Die Commerzbank hat nichts aus Fehlern der Vergangenheit gelernt
Mit der Umsetzung ihrer Strategie ist die Commerzbank gerade mal zur Hälfte durch. Und sie muss bereits jetzt ein wesentliches Ziel kassieren, das sie im Herbst 2016 für Ende 2020 ausgegeben hatte: Die Prognose, die Erträge auf mindestens 9,8 Milliarden Euro zu steigern, wird das Institut nach eigener Einschätzung verfehlen.
Das zeigt, dass die Bank mal wieder zu optimistische Ziele ausgegeben hat. Sie hat damit nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Auch unter Ex-Chef Martin Blessing erreichte sie die damals in Aussicht gestellte Eigenkapitalrendite von zehn Prozent nicht.
Bei anderen Zielen liegt die Commerzbank zwar auf Kurs, und natürlich können Prognosen immer einmal danebengehen, wenn sich die Rahmenbedingungen grundlegend ändern oder unvorhersehbare Dinge passieren.
Aber die meisten Belastungen, unter denen das Institut aktuell leidet, waren bereits bei der Strategieverkündung bekannt: Niedrigzinsen und den harten Wettbewerb um deutsche Kunden gab es auch 2016 schon. Der Brexit war ebenfalls bereits beschlossen.
Vor diesem Hintergrund haben sich bereits damals einige verwundert die Augen gerieben, als die Commerzbank ein kräftiges Ertragswachstum zu einem zentralen Element ihrer Strategie erklärte. 9,8 Milliarden Euro waren dabei übrigens lediglich das untere Ende der Prognose. Bei einem normalisierten Zinsumfeld versprach die Bank sogar mehr als elf Milliarden Euro.
Nun sind die Ertragsträume geplatzt – und die Commerzbank hat damit Vertrauen bei Investoren und den eigenen Mitarbeitern verspielt. Der Ansatz der Bankspitze, auf das schwierige Umfeld mit Wachstum zu reagieren, wird künftig noch stärker hinterfragt werden.
Zu hoffen bleibt, dass sich das Management jetzt nicht in unüberlegte Übernahmen stürzt, um davon abzulenken, dass es vielleicht auch andere für 2020 ausgegebene Ziele verfehlen wird. Das unverbindliche Angebot, das die Bank für die kriselnde NordLB abgegeben hat, lässt Schlimmes befürchten.