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Axa schnappt Allianz den Versicherer XL Catlin weg – Aktie knickt ein

Thomas Buberl ist der Stolz anzuhören. „Diese Transaktion ist eine einmalige strategische Gelegenheit“, preist der Vorstandschef des größten französischen Versicherers Axa seinen jüngsten Coup. Der französische Versicherungsgigant will den US-amerikanischen Wettbewerber XL Group für 15,3 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 12,4 Milliarden Euro kaufen.

Die Franzosen bieten 57,60 Dollar pro Aktie – und damit einen Aufschlag von 33 Prozent zum Börsenkurs der XL Group vom Ende vergangener Woche, wie Axa in Paris mitteilte. Gemeinsam würden die Unternehmen zum Weltmarktführer für Schadenversicherungen im kommerziellen Industrieversicherungsbereich aufsteigen, betonte Buberl.

Der Deal ist nicht nur der größte Zukauf der Axa seit 2006 und damit die größte Übernahme in der Ära Buberl, der vor weniger als zwei Jahren als erster Deutscher auf den Chefsessel des Versicherungsgiganten aus Paris rückte. Sie ist auch eine Spitze gegen den großen Wettbewerber Allianz. Offiziell hatte Allianz-Boss Oliver Bäte zwar zu Berichten geschwiegen, dass die Münchener ein möglicher Käufer für den Industrie- und Rückversicherer XL Catlin mit Sitz in Bermuda sein sollten.

Doch der größte europäische Versicherer hatte ebenfalls ein Auge auf den in den Bermudas beheimateten Sach- und Rückversicherer geworfen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg erst kürzlich unter Berufung auf mehrere mit der Situation vertraute Personen berichtet hatte. Scheinbar wollte der Dax-30-Konzern jedoch nicht so tief in die Kasse greifen wie die Franzosen. Bäte hatte erst vor wenigen Tagen auf der Jahrespressekonferenz betont, dass die Preise „noch sehr hoch“ seien. Übernahmen müssten ökonomisch und strategisch passen.

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Genau das scheinen Aktionäre und Analysten beim aktuellen Deal zu bezweifeln: Sie kritisieren vor allem die Größe des Deals. Die Schuldenquote des Unternehmens werde dadurch erheblich belastet. „Der Preis sieht sehr hoch aus, selbst nach Synergieeffekten“, erklärten etwa die Analysten des Bankhaus Lampe.

Die Aktien des französischen Allianz-Rivalen sackten am Montag um bis zu zehn Prozent auf 22,55 Euro ab. Das war der tiefste Stand seit über einem Jahr. Die Experten der Bank KBW gehen davon aus, dass durch die Transaktion der Aktienkurs von Axa kurzfristig unter Druck bleiben wird.

Allianz-Aktien legten hingegen gut ein Prozent zu. Die Synergien, die Axa mit XL heben könne, seien geringer als die, die bei einem Zusammenschluss mit der Allianz möglich gewesen seien, hieß es in einem Marktkommentar der KBW. „Axa hätte deshalb einen niedrigeren Preis bezahlen sollen.“

Axa baut mit dem Deal nun seine Position auf dem wichtigen amerikanischen Markt deutlich aus. Die französische Assekuranz hatte vor einigen Monaten angekündigt, sich bei Übernahmen auf sechs Wachstumsmärkte und zehn entwickelte Märkte, darunter Deutschland und die USA, zu konzentrieren. Die Aktionäre der XL Group müssen der Übernahme noch zustimmen.

Ebenso steht die Erlaubnis verschiedener Regulierungsbehörden aus. Axa erwartet den Vollzug der Übernahme im zweiten Halbjahr 2018. Nach einem Kurssprung von 23 Prozent seit Jahresanfang wurde die XL Group mit ihren rund 7400 Beschäftigten an der Börse zuletzt mit rund elf Milliarden Dollar bewertet. Axa ist dagegen an der Börse derzeit etwa 61 Milliarden Euro, rund 75 Milliarden Dollar, schwer. Durch die Übernahme erwartet der Konzern jährliche Einsparungen von 400 Millionen Dollar.

Das Tempo an Beteiligungen und Übernahmen in der Branche zieht mit dem jüngsten Coup von Axa weiter an. So will sich der für seine spektakulären Beteiligungen bekannte japanische Softbank-Konzern nach Investitionen in junge Technologieüberflieger wie den Fahrdienst-Vermittler Uber oder das Gebrauchtwagenportal Auto1 jetzt zum größten Aktionär des Rückversicherers Swiss Re aufschwingen.

Softbank verhandle über einen Minderheitsanteil an dem über 150 Jahre alten Konzern, bestätigten die Schweizer jüngst. Zugleich liebäugelt der drittgrößte deutsche Versicherer Talanx offen mit einem Zukauf in den USA, wie Vorstandschef Herbert Haas vor wenigen Tagen betonte. Bis zu fünf Milliarden Euro könnte der Konzern für Übernahmen stemmen.

Doch Bäte will sich von den Wettbewerbern nicht unter Druck setzen lassen. Der Dax-30-Konzern erlaubte sich zuletzt nur kleinere Übernahmen: Im vergangenen Jahr war die Allianz beim britischen Versicherer Liverpool Victoria eingestiegen und hatte den Kreditversicherer Euler Hermes vollständig übernommen.

In einem Interview betonte der Vorstandschef der Allianz noch jüngst, dass er Großakquisitionen für teuer und gefährlich halte. Zwar sei die Allianz in der luxuriösen Situation, erstmals seit zehn Jahren mehr Kapital zu generieren als intern zu investieren.

Durch den Börsenboom seien andere Unternehmen jedoch sehr teuer geworden. Das gelte insbesondere für Sachversicherungen, die den Konzern interessierten. Doch Experten sind skeptisch, ob Bäte diese Haltung auf Dauer durchhält. „Akquisitionen oder noch mehr Aktienrückkäufe erscheinen im Jahresverlauf zunehmend wahrscheinlich“, glaubt Torsten Wenzel von der DZ Bank. Die XL Group ist als Übernahmeziel allerdings nun erst einmal vom Tisch.