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„Mein Bruder war eng verbunden mit den VW-Mitarbeitern, in guten und schlechten Zeiten“

Nach dem Tod des Auto-Managers sind die Fahnen der VW-Werke auf Halbmast gesetzt worden. Wirtschaft und Politik würdigen die Leistung von Piëch. Die Reaktionen im Überblick.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Im Alter von 82 Jahren ist der frühere VW-Chef Ferdinand Piëch am Sonntag verstorben, wie am Montagabend bekannt wurde. Politik und Wirtschaft loben die Leistungen des Top-Managers. In verschiedenen Werken von Volkswagen, darunter in Wolfsburg und Dresden, wurden die Fahnen auf Halbmast gesetzt.

VW-Chef Herbert Diess

Der Vorstandsvorsitzende des Autobauers schaut mit Dankbarkeit und großem Respekt auf die Lebensleistung von Piëch. „Ferdinand Piëch war mutig, unternehmerisch konsequent und technisch brillant“, wird Diess in einer Mitteilung von VW zitiert.

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Als junger Ingenieur habe er Porsche durch legendäre Fahrzeuge zur Rennsportmarke gemacht, Audi habe er zur Premiummarke geformt. An der Spitze des Konzerns habe Piëch die Internationalisierung des Unternehmens konsequent vorangetrieben, Bentley, Lamborghini und Bugatti in den Konzernverbund integriert und das Markenvolumen zu internationaler Wettbewerbsfähigkeit geführt.

Technisch sei er immer wieder an die Grenzen des Machbaren gegangen. „Vor allem hat Piëch Qualität und Perfektion bis ins Detail in den Automobilbau gebracht und tief in der Volkswagen-DNA verankert.“

Porsche-SE-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche

„Wir trauern mit der Familie um Ferdinand K. Piëch, den außergewöhnlichen Manager und Ingenieur, den Strategen und ganz einfach auch den Auto-Enthusiasten, der er zeitlebens war“, teilte Wolfgang Porsche, Chefkontrolleur der Porsche SE und Sprecher von Porsche, am Dienstagmittag mit. Sein Lebenswerk sei über Jahrzehnte eng mit dem seines Cousins verbunden gewesen. „Im Mittelpunkt stand dabei das Ringen um das Erbe unseres Großvaters Ferdinand Porsche, das wir erfolgreich weitergeführt haben.“

Hans Michel Piëch, Bruder von Ferdinand Piëch

Der stellvertretende Chefkontrolleur und Sprecher der Familie betonte in der Stellungnahme, dass das Lebenswerk seines Bruder weiter über die Unternehmen hinausgereicht habe, für die er tätig war. „Er hat die deutsche Automobilindustrie geprägt wie kein Zweiter. Und er war eng verbunden mit den Mitarbeitern des Volkswagen-Konzerns, in guten wie in schlechten Zeiten.“

VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch

Der Chefkontrolleur des Autoherstellers würdigte den früheren Vorstandsvorsitzenden als „leidenschaftlichen Manager, genialen Ingenieur und als visionären Unternehmer“. Seit den 1960er-Jahren habe er die Entwicklung des Automobils, der Industrie und vor allem von VW maßgeblich geprägt. „Unser Unternehmen und seine Menschen haben Prof. Piëch unendlich viel zu verdanken. Wir verneigen uns mit Respekt vor seinem Lebenswerk“, so Pötsch.

Porsche-Chef Oliver Blume

Auch die Porsche AG trauert um Piëch. „Seine Liebe zum Automobil und sein steter Wille, den technischen Fortschritt voranzutreiben, bleiben für immer unvergessen. Piëch war ein Automobilmann durch und durch“, sagte Porsche-Chef Oliver Blume laut Mitteilung.

„Wir danken ihm für seine Leidenschaft und seinen Mut, mit dem er Porsche zu außerordentlichen Ingenieursleistungen geführt hat.“ Durch wichtige strategische Entscheidungen habe er die Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens gestellt.

Audi-Chef Bram Schot

Auch in allen Werken der Ingolstädter ist die Beflaggung auf Halbmast gesetzt worden. Vorstandschef Bram Schot: „Eine der größten Stärken von Ferdinand Piëch war, dass er sich den Namen Audi, zu Deutsch Horch, zu eigen machte und Kunden wie Belegschaft immer gut zugehört hat. Er lebte den Traum der Automobilität sein ganzes Leben lang und war Motor von Innovationen.“

Er habe Audi zur Premiummarke entwickelt und mit bahnbrechenden Entwicklungen Vorsprung durch Technik geschaffen. „Wir werden das Andenken an Ferdinand Piëch hochhalten – an einen Mann, der in einzigartiger Weise Genialität mit Leidenschaft und Beharrlichkeit vereinte.“

Ex-VW-Chef Martin Winterkorn

Der frühere Vorstandsvorsitzende würdigte insbesondere Piëchs Rolle als VW-Chef. „Unter seiner maßgeblichen Führung entwickelte sich die Volkswagen AG zu einem der erfolgreichsten Mehrmarken-Automobilkonzerne der Welt“, heißt es in einer Stellungnahme von Winterkorn.

Piëch sei für ihn ein jahrzehntelanger Förderer und Wegbegleiter gewesen. „Seine visionäre Kraft und seine großen Fähigkeiten als Ingenieur haben auch mich während vieler Jahre geprägt, zunächst in meiner Zeit bei Audi, später als Vorstandschef der Volkswagen AG.“ Die gemeinsame Arbeit sei stets freundschaftlich und inspirierend gewesen. „Für seine Unterstützung war und bin ich ihm sehr dankbar.“

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh

Der Manager würdigte den verstorbenen früheren VW-Chef Ferdinand Piëch als „großen Manager und Ingenieur“. „Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung“, teilte Osterloh am Dienstag auf Anfrage der dpa mit.

„Wir als Betriebsräte waren nicht immer in allen Fragen einer Meinung mit unserem früheren Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden. Aber wir blicken mit Respekt und Achtung auf sein großes Lebenswerk“, so der Betriebsratschef weiter. „Denn mit seiner Liebe zum Produkt, seiner strategischen Weitsicht und seinem feinen Gespür für die Weiterentwicklung unserer Marken hat Ferdinand Piëch die Erfolgsgeschichte unseres Konzerns entscheidend geprägt.“

Osterloh sagte, die Belegschaft danke Piëch für seinen Anteil an der Einführung der Vier-Tage-Woche und der damit verbundenen Rettung Zehntausender Arbeitsplätze bei dem Autobauer. Zudem habe der frühere VW-Patriarch 1998 die Entschädigung der damals noch lebenden Zwangsarbeiter des VW-Werks auf den Weg gebracht.

Ex-VW-Chef Bernd Pischetsrieder

Mit seinem damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder ist Ferdinand Piëch als Chef des Aufsichtsrates nicht besonders zimperlich umgegangen. „Zu spät habe ich erkannt, den Falschen gewählt zu haben. Das habe ich mit Mühe im vergangenen November korrigiert“, sagte Piëch Anfang 2007 zum Rausschmiss Pischetsrieders, den er fünf Jahre zuvor selbst noch ausgesucht hatte.

Bernd Pischetsrieder ist deshalb nicht nachtragend. „Wir waren uns in einigen wenigen Punkten nicht einig, aber ansonsten haben wir uns gut verstanden“, sagte Pischetsrieder im Gespräch mit dem Handelsblatt. Gegensätze hätte es bei beiden in Fragen des Führungsstils und über die Rolle der Stuttgarter Sportwagentochter Porsche gegeben.

Nach seinem Ausscheiden in Wolfsburg sei der Kontakt zwischen Piëch und ihm nie abgerissen. „Deshalb gibt es keinen Grund, etwas Negatives über Ferdinand Piëch zu sagen“, betonte Pischetsrieder. Piëch sei zwar kein einfacher Vorgesetzter gewesen, die klare und direkte Linie habe er aber „immer geschätzt an ihm“.

VDA-Präsident Bernhard Mattes

Mit seiner „beispielhaften Karriere“ prägte Piëch laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) maßgeblich die deutsche Automobilindustrie, ihre Innovationskraft und internationale Ausrichtung. „Am Wachstum dieser Schlüsselbranche und ihrer heutigen international starken Position hat Prof. Piëch einen erheblichen Anteil“, wird Präsident Bernhard Mattes in einer Mitteilung des VDA zitiert.

Mit ihm verliere die Automobilindustrie „einen großen Unternehmer und leidenschaftlichen Ingenieur, der höchste Ansprüche an Qualität, Sicherheit, Effizienz und Design des Automobils legte“. Als VDA-Vizepräsident (1992 bis 2002) habe er stets die Interessen der gesamten Branche im Blick gehabt.


Das sagt Ex-Kanzler Gerhard Schröder

Der SPD-Politiker hob die globale Bedeutung von Piëch hervor. „Ferdinand Piëch gehörte zu den weltweit bedeutendsten Unternehmensführern unserer Zeit“, sagte Gerhard Schröder am Dienstag einer Mitteilung zufolge. „Er hat die globale Automobilbranche über mehrere Jahrzehnte geprägt.“

Continental-Chef Elmar Degenhart

Der Vorstandsvorsitzende des Autozulieferers bezeichnete Piëch als herausragenden Autopionier, „der mit seiner Leidenschaft für Technik wegweisende Verdienste für die Mobilität von Millionen von Menschen weltweit erzielt hat“.

„Mit seiner Technikstärke hat er das betont, was Deutschland stark macht: Leidenschaft für Innovation und Technologie“, sagte Degenhart einer Continental-Mitteilung zufolge. Dadurch habe er auch zum Wohlstand in Deutschland beigetragen und Volkswagen an die Spitze der internationalen Automobilhersteller geführt.

Winfried Vahland, Ex-Skoda-Chef

Der frühere Vorstandschef der tschechischen VW-Tochter äußerte sich durch und durch positiv über den verstorbenen Automanager. Er vergleicht Piëch mit Automobil-Größen wie Henry Ford und Ferdinand Porsche. „Piëch gehört zu den größten Automanagern aller Zeiten, auch als Ingenieur und als Erfinder“, sagte er. Piëch habe in die Industriegeschichte eingehen wollen und haben das auch erreicht.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil

Auch der SPD-Politiker würdigt am Dienstag die Leistungen des ehemaligen VW-Chefs. „Mit Ferdinand Piëch ist einer der großen Unternehmer in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verstorben. Um Volkswagen und damit auch um Niedersachsen hat er sich große und bleibende Verdienste erworben“, sagte er.

„Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden.“ Viele Tausend Arbeitsplätze in Niedersachsen prägten die wirtschaftliche Grundlage des Landes bis heute.

„Dass die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen im Jahr 2015 unter schwierigen Bedingungen beendet werden musste, habe ich sehr bedauert. Der große Dank für die Leistung von Ferdinand Piëch und der tiefe Respekt bleiben davon unberührt“, sagte Weil. Im Frühjahr 2015 hatte sich Piëch nach einem Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn aus den Aufsichtsratsgremien des Volkswagen-Konzerns zurückgezogen. Das Land Niedersachsen hat zwei Sitze im VW-Aufsichtsrat.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann

„Mit Ferdinand Piëch verliert Niedersachsen eine große Unternehmerpersönlichkeit“, schrieb der CDU-Politiker, der auch Mitglied des VW-Aufsichtsrats ist, am Dienstag auf Twitter. „Er hat die Erfolgsgeschichte von Volkswagen maßgeblich mitgeschrieben. Wir gedenken ihm in Dankbarkeit und Hochachtung und sind in Gedanken bei seiner Familie.“

Altbundespräsident Christian Wulff

Der frühere Bundespräsident beschreibt Piëch als uneigennützigen Manager. „Ich habe mich bei allen Aufs und Abs über die Jahre hinweg überzeugen können, dass es ihm stets um den Konzern VW und nicht die Verfolgung von Eigeninteressen ging“, sagte Wulff, von 2003 bis 2010 niedersächsischer Ministerpräsident, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „Er war ein ganz besonderer und außergewöhnlicher Mensch, dem Niedersachsen unglaublich viel zu verdanken hat.“ In Gesprächen habe man von Piëch zudem „unvorstellbare technische Details“ erfahren können.

Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth

Auch die Stadt Braunschweig erkennt die Leistung von Piëch an. Dort lebte der Auto-Manager fünf Jahre. „Professor Piëch war eine national wie international anerkannte Unternehmer- und Managerpersönlichkeit, die sich um die Entwicklung des Unternehmensstandorts Braunschweig sehr verdient gemacht hat“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD).

Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs

Laut dem SPD-Politiker hat die Stadt Wolfsburg dem früheren VW-Vorstands- und Aufsichtsratschef „unheimlich viel“ zu verdanken. In der großen Absatzkrise habe er zusammen mit dem damaligen Personalvorstand Peter Hartz Tausende Wolfsburger mit der Einführung der Vier-Tage-Woche vor der Arbeitslosigkeit bewahrt. „Er vereinte wirtschaftliches Geschick mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein für unsere Region“, sagte Mohrs. Die Stadt verliere eine herausragende Persönlichkeit der Stadtgeschichte.

 Foto: dpa
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