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Nachhaltigkeit als Chance: Finanzchefs suchen nach der richtigen Balance

Auf dem Handelsblatt-Kongress diskutieren Finanzvorstände über neue Finanzierungschancen und Megatrends. Transformation zur Nachhaltigkeit wird durch Corona nicht gebremst.

Anfang Juni sorgte BASF für Aufsehen: Der weltgrößte Chemiekonzern hatte eine so genannten grüne Anleihe mit großem Erfolg platziert – und das mitten in der Corona-Wirtschaftskrise. Mit den Einnahmen von einer Milliarde Euro will der Konzern nachhaltige Produkte und Projekte finanzieren, die einen klaren Nutzen für Umwelt und Gesellschaft haben.

BASF-Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel zeigte sich hocherfreut über die Nachfrage von institutionellen Investoren. Für die Finanz-Community insgesamt war es ein klares Signal, dass der Trend zu Nachhaltigkeit und den passenden grünen Finanzierungen ungebrochen ist und auch in der Coronakrise intakt bleibt.

Diese Überzeugung zeigte sich am Mittwoch auch bei den Teilnehmern des diesjährigen Handelsblatt CFO Summits. Bedingt durch die Pandemie wurde das Gipfeltreffen der Finanzvorstände erstmals in rein virtueller Version organisiert: Die Redner waren per Video zugeschaltet, mit den Teilnehmern wurde per Chat diskutiert, moderiert wurde der Summit aus dem Handelsblatt-Studio in Düsseldorf.

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Auch am zweiten Tag des Kongresses zeigte sich, dass die Finanzvorstände in der aktuellen Krise der Wirtschaft mehr gefragt sind denn je: Sie müssen die Kosten senken und die Kasse zusammenhalten, zugleich aber neue Finanzierungen sichern, mit denen auch das künftige Wachstum finanziert werden kann.

Viele Unternehmen haben die Corona-Phase für eine neue Finanzierungsbasis genutzt. So hat etwa der US-Medienkonzern Discovery Anleihen mit kurzer Laufzeit zurückgekauft und neue langfristige Anleihen platziert. „Wir haben dabei wesentlich bessere Konditionen erzielt“, erläuterte Gunnar Wiedenfels, der deutsche Finanzvorstand von Discovery, auf dem Handelsblatt Summit.

An frisches Geld kommen die meisten Unternehmen derzeit: „Es ist keine Kreditzurückhaltung bei den Banken spürbar“, sagte Peter Zattler, Finanzvorstand des Banknoten- und Ausweisspezialisten Giesecke & Devrient. Das können viele CFOs bestätigen: Kapital brauchen sie nicht nur fürs laufende Geschäft, sondern auch, um mögliche Chancen für Zukäufe in den kommenden Monaten nutzen zu können.

Denn nicht alle Firmen werden die Krise schadlos überstehen. „Ich gehe davon aus, dass sich die Frequenz von Angeboten zur Übernahme in den kommenden Monaten erhöhen wird“, sagte Yorck Schmidt, CFO des österreichischen Antriebstechnikers AVL List. Ob der Autozulieferer zugreifen werde, sei vom Einzelfall abhängig. Seine Maßgabe lautet: „Wir versuchen eine Balance zu finden und in die richtigen Themen in der richtigen Reihenfolge mit Augenmaß zu investieren.

Die richtige Balance zu finden – das ist eine der großen Herausforderungen für die Unternehmen. Das gilt auch für das Thema Nachhaltigkeit, das in den vergangenen Jahren immer mehr Gewicht in den Strategien bekommen hat. Getrieben wird dies vom gesellschaftlichen Druck und von den Forderungen der großen institutionellen Investoren.

Nachhaltigkeit als Chance

Gutes Gewissen, gute Gewinne: Für die Finanzchefs ist das kein Widerspruch. In eine Umfrage während des Handelsblatt CFO Summits gaben 90 Prozent der Teilnehmer an, zwischen Nachhaltigkeit und Margendruck keinen Zwiespalt zu sehen, auch nicht in der aktuellen Wirtschaftskrise.

Zwar verändert Corona kurzzeitig die Bedürfnisse in einigen Branchen. So zeigt sich beim österreichischen Verpackungshersteller Constantia Flexibles Group, dass in den vergangenen Wochen vor allem die Sicherheit, Sauberkeit und auch der Preis der Produkte für Konsumgüterhersteller und Pharmaindustrie im Vordergrund standen. Doch das Megathema Recycling wird bleiben.

„Die Recycling-Fähigkeit ist das neue Paradigma in der Verpackungsindustrie“, sagte Tanja Tamara Dreilich, Finanzchefin von Constantia. Das liege nicht nur an den wachsenden gesetzlichen Vorgaben. Die Wiederverwertbarkeit stünde bei den Kunden hoch im Kurs, weil sich beim Verkauf damit ein Preisvorteil erzielen lasse. „Wir sehen in dem Thema einen klaren Wachstumstreiber.“

Das sieht Marc Spieker, Finanzvorstand des Energiekonzern Eon, ähnlich. „Nachhaltigkeit ist nicht für uns Zwang oder Feigenblatt, sondern unternehmerische Chance“, sagte er auf dem CFO-Gipfel. Eon hat vor kurzem ebenfalls die erste grüne Anleihe am Markt erfolgreich platziert. Laut Spieker ist das nun regelmäßig geplant.

Zwar haben noch immer wenige Unternehmensanleihen das grüne Etikett, doch das Volumen ist selbst in Corona-Krise weiter gestiegen, wie Peter Kimpel, Head of Banking bei der Barclays Bank, beobachtet. Die so genannten ESG-Bonds seien stabiler und performen besser als „normale“ Bonds, das würde immer mehr Investoren anlocken.

Nicht nur das ist ein klares Signal, dass das Thema kein Hype ist. Nachhaltigkeit als Ausrichtung auf Umweltschutz, gesellschaftlichen Nutzen und gute Unternehmensführung sei zum „strategischen Imperativ“ geworden, wie Iris Hermann, Partnerin bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, erläutert. Greenwashing könnte sich heute kein Unternehmen mehr leisten. „Das wird aussterben – und das muss es auch.“