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Anlegerstimmung signalisiert eine Rally ohne Sicherheitsnetz

Am Markt herrscht ein positives Szenario: Sowohl Profis als auch Privatanleger sind für steigende Kurse positioniert. Doch es gibt ein großes Problem.

Für den Sentimentexperten Stephan Heibel steht fest: „Wenn alle recht haben, erleben wir eine fulminante Rally.“ Grundsätzlich sei die Ausgangslage an den Aktienmärkten derzeit so bullish wie selten zuvor. Ohne einen wichtigen Grund werde es keinen Ausverkauf geben. Das lässt sich aus den aktuellen Ergebnissen der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment unter mehr als 4000 Anlegern und weiteren Indikatoren ableiten.

Bleibt diese negative Überraschung aus, werden sich die Anleger weiterhin über die positiven Nachrichten freuen: über die Impffortschritte, über das US-Konjunkturpaket – und selbst in Deutschland sollen nun Hilfen für die Unternehmen ausgezahlt werden.

Auch die Notenbanken haben sich in der vergangenen Woche weltweit konzertiert für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik für einen sehr langen Zeitraum ausgesprochen. „Wohin also mit der Liquidität, wenn nicht in Immobilien, Kryptowährungen und Aktien?“, fragt der Inhaber des Analysehauses Animusx rhetorisch.

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Doch es gibt ein großes Problem. „Es gibt derzeit keine Unterstützung mehr“, analysiert Heibel. Zum einen: Sowohl Profis, vor allem in den USA, als auch Privatanleger sind aktuell für steigende Kurse positioniert. Dadurch fallen sie als Käufer aus, sollten die Kurse abrutschen.

Noch wichtiger ist: Das übliche Sicherheitsnetz, das durch Shortseller eingezogen wird, die ihre sogenannten Leerverkäufe bei fallenden Kursen eindecken und somit einen Ausverkauf auffangen, gibt es nicht mehr.

Bei einem Shortselling leihen sich meist Hedgefonds gegen eine Gebühr Aktien und verkaufen diese in der Hoffnung, sie vor der Rückgabe günstiger zurückkaufen zu können. Und da die Shortseller fast jede dritte Wette auf fallende Kurse reduziert haben, wird die Höhe der Rückkäufe zwangsläufig geringer ausfallen.

Naheliegend ist, dass ein Zusammenhang der rückläufigen Shortseller-Quoten mit dem Drama rund um die Gamestop-Aktie besteht. „Wenn junge wilde Privatanleger Leerverkäufer in einem Wert wie Gamestop in die Insolvenz treiben können, dann werden die Shortseller zwangsläufig wesentlich vorsichtiger agieren“, meint Heibel. Sie würden Leerpositionen nicht mehr so leichtfertig eingehen und offene Positionen frühzeitig eindecken, wenn die Kurse steigen. „Dadurch wurde das Sicherheitsnetz entfernt“, erläutert der Sentimentexperte.

Das alles ist noch keine hinreichende Voraussetzung für einen bevorstehenden Crash. „Aber wenn die Kurse beginnen sollten zu bröckeln, dann können die Kursverluste schnell an Dynamik gewinnen“, meint der Animusx-Inhaber.

Auch der Zukunftsoptimismus der Anleger ist nur eine schwache Alternative zum Sicherheitsnetz der Shortseller. Denn sobald die Kurse zu bröckeln beginnen, verschwindet der Zukunftsoptimismus. Die Stimmung der Anleger wird maßgeblich durch die Aktienmarktentwicklung bestimmt. Und wenn die Kurse fallen, kommen Zweifel auf und der Schritt zum überzeugten Kauf ist für viele Anleger zu groß. „Die meisten sitzen dann erstarrt wie ein Kaninchen vor der Schlange vor dem Bildschirm und starren auf die rot gefärbten Kurstafeln“, meint Heibel.

Aktuelle Umfragedaten

Die Anlegerstimmung hat sich wieder ein wenig abgekühlt. Der Wert ist laut der Umfrage vom Wochenende auf 2,1 gefallen. Offenbar hat die Seitwärtsbewegung in der vergangenen Handelswoche gereicht, dass der fast euphorische Wert von 4,0 in der vergangenen Woche deutlich abfiel. Die Stimmungswerte schwanken seit einiger Zeit erheblich. So lag das Sentiment nach dem Ausverkauf Ende Januar noch bei minus 2,8.

Auch die Selbstzufriedenheit hat ein wenig gelitten und ist von plus 1,9 auf plus 1,0 gesunken. So schnell schwindet das Selbstvertrauen, wenn es nicht täglich neue Erfolge am Aktienmarkt zu feiern gibt.

Die Zukunftserwartung an den Dax in drei Monaten verbleibt mit plus 3,0 auf einem optimistisch hohen Niveau. Weiterhin gehen die meisten Anleger von einer Fortsetzung der Rally aus.

Und die meisten sind bereits investiert, denn die Bereitschaft, neue Aktien zu kaufen, ist auf plus 0,9 gesunken. Wer jetzt noch nicht gekauft hat, möchte offensichtlich lieber zuschauen.

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der vor allem Privatanleger handeln, ist mit einem Wert von plus zwei weiterhin leicht positiv. Das heißt: Privatanleger kaufen mehr Produkte, die von steigenden Kursen profitieren, als Absicherungen gegen Kursverluste.

Das Put/Call-Verhältnis der US-Anleger an der Chicagoer Terminbörse CBOE ist weiterhin auf einem niedrigen Niveau und zeigt somit den Überhang an Call-Käufen. In den USA wird ebenfalls auf eine Fortsetzung der Rally gewettet.

Und auch die US-Fondsmanager zeigen ihre optimistische Einstellung, indem sie ihre Investitionsquote auf 110 Prozent hochschrauben. Solche Werte sind nur mit kreditfinanzierten oder gehebelten Käufen möglich. Noch vor einer Woche lag dieser Wert bei 79 Prozent.

Ein Blick zurück auf die Investitionsquote der US-Fondsmanager zeigt: In den vergangenen zwei Jahren waren sie nur einmal stärker investiert. Das war Ende Januar 2020 mit 113 Prozent.

US-Privatanleger haben sich nun ebenfalls von der Stimmung der Anlageprofis mitreißen lassen. Das Bulle/Bär-Verhältnis ist auf 19 Prozent angesprungen und zeigt eine klare Dominanz der Bullen an.

Der anhand technischer Marktdaten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte hingegen lässt sich von der bullishen Stimmung nicht anstecken und weist einen neutralen Wert von 59 Prozent auf.

Ganz anders sieht es bei kurzfristigen technischen Indikatoren aus, die eine deutlich überkaufte Marktsituation anzeigen. In der Vergangenheit war es nie verkehrt, bei solch einem überkauften Markt ein paar Gewinne mitzunehmen.

Eine andere Situation herrscht beim Bitcoin, dessen Stimmungsdaten nach dem Kurssprung der vergangenen Tage mit 92 Prozent extreme Gier signalisieren.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 4000 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.