Santander SA für einen Euro übernommen wurde. Allerdings ging hier der Verlust von 1,35 Milliarden Euro AT1-Anleihen einher mit der vollständigen Abschreibung des Eigenkapitals.
In der Regel sind die Aktionäre die ersten, deren Kapital aufgezehrt wird, bevor Anleihegläubiger drankommen. Diesen Punkt hatte auch die Credit Suisse in einer Präsentation für Investoren Anfang dieser Woche hervorgehoben. Deshalb hat die Entscheidung, die Papiere leer ausgehen zu lassen, bei einigen AT1-Anleiheeignern der Credit Suisse eine wütende Reaktion hervorgerufen.
“Das macht einfach keinen Sinn”, sagte Patrik Kauffmann, Portfoliomanager bei Aquila Asset Management AG. “Das wird ein totaler Schlag für den AT1-Markt sein. Das können Sie mir glauben.” Seiner Meinung hätten die AT1-Halter noch vor den Aktionären bedient werden müssen. “Die Seniorität in der Kapitalstruktur muss respektiert werden”, so Kauffmann.
AT1-Anleihegläubiger
Pacific Investment Management Co., Investo Ltd. und BlueBay Funds Management Co. SA gehörten laut Bloomberg-Daten zu den vielen Fondsmanagern, die AT1-Anleihen von Credit Suisse im Portfolio hatten. Ihre Bestände können sich seit den letzten Pflichtmitteilungen allerdings geändert haben oder verkauft worden sein.
Pimco und BlueBay lehnten Stellungnahmen ab, als sie am Freitag — also vor Bekanntgabe der Credit-Suisse-Übernahme — von Bloomberg News kontaktiert wurden. Eine Sprecherin von Invesco sagte, dass die Investmentteams die Entwicklungen weiterhin beobachten.
AT1-Anleihen wurden nach der globalen Finanzkrise eingeführt, um als Puffer zu dienen, wenn Banken zu scheitern drohen. Sie sind so konzipiert, dass sie den Anleihegläubigern dauerhafte Verluste aufbürden oder in Eigenkapital umgewandelt werden können — daher sind sie auch als Convertible Capital bekannt —, wenn die Eigenkapitalquoten unter ein vorher festgelegtes Niveau fallen, wodurch die Bilanz der Bank gestützt wird und sie ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten kann.
Einige Investoren begrüßen die Tatsache, dass dieses inhärente Risiko sich tatsächlich materialisiert. John McClain, Portfoliomanager bei Brandywine Global Investment Management, weist darauf hin, dass die Inhaber der Anleihen wussten, dass sie in ein hochverzinsliches Risiko investiert haben.
“Es ist absolut richtig, zu verhindern, dass sich Moral Hazard in diesen Teil des Marktes einschleicht”, sagte er. “Diese Anleihen wurden für Momente wie diesen geschaffen. Ähnlich wie Katastrophenanleihen.”
Überschrift des Artikels im Original:Credit Suisse’s $17 Billion of Risky Bonds Are Now Worthless (2)
©2023 Bloomberg L.P.