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Covestro, Lanxess, Evonik: Chemiebranche profitiert von Chinas schneller Erholung

Die Chemieindustrie kommt stabil durch die Krise und erwartet nächstes Jahr wieder Wachstum. Treiber der Erholung war die chinesische Wirtschaft.

Im Herbst 2020 konnte Covestro den lang erwarteten Großzukauf verkünden: Für 1,6 Milliarden Euro übernimmt der Dax-Konzern die Beschichtungssparte des niederländischen Konkurrenten DSM und stärkt damit sein drittes Standbein neben beiden den großvolumigen Kunststoffgeschäften.

Die Leverkusener nutzten die besondere Lage in der Chemie zum Jahresende: Nach dem Konjunktureinbruch kam die Industrie im dritten Quartal überraschend stark in Fahrt. Mit diesem Rückenwind wagten sich einige Hersteller schon wieder an Übernahmeprojekte. Dieser Umbau wird 2021 weiter an Fahrt gewinnen, erwarten Branchenexperten.

„In Deutschland und dem deutschsprachigen Raum bahnen sich bereits im ersten Quartal 2021 größere Deals im Bereich der Spezial- und Feinchemie an“, analysiert die Beratungsgesellschaft Kearney in einer Studie. Dieser Trend dürfte sich bis ins Jahr 2022 hinein verstärken – vorausgesetzt die Weltkonjunktur bricht nicht erneut ein.

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Danach sieht es zum Jahreswechsel nicht aus. Die deutsche Chemieindustrie präsentiert sich trotz des neuerlichen Lockdowns in Deutschland und anderen europäischen Ländern zuversichtlich. Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat sich die Stimmung in den Unternehmen trotz der zweiten Infektionswelle noch nicht eingetrübt. Die Nachfrage sei stabil.

Die Erholung in der Branche hatte sich seit dem Sommer bereits abgezeichnet und beschleunigt. Hersteller von Pharmawirkstoffen sowie Chemikalien für Bauindustrie und Elektronik hatten schon zuvor über stabile Geschäfte berichtet. Sie profitierten davon, dass nach dem ersten Lockdown die Menschen ihre Wohnungen und Häuser renovierten und mit neuer Elektronik ausrüsteten, sei es zur Unterhaltung oder zur Kommunikation. Das Medizingeschäft verlief ohnehin stabil.

Diese punktuelle Besserung mündete dann in eine Erholung auf breiter Basis im dritten und vierten Quartal. Treiber dieser Entwicklung war vor allem die chinesische Wirtschaft. Das Land ist der größte Markt für Chemikalien und Kunststoffe weltweit und kam nach den harten Reaktionen auf die Corona-Pandemie schon im Frühsommer aus der Krise. Die US-Wirtschaft lief zur Überraschung vieler Hersteller stabil, Europa erholte sich langsam.

Genau so ist im Prinzip auch die wirtschaftliche Situation zum Start ins neue Jahr. 2021 erwartet der VCI eine Rückkehr des Wachstums. Er rechnet für die Branche mit einem Umsatzplus von 2,5 Prozent auf dann 191 Milliarden Euro. Die Chemie ist Deutschlands drittgrößter Industriezweig und beliefert nahezu alle Branchen. Sie gilt deswegen auch als guter Indikator für die allgemeine Konjunkturlage.

Verzögerungen in den Lieferketten möglich

Die Chemiefirmen erwarten allerdings, dass eine Rückkehr auf das Niveau von 2019 frühestens 2022 erreicht wird. „Wir werden Ende nächsten Jahres nicht hier sitzen und die Champagnerkorken knallen lassen“, sagt VCI-Präsident Christian Kullmann. Er weiß, dass die Lage unsicher bleibt. Vor allem die Entwicklung des Europageschäfts hängt davon ab, wie lange ein Lockdown aufrechterhalten wird.

Die Produktion an sich können die Chemiefirmen gut aufrechterhalten, denn die Hygienekonzepte in den Anlagen und die Umstellung auf mobiles Arbeiten der Verwaltung funktionieren. Einige Hersteller haben derzeit ohnehin Betriebsferien.

Probleme könnten höchstens Verzögerungen in den Lieferketten bringen, doch die sind laut VCI noch nicht absehbar. Schon im ersten Lockdown haben die anfänglichen Beschaffungsprobleme die Chemieunternehmen nicht sonderlich lang belastet. Die meisten Anlagen standen nur wenige Tage oder Wochen still.

Allerdings fahren die Unternehmen aktuell nur auf Sicht, die Auftragslage ist nur für wenige Wochen absehbar. 71 Prozent der Manager aus der Chemieindustrie erwarten, dass die verminderte Planbarkeit länger anhalten wird, wie die aktuelle Chemonitor-Umfrage der Beratungsgesellschaft Camelot ergab. Nur 38 Prozent gehen davon aus, dass nach Anwendung eines Impfstoffs die Coronakrise vollständig überwunden sein wird.

Die Ratingagentur Moody’s erwartet für die globale Chemieindustrie eine kurze Phase der Schwäche zur Beginn des Jahres im Zuge der Pandemiebekämpfung. Spätestens aber im zweiten Quartal rechnen die Experten mit einem breit angelegten Aufschwung. Davon dürfte auch der größte deutsche Chemiehersteller, BASF, mit seinem großen Produktportfolio profitieren.

Lanxess auf Expansionskurs

Trotz der aktuellen Unsicherheit treiben viele Chemieunternehmen die interne Neuordnung voran. Zahlreiche Anbieter prüfen derzeit bereits wieder Übernahmen. Dabei sticht die Kölner Lanxess AG heraus, die recht stabil durch die Krise gekommen ist und gut zwei Milliarden Euro für externe Verstärkungen in der Kasse hat.

Lanxess wird derzeit mit mehreren anstehenden Deals in Verbindung gebracht. Die Kölner sind laut Finanzkreisen in der engeren Auswahl der Bieter für die Spezialchemiesparte von Lonza. Die Schweizer wollen sich auf das Geschäft mit Pharmawirkstoffen konzentrieren.

Die zum Verkauf stehenden Geschäfte würden sehr gut in das neu gegründete Lanxess-Segment Consumer Protection passen, dass die Kölner ausbauen wollen. Dabei geht es etwa um Hygieneprodukte und Oberflächenschutz. Allerdings erwartet Lonza einen Kaufpreis von rund drei Milliarden Euro für die Sparte.

Mehrere Finanzinvestoren sind ebenfalls stark an dem Kauf interessiert. Das gilt auch für das Rennen um den amerikanischen Chemiekonzern Emerald Kamala Chemicals. Laut der Finanzagentur Bloomberg interessiert sich Lanxess auch für dieses Unternehmen, dessen Wert auf umgerechnet rund eine Milliarde Euro geschätzt wird.

Der Trend in der Branche geht in Richtung Fokussierung auf wenige Geschäfte, die dann zu ausreichender globaler Größe ausgebaut werden. „Der Druck auf Chemieunternehmen mit einem breit gefächerten Portfolio wird zunehmen“, heißt es in der M & A-Analyse von Kearney für 2021. Grund dafür sei auch die wachsende Bewertungslücke gegenüber fokussierten Spezialchemie-Unternehmen an der Börse.

Die Schweizer Clariant hat ihren weiteren Weg schon vorgezeichnet: Der Konzern trennt sich vom Pigmentgeschäft, das Stoffe zum Färben von Kunststoffen, Baustoffen oder Textilien anbietet. Der im Januar antretende neue CEO Conrad Keijzer plant im Gegenzug Übernahmen.

Für die gesamte Branche erwarten Experten im Zuge des Umbaus zahlreiche weitere Abspaltungen. Bei der Essener Evonik etwa steht die Trennung vom Geschäft mit Superabsorbern an, diese saugstarken Stoffe werden etwa in Windeln verwendet.

Die Superabsorber haben sich in den vergangenen Jahren eher zu einem kapitalintensiven Massengeschäft mit starker Konkurrenz in Asien entwickelt. Von solchen Geschäften trennt sich Evonik, weil da nicht mehr viel „spezial“ drinsteckt.