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Chinas Pläne für einen neuen Megastaudamm schüren Ängste vor einem Wasserkrieg mit Indien

Die Regierung in Peking arbeitet im Himalaja am größten Wasserkraftprojekt der Welt. Im benachbarten Indien weckt das Vorhaben große Sorgen.

Am Fluss Yarlung Tsangpo in Tibet sollen Turbinen mit einer Rekordleistung von 60 Gigawatt installiert werden – fast dreimal so viel wie im bisher weltgrößten Wasserkraftwerk, dem im Bild zu sehenden Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse. Foto: dpa
Am Fluss Yarlung Tsangpo in Tibet sollen Turbinen mit einer Rekordleistung von 60 Gigawatt installiert werden – fast dreimal so viel wie im bisher weltgrößten Wasserkraftwerk, dem im Bild zu sehenden Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse. Foto: dpa

Der globale Kampf um Wasser bekommt einen neuen Schauplatz: Im Himalaja plant Chinas Regierung das größte Wasserkraftprojekt der Welt und erzürnt damit seine Nachbarländer. Am Fluss Yarlung Tsangpo in Tibet sollen Turbinen mit einer Rekordleistung von 60 Gigawatt installiert werden – fast dreimal so viel wie im bisher weltgrößten Wasserkraftwerk, dem Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse.

Die Regierung in Peking will damit ihren Klimaschutzzielen näher kommen. Flussabwärts, in Indien und Bangladesch, wächst die Sorge, dass dies auf ihre Kosten geschieht – und dass China den neuen Megastaudamm auch als machtpolitisches Werkzeug einsetzen könnte.

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Der Ausbau der Wasserkraft am Yarlung Tsangpo ist Teil der offiziell eingereichten Vorhaben für Chinas nächsten Fünfjahresplan, den der Nationale Volkskongress im März beschließen soll.

Da das Projekt konkreter wird, sieht sich Indiens Regierung zu einer deutlichen Warnung veranlasst: Jeder Versuch, Wasser von dem Fluss, der in Indien Brahmaputra genannt wird, abzuleiten, werde als Verletzung von Indiens Rechten gewertet, heißt es in einer Mitteilung des für Wasserressourcen zuständigen Ministeriums. Ein Eingriff seitens Chinas drohe in der Trockenzeit die Verfügbarkeit von Wasser in Teilen Indiens zu verringern.

Der Brahmaputra ist der wasserreichste Fluss Asiens, auf den Hunderte Millionen Menschen angewiesen sind. Im Streit um das Gewässer schaltete sich auch das Außenministerium in Neu-Delhi ein: Die Behörden würden Chinas Wasserkraftvorhaben genau überwachen, teilte der stellvertretende Außenminister Vellamvelly Muraleedharan Anfang Februar dem Parlament mit. Die Regierung habe von China klar eingefordert, den Interessen der Länder flussabwärts nicht zu schaden.

Besorgniserregend niedrige Wasserstände

Dass Indiens Sorgen wegen der negativen Auswirkungen von Chinas Wasserkraftprojekten nicht unbegründet sind, zeigt die Lage am Mekong, dem größten Fluss Südostasiens. Er fließt durch China, Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam.

Die Wasserstände dort sind zuletzt auf ein „besorgniserregend niedriges Niveau“ gefallen, wie die Mekong-Flusskommission – eine zwischenstaatliche Organisation von Mekong-Anrainern, an der China nicht beteiligt ist – jetzt mitteilte.

Sie machte dafür unter anderem eine Beschränkung des Wasserflusses durch den Jinghong-Damm in der chinesischen Provinz Yunnan verantwortlich. In der Folge erschien der normalerweise braune Fluss an der thailändisch-laotischen Grenze plötzlich blau – weil nur noch wenig Wasser floss und Nährstoffe in dem Gewässer fehlten.

Um die chinesischen Wasserkraftwerke an dem Fluss gibt es seit Jahren Streit. Nach Daten der US-Denkfabrik Stimson Center, die den Mekong mit Satelliten beobachtet, hält China regelmäßig große Wassermengen zurück und verstärkt damit Dürren zur Trockenzeit. China wies diesen Vorwurf in der Vergangenheit regelmäßig zurück. Laut Aktivisten und Forschern sorgen die Staudämme auch für Umweltprobleme.

So führe der Fluss nur noch kleinere Mengen der nährstoffreichen Sedimente mit sich, die für das Ökosystem besonders wichtig sind. Millionen Fischer und Landwirte entlang des Mekongs hätten unter der Situation zu leiden. „Die chinesischen Staudämme haben verheerende Folgen für die Menschen, die flussabwärts leben“, kritisiert die Umweltschutzorganisation International Rivers.

Chinas uneingeschränkte Kontrolle über den Fluss verstärkt auch die politische Abhängigkeit der Region von Peking: „Es ist eindeutig, dass die Chinesen die Staudämme als einen politischen Hebel sehen“, beklagt der thailändische Politikprofessor Thitinan Pongsudhirak.

Nur wenn die Regierung in Peking sich mit den Nachbarn gerade gut stellen will, könnten die Flussanrainer seiner Meinung nach mit ausreichendem Wasserfluss rechnen. „Die Länder sind gezwungen, auf Chinas guten Willen zu vertrauen“, meint er.

Peking wirft Indien antichinesische Stimmung vor

Auch in Indien gibt es die Sorge, dass China neue Staudämme in seiner Nachbarschaft nutzen könnte, um seinen Einfluss zu vergrößern. Chinas Kommunistische Partei werde definitiv versuchen, das geplante Megaprojekt am Yarlung Tsangpo als politisches Werkzeug zu nutzen, warnt Zamlha Tenpa Gyaltsen, Analyst des in Indien angesiedelten Tibet Policy Institutes.

Ähnlich äußerte sich Brahma Chellaney, Geopolitikexperte am Centre for Policy Research in Neu-Delhi: „China ist in der Vergangenheit nicht davor zurückgeschreckt, von seiner Wasserhegemonie im Verhältnis zu seinen Nachbarn Gebrauch zu machen“, kommentierte er. Die neuen Staudammpläne seien nun die bisher wohl größte Gefahr für die Wasserversorgung in der Region.

Die chinesische Regierung versucht unterdessen, ihre Nachbarn zu beruhigen. Sie habe mehrfach versichert, dass es sich bei den Plänen um ein reines Laufwasserkraftwerk handele, bei dem keinerlei Wasser abgeleitet werden soll, hieß es aus dem indischen Außenministerium.

Es gebe keinen Grund, die Kraftwerkspläne zu überinterpretieren, sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums. Die Staatszeitung „Global Times“ warf indischen Kommentatoren vor, das Projekt grundlos als „Wasserkrieg gegen Indien“ zu diffamieren und so antichinesische Stimmung auf dem Subkontinent zu schüren.

Die Spannungen zwischen China und Indien hatten in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. An der Grenze zwischen den beiden Ländern im Himalaja kam es zu tödlichen Zusammenstößen zwischen Soldaten beider Länder. In Indien wurden angesichts der Eskalation Boykottaufrufe gegen chinesische Produkte laut. Die Regierung von Premierminister Narendra Modi ließ Dutzende chinesische Smartphone-Apps verbieten, die als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft wurden.

Mit Blick auf die Zukunft des Brahmaputra betonte Indiens politische Führung, man werde im engen Austausch mit China bleiben, um die Interessen des Landes zu schützen. Dass sich China von dem umstrittenen Projekt noch abbringen lässt, gilt aber als höchst unwahrscheinlich. Yan Zhiyong, Chef des zuständigen Staatsunternehmens Powerchina, gibt sich überzeugt: „Es wird für Chinas Wasserkraftindustrie eine historische Chance sein.“