Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.772,85
    +86,25 (+0,46%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.085,08
    +30,67 (+0,61%)
     
  • Dow Jones 30

    39.512,84
    +125,08 (+0,32%)
     
  • Gold

    2.366,90
    +26,60 (+1,14%)
     
  • EUR/USD

    1,0772
    -0,0012 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    56.499,57
    -1.783,38 (-3,06%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.261,87
    -96,14 (-7,08%)
     
  • Öl (Brent)

    78,20
    -1,06 (-1,34%)
     
  • MDAX

    26.743,87
    +34,97 (+0,13%)
     
  • TecDAX

    3.404,04
    +19,74 (+0,58%)
     
  • SDAX

    14.837,44
    +55,61 (+0,38%)
     
  • Nikkei 225

    38.229,11
    +155,13 (+0,41%)
     
  • FTSE 100

    8.433,76
    +52,41 (+0,63%)
     
  • CAC 40

    8.219,14
    +31,49 (+0,38%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.340,87
    -5,40 (-0,03%)
     

Aktien als Altersvorsorge: Anlegerverein SdK stützt Vorstoß von Merz

Friedrich Merz hat Verbündete gefunden: Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mag die Idee, Aktien als Rentenoption staatlich zu fördern.

Die Forderung hat Friedrich Merz viel Kritik eingebracht: „Wir sollten die Aktienmärkte nutzen, um langfristig eine bessere Vermögens- und Kapitalbildung in den privaten Haushalten zu schaffen“, hatte er kürzlich in einem Interview gesagt, bevor er mit seiner Bewerbung um den CDU-Parteivorsitz scheiterte. Und provozierte damit Widerspruch von Parteikollegen, Opposition, Verbraucherschützern und Wohlfahrtsverband.

Mehr private Geldanlage in Aktien – genau das fordert auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die Versorgungslücke im Rentenalter will Ihr Chef Daniel Bauer mit steuerlichen Erleichterungen für die Aktie als Anlageform bekämpfen. Riester-Rente und betriebliche Altersvorsorge seien dafür nicht ausreichend. Aktienmärkte hätten dagegen in den vergangenen Jahrzehnten am meisten Rendite eingespielt.

Investments in Immobilien, Gold oder Kunst sind in Deutschland spätestens nach zehn Jahren steuerfrei. Aktienkursgewinne müssen dagegen unabhängig von der Dauer versteuert werden. Diese „steuerliche Diskriminierung“ will Bauer abschaffen. Diesen Vorschlag hatte vor wenigen Wochen auch FDP-Chef Christian Lindner in Erinnerung gerufen.

Bauers Anliegen ist es, Bewusstsein für Aktienmärkte zu schaffen. Die Politik forderte er auf, in finanzielle Bildung zu investieren und das Wissen über Börsen und Anlageformen zu stärken. In einen Altersvorsorgefonds könnte ein Teil des gesetzlichen Rentenbeitrags investiert werden, damit alle Beitragszahler – unabhängig von der Höhe der Rente und Börsenwissen – profitieren könnten.

WERBUNG

Bei der Präsentation ihres „Schwarzbuch Börse“ am Donnerstag in München stellte die Interessenvertretung aber nicht nur Forderungen an die Politik der Zukunft. Sie rekapitulierte wie in jedem Jahr auch die Skandale des Jahres aus Sicht von Privatinvestoren. Prominentestes Beispiel 2018: die insolvente P & R-Gruppe. Der Fall ist der größte Anlageskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. Rund 54.000 Anlegern drohen Verluste von bis zu 3,5 Milliarden Euro.

Die Unternehmensgruppe hatte sich nach Erkenntnissen des Insolvenzverwalters seit 2010 nur über ein Schneeballsystem über Wasser gehalten. Von 1,6 Millionen Containern, in die die Anleger 3,5 Milliarden Euro investiert hatten, existierten tatsächlich nur gut 600.000. P & R-Insolvenzverwalter Michael Jaffe versucht, einen Teil der Anlagen zu retten, indem er das Vermietgeschäft weiterbetreibt und die Container dann verkauft.

„Wer das Geschäftsmodell über Jahre verfolgt hat, konnte ahnen, dass die Blackbox P & R nicht sauber arbeitet“, sagte Bauer. Die Aussichten für Anleger, Geld zurückzubekommen, schätzt die SdK als „düster“ ein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs gegen zwei frühere Geschäftsführer von P & R. Bis März 2019 will sie Anklage erheben.

Ein Manko bei der Beurteilung der Risiken eines Unternehmens ist für Bauer die Risikoberichterstattung der Firmen. Die SdK zitiert eine Studie der Hochschule Pforzheim, die die Berichte der Dax-Unternehmen BMW, Volkswagen, Bayer und Merck untersucht.

Die Aussagekraft der Berichte sei mangelhaft, so die Schutzgemeinschaft: „Sogar bei den Berichten mit der höchsten Informationsdichte ist eine genaue Aussage bezüglich der Risikotragfähigkeit des Unternehmens nicht gegeben.“ Formulierungen aus den Vorjahren würden wortgleich wiederverwendet, konkrete und belastbare Zahlen fehlten.

Einen Anlass für Kritik sah die SdK auch vor gut einer Woche, als der deutsche Gasekonzern Linde auf seiner letzten Hauptversammlung seinen Rückzug von der Börse vollzog. Linde fusionierte vor wenigen Monaten mit dem Konkurrenten Praxair und wird künftig aus den USA, der Heimat Praxairs, geführt. Das letzte Kapitel von Linde sei nicht rühmlich gewesen, teilte die SdK mit. Bauer sagte, Linde habe „sich unter Wert verkauft“.

Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle, der die Fusion maßgeblich betrieben hatte und das neue Unternehmen beaufsichtigen wird, widersprach und verwies auf den kräftigen Anstieg des Aktienkurses. Die Linde plc sei heute gut 78 Milliarden Euro wert und damit nach SAP und Siemens das wertvollste Unternehmen im Dax.