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Bundesliga: Rote Karte für Investoren, rote Zahlen bei Vereinen

(Bloomberg) -- Ungewöhnlich spannend bis zum letzten Spieltag ist in dieser Saison die Fußball-Bundesliga. Erst an diesem Wochenende entscheidet sich, ob die Meisterschale wie die letzten zehn Male wieder an Rekordtitelträger FC Bayern München geht, oder ob diesmal die Erzrivalen von der Dortmunder Borussia das Rennen machen.

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Ein Ende des beispiellosen Jahrzehnts der Dominanz der Bayern würde die These widerlegen, dass der deutsche Spitzenfußball im Vergleich zur britischen Premier League oder der spanischen LaLiga immer langweiliger und unattraktiver wird. Eine weitere wegweisende Entscheidung in dieser Woche könnte die Probleme des deutschen Spitzenfußballs aber perpetuieren — indem sie verhindert, dass Bundesligaklubs jene Milliardeninvestitionen von außen erhalten, die ihre europäischen Rivalen in den letzten Jahren beflügelt haben.

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Die Deutsche Fußball Liga (DFL) konnte am Mittwoch keine ausreichende Mehrheit für ihren Plan gewinnen, bis zu 2 Milliarden Euro durch den Verkauf der Bundesliga-Medienrechte an Finanzinvestoren aufzubringen. CVC Capital Partners, Blackstone und Advent International gehörten zu den Interessenten. Der Vorstoß scheiterte vor allem an den Vorbehalten kleinerer Vereine wie dem Hamburger FC St. Pauli. Während die DFL die Chance sah, Geld in die Kassen zu spülen und die internationale Anziehungskraft der Liga zu stärken, befürchteten die Kritiker, dass der Deal vor allem den Spitzenteams zugute käme, und zugleich dem schleichenden Einstieg unliebsamer Investoren den Weg ebnen würde.

“Offensichtlich zögert die Bundesliga, sich an einer Globalisierung des Fußballs zu beteiligen, bei der die Vereine Gefahr laufen, ihrer Heimatstadt entwurzelt zu werden”, sagte Francois Godard, Medienanalyst bei Enders Analysis. “Das ist vielleicht verständlich, aber um erfolgreich zu sein, bedarf es nationaler Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga zu verbessern, um sie spannender und weniger vorhersehbar zu machen.”

Finanzinvestoren, Petrodollars und Private-Equity-Milliardäre drängen derzeit in den europäischen Profifußball wie nie zuvor. Ein großer Teil der Mittel sind in die englische Premier League geflossen, die mit lockeren Regeln zum Eigentum und lukrativen Medienrechten eine Vorreiterrolle spielen.

Geld aus dem Emirat Abu Dhabi hat etwa Manchester City zu einer beherrschenden Stellung verholfen: In den letzten sechs Jahren hat das Team fünfmal die Liga gewonnen. Newcastle United qualifizierte sich in dieser Woche für die Champions League, in seiner zweiten Saison mit Unterstützung aus Saudi-Arabien. Der Finanzinvestor Clearlake Capital und der US-Milliardär Todd Boehly übernahmen im vergangenen Jahr den Londoner FC Chelsea für 4,25 Milliarden Pfund, nachdem der bisherige Eigentümer, der russische Oligarch Roman Abramowitsch, durch Sanktionen vertrieben worden war.

Die Regeln und Traditionen des deutschen Fußballs haben diesem Druck bislang größtenteils standgehalten. Einige Vereine beschweren sich seit Jahren darüber, dass sie im Wettbewerb um Superstars gegenüber Premier-League-Klubs benachteiligt sind — oder auch gegenüber Paris Saint-Germain, das mit Geld aus Katar die Superstars Lionel Messi und Neymar für sich gewinnen konnte. Von den deutschen Mannschaften konnte seit der Jahrtausendwende nur Bayern die Champions League gewinnen und die Trophäe dreimal in die Höhe stemmen. Drei englische Vereine teilen sich fünf Siege, während Real Madrid alleine sechs Titel für sich verbuchen konnte.

Enders Analysis bezeichnete Deutschland in einem kürzlich erschienenen Bericht als “rückständigen Markt”, mit einem Rückgang der Übertragungseinnahmen um 7% für den Zeitraum 2021-25. Stefan Ludwig, Leiter der Sportbusiness-Gruppe bei Deloitte, erwartet, dass die Premier League mit ihren 20 Mannschaften in der laufenden Saison mehr als 7 Milliarden Euro einnimmt, während es die 18 Bundesliga-Teams auf 3,6 Milliarden Euro bringen.

Dennoch waren private Investitionen in Deutschland immer umstritten und gegen die Fans und Mitglieder der Vereine kaum durchzusetzen. Die Befürworter des deutschen Systems bringen vor, dass es dazu beigetragen hat, die Spielergehälter in Schach und die Eintrittspreise niedrig zu halten, verglichen mit Ländern, in denen Investoren viel Geld ausgeben, aber auch die Kosten für die Fans in die Höhe getrieben haben. Die Bundesliga rühmt sich der höchsten Zuschauerzahlen in Europa, und am Samstag werden viele Stadien wie Dortmunds Signal Iduna Park ausverkauft sein wenn die Mannschaft im Spiel gegen Mainz 05 um den Titel kämpft.

Die Befürworter eines Deals mit den Investoren hingegen, darunter Dortmund und Bayern, hatten argumentiert, dass die Bundesliga zusätzliches Geld braucht, um international mithalten zu können. “Diejenigen, die dagegen waren, und das auch sehr lautstark formuliert haben, und teilweise auch Argumente in ihre Fanszenen getragen haben, die nicht wirklich von gutem Wissen und Sachlichkeit getragen waren, die werden natürlich eine Frage beantworten müssen”, sagte Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt, derzeit Geschäftsführer der DFL. “Wo kommt in Zukunft Sicherheit und Stabilität fuer die Bundesliga her?”

Überschrift des Artikels im Original:German Football’s No to Private Equity Leaves Bundesliga Adrift

--Mit Hilfe von Eyk Henning.

©2023 Bloomberg L.P.