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Warum die Anleger jetzt wieder Hoffnung schöpfen sollten

Der Handelsstreit zwischen den USA und CHina sowie der drohende No-Deal-Brexit drücken seit Wochen die Stimmung. Positive Signale lassen Anleger nun wieder hoffen.

An den Börsen hellt sich derzeit die Stimmung auf. Nachdem der Handelsstreit zwischen den USA und China zuletzt die Märkte immer wieder belastet hatte gibt es jetzt neue Hoffnung. Am Freitag wurde bekannt, dass nach monatelangem Stillstand Bewegung in die Handelsgespräche zwischen den USA und China gekommen ist. US-Präsident Donald Trump verkündete eine „substanzielle Einigung“ und die „Phase 1“ eines angestrebten Abkommens, das den Konflikt der Wirtschaftsgiganten beenden soll. Peking zeigte sich ebenfalls optimistisch: Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua sprach von „substanziellen Fortschritten“. Neue Strafzölle wurden vorerst ausgesetzt.

Ein weiteres positives Signal: Der drohende No-Deal-Brexit, der Marktteilnehmern in den vergangenen Wochen immer wieder schlechte Stimmung beschert hatte, könnte doch noch abzuwenden zu sein. Angesichts des immer näher rückenden Austrittsdatums Ende Oktober wurde der Druck auf die Europäische Union und Großbritannien immer größer, eine Lösung zu finden. Und es bewegt sich tatsächlich etwas. Das hatten viele nicht mehr für möglich gehalten.

Klar ist: Die Anleger wünschen sich keinen Brexit. Deal, Verschiebung, Neuwahlen – alles sei besser als ein Kontrollverlust, analysiert die Landesbank LBBW. Für die Profis kann twitter-technisch die Downing Street in Sachen Tiefe mit dem Oval Office nicht mithalten. Außer #GetBrexitDone und #LeaveOct31st komme da nicht viel. Zwar gebe Premierminister Boris Johnson weiter den harten Mann. Selbstverständlich werde er den Auftrag des Parlaments befolgen und einen Hard Brexit abwenden oder alternativ „lieber tot im Graben liegen, als eine Fristverlängerung beantragen“. Doch die beiden Seiten kommen sich offenbar tatsächlich näher.

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Erste Andeutungen hatte nach monatelangen, festgefahrenen Gesprächen bereits der irische Ministerpräsident Leo Varadkar nach einer Unterredung mit Johnson am Donnerstag gemacht und sich optimistisch gezeigt, dass eine Vereinbarung noch vor Ende Oktober möglich ist. Nun haben die EU-Staaten ihren Verhandlungsführer Michel Barnier Diplomaten zufolge für eine weitere Runde intensiver und geheimer Gespräche über ein Brexit-Abkommen mit Großbritannien ermächtigt. Er kam am Freitag mit dem britischen Brexit-Minister Stephen Barclay zu neuen Beratungen zusammen.

„Er ist in einem Tunnel mit einem sehr kleinen Licht am Ende“, sagte einer der Diplomaten am Freitag laut Nachrichtenagentur Reuters. Entscheidend bei den Gesprächen bleibt die künftige Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland. Die EU will eine harte Grenze verhindern, um ein Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts zu vermeiden.

Die LBBW geht weiterhin davon aus, dass „letztlich eine Verschiebung des Austrittsdatums oder ein Deal den ungeregelten Brexit zumindest vorerst verhindern wird. Diese Spekulation trieb zuletzt das britische Pfund, das gegenüber dem Dollar und Euro um rund drei Cent zulegen konnte. Britische Firmen, die ihr Geschäft auf den Heimatmarkt konzentrieren, waren gefragt. Das gilt für Unternehmen wie die Eigenheimbauer Barratt, Berkley, Persimmon und Tayler Wimpey. Zu den Favoriten gehörten ebenfalls die Baumarkt-Kette Kingfisher und die Royal Bank of Scotland.

Annäherung im Zollstreit

Ermutigende Nachrichten kommen auch zum Zollstreit zwischen den USA und China. Die beiden Wirtschaftsmächte reden wieder miteinander – und sehen sich auf einem guten Weg zu einer Einigung. Obwohl eine umfassende Vereinbarung der beiden Staaten noch nicht in Sichtweite ist, sendeten beide Seiten Signale, dass sie derzeit nicht an einer weiteren Eskalation interessiert sind. So wurde eine für Dienstag geplante Zollrunde vorerst ausgesetzt. Laut Trump verpflichtet sich China zudem, Agrarprodukte im Wert von 40 bis 50 Milliarden US-Dollar einzukaufen. Darauf hatte die US-Regierung gedrängt, denn amerikanische Bauern leiden unter den chinesischen Vergeltungszöllen auf Soja, Rindfleisch und Mais. Washington wirft Peking außerdem vor, dass es ausländische Unternehmen vor dem Marktzugang dazu zwingt, Wissen und Innovationen preiszugeben. Auch hier habe es eine Annäherung gegeben, erklärte Trump, China wolle geistiges Eigentum stärker schützen.

Darüber hinaus hatte China bereits am Freitag bekanntgegeben, dass ausländische Finanzdienstleister ab 2020 volle Kontrolle über ihre Geschäfte in China beantragen können. Schon Ende September erhielt der Zahlungsdienst Paypal als erstes ausländisches Unternehmen Zugang zum chinesischen Markt. Amerikanische Finanzdienstleistungsunternehmen hatten seit Jahren um einen besseren Zugang auf den chinesischen Markt gedrängt.

Nähere Details zu der Einigung gab das Weiße Haus nicht bekannt, auch wurde der vereinbarte Rahmen nicht schriftlich veröffentlicht. Laut Trump werde man das in den kommenden drei Wochen nachholen. Der US-Präsident stellte in Aussicht, dass er sich am Rande des Asien-Pazifik-Gipfels in Chile, der Mitte November stattfindet, persönlich mit dem chinesischen Präsidenten Xi treffen und ein Teilabkommen unterzeichnen werde. Bisher steht für einen solchen Vertrag allerdings lediglich ein grobes Gerüst. Zentrale Fragen wie der Umgang mit dem chinesischen Telekommunikationsunternehmen Huawei sind noch offen. Auch die chinesischen Subventionen und Steuervergünstigungen für staatseigene Unternehmen sowie die von den USA kritisierten angeblichen Währungsmanipulationen Chinas sind strittige Punkte.

Für Rolf Schaeffer von der LBBW hatte sich bereits angedeutet, dass „ein umfassender Deal derzeit wohl nicht zu erreichen ist“. Insbesondere die chinesische Seite spiele auf Zeit. Allerdings scheine eine Art „Interims-Deal“ machbar.

ZEW-Konjunkturerwartungen werden veröffentlicht

Die gute Nachricht: Die Eskalationsspirale ist vorerst gestoppt. Allerdings: Eine Rücknahme der bereits verhängten Zölle erscheint auch vor dem Hintergrund der Annäherung sehr unwahrscheinlich. Das bremst weiter die Konjunktur, was sich US-Präsident Donald Trump im Vorfeld der Wahlen im nächsten Jahr eigentlich nicht erlauben kann. Das Risiko einer Rezession, also eines konjunkturellen Abschwungs, würde weiter steigen.

Dass die wirtschaftlichen Perspektiven weltweit sich verschlechtert haben, machte die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Kristalina Georgieva bereits deutlich mit ihrer Bemerkung, die Welt befinde sich in einem „synchronisierten Abschwung“. „Der IWF sieht in 90 Prozent der Welt einen rückläufigen Wachstumstrend. Wir erwarten daher, dass der Währungsfonds in der kommenden Woche zum fünften Mal in Folge seine weltweite Wachstumsprognose reduziert“, ist sich Robert Greil vom Bankhaus Merck Finck sicher. Er rechnet global mit einem etwa dreiprozentigen Wirtschaftswachstum in Richtung 2020. Für Greil bedeutet das zwar eine Verlangsamung, aber keinen Einbruch.

In der neuen Woche werden in Deutschland am Dienstag die ZEW-Konjunkturerwartungen veröffentlicht, die Aufschluss über die Stimmung unter den Börsenprofis geben. Zur Wochenmitte veröffentlicht die US-Notenbank Fed ihren Konjunkturbericht für die USA. Das sogenannte Beige Book wird nach Ansicht von Bernd Weidensteiner von der Commerzbank zeigen, dass sich der US-Arbeitsmarkt zwar ganz gut hält und der Wohnungsbau wieder anzieht.

Andererseits habe sich die Stimmung der Unternehmen weiter eingetrübt, wobei die seit längerem schwierige Lage in der Industrie „allmählich die Dienstleister in Mitleidenschaft zieht“. Die Erwartung der Commerzbank: Um diesen Risiken zu begegnen, werde die Fed ihre Leitzinsen auf der Sitzung Ende Oktober ein weiteres Mal senken. Die entsprechenden Markterwartungen hätten sich verfestigt. Analysten rechnen mit einer Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt auf dann 1,50 bis 1,75 Prozent.

Auch die erste Welle von Unternehmensbilanzen für das dritte Quartal beginnt. Am Dienstag läuten die Großbanken Citigroup, Goldman Sachs und JP Morgan mit ihren Quartalsergebnissen die heiße Phase der Bilanzsaison ein. In den Tagen darauf folgen die Bank of America und Morgan Stanley. Außerdem geben die Online-Videothek Netflix und der Tabakhersteller Philip Morris Auskunft über ihr Ergebnis.

Insgesamt bleibt die Situation an den Kapitalmärkten weiterhin stark abhängig von der Entwicklung der beiden großen Belastungsfaktoren Handelsstreit und Brexit. Entwickeln sich die beiden großen Themen positiv, dann sind das gute Nachrichten für Konjunktur und Börse.