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Ich bin ein Amerikaner, der seit 7 Jahren in Nepal lebt – so ist es

Hayden Rue in Patan Lalitpur, Nepal. - Copyright: Courtesy of Hayden Rue
Hayden Rue in Patan Lalitpur, Nepal. - Copyright: Courtesy of Hayden Rue

Dieser Essay basiert auf einem Gespräch mit Hayden Rue, einem 32-jährigen Auswanderer, der seit 2016 in Nepal lebt. Dieser Essay wurde aus Gründen der Länge und Klarheit überarbeitet.

Ich bin in Salem, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Oregon, geboren und aufgewachsen. Als ich dort groß wurde, waren meine Familie und ich nicht weit von der Westküste entfernt. Im Jahr 2016 arbeitete ich als Gärtner für mehrere ältere Ehepaare. Einer meiner Kunden empfahl mir damals, mich dem Friedenskorps anzuschließen. Das ist eine Organisation der US-Regierung, die Entwicklungsländer unterstützt. Ich war Anfang 20 und hatte zu diesem Zeitpunkt noch keinen festen Plan für meine Karriere. Also beschloss ich, es zu versuchen.

Eineinhalb Monate später erhielt ich eine E-Mail, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich für einen Einsatz in Nepal ausgewählt worden war und dort 27 Monate verbringen würde. In den darauffolgenden sieben Jahren habe ich als Projektkoordinator für die Weltbank, internationale Nichtregierungsorganisationen und Wohltätigkeitsorganisationen in Nepal gearbeitet. Außerdem betreibe ich einen Reiseblog.

Hayden Rue in Lumbini mit einem Projekt der Weltbank. - Copyright: Hayden Rue
Hayden Rue in Lumbini mit einem Projekt der Weltbank. - Copyright: Hayden Rue

Angst und Erstaunen, als ich das erste Mal durch Nepals Straßenschluchten fuhr

In Nepal herrscht ein organisiertes Chaos. Sobald ich bei meiner Ankunft aus dem Flughafen kam, hupten die Autos. Dutzende von Taxifahrern kamen auf mich zu. Jeder versprach, den niedrigsten Preis für eine Fahrt anzubieten.

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Ich empfand eine Mischung aus Angst und Erstaunen, als ich durch die engen Straßen fuhr, die von scheinbar endlosen Gebäuden gesäumt waren, die durch unzählige Telefonleitungen verbunden waren. Große Menschenmassen - und ihre Tiere - überquerten die Straße in alle Richtungen und wichen dem Verkehr aus.

Hayden Rue am Patan Durbar Square in Lalitpur. - Copyright: Hayden Rue
Hayden Rue am Patan Durbar Square in Lalitpur. - Copyright: Hayden Rue

Steile Lernkurve

Das Leben in Nepal ist eine Herausforderung, wenn man nicht auf ständige Ungewissheit vorbereitet ist. Wer zum ersten Mal nach Nepal reist, muss eine steile Lernkurve durchlaufen. Ich habe über ein Jahr lang in Kathmandu, der Hauptstadt, gelebt. Dort war es schwierig, Ruhe und Frieden zu finden. Obwohl es eine große Stadt ist, fühlte ich mich manchmal erdrückt, da ich kaum persönlichen Freiraum hatte.

Damals mietete ich eine Wohnung, deren Eigentümerin und Eigentümer im Erdgeschoss wohnten. Sie sahen mich als ihren Sohn an und behandelten mich, als wäre ich ein Teil ihrer Familie. Das war anfangs eine gute Sache, aber irgendwann ging es zu weit. Meine Vermieterin kam unangemeldet in meine Wohnung. Ich musste auch Arbeiten rund um das Haus erledigen, zum Beispiel in einen 1000-Liter-Wassertank klettern und ihn von Hand mit Stahlwolle und Schwämmen von innen reinigen.

Als er das erste Mal nach Nepal kam, fand Hayden Rue eine Wohnung im Kathmandutal. - Copyright: Hayden Rue
Als er das erste Mal nach Nepal kam, fand Hayden Rue eine Wohnung im Kathmandutal. - Copyright: Hayden Rue

Selbst das Überqueren der Straße kann für Fremde in Nepal eine Herausforderung sein. Autounfälle sind an der Tagesordnung. In der Regel gibt es keine Zebrastreifen, sodass Autos und Motorroller nicht für Fußgängerinnen und Fußgänger anhalten.

Vor ein paar Jahren besuchten mehrere meiner Freundinnen und Freunde aus den USA Kathmandu und klebten vor Angst auf dem Bürgersteig fest, weil sie sich nicht trauten, die Straße zu überqueren. Ich musste mich schnell im Zickzack durch den Verkehr schlängeln und sie auf die andere Seite führen.

Die Infrastruktur in Nepal ist nicht gut ausgebaut. Eine Busfahrt von Pokhara nach Kathmandu, die etwa 200 Kilometer voneinander entfernt sind, konnte gut und gerne aufgrund von Unfällen auf der zweispurigen Autobahn 15 Stunden dauern. Als ich in dem kleinen Dorf Syangja lebte, gab es zwei Wochen lang keinen Strom. Der einzige Strommast, der alle Häuser miteinander verband, war beschädigt. Das bedeutete Abendessen im Dunkeln, kein Fernsehen, keine Möglichkeit, etwas aufzuladen, und nichts zu tun, außer nach Sonnenuntergang zu reden.

Die Lebenshaltungskosten sind viel niedriger als in den USA

Meine monatliche Miete für die Wohnung in Syangja betrug etwa 8000 nepalesische Rupien, also 55,50 Euro. In Kathmandu habe ich etwa das Doppelte bezahlt. In Pokhara - der zweitgrößten Stadt Nepals - zahlte ich rund 194 Euro Monatsmiete. Im Durchschnitt gebe ich etwa 550 Euro im Monat aus und lebe hier ein angenehmes Leben. Eine Sache, die in Nepal erstaunlich teuer ist, sind Lebensmittel. Normalerweise gebe ich zwischen 210 und 277 Euro pro Monat für Lebensmittel aus. Denn verarbeitete Lebensmittel wie Schokolade, Milchprodukte und Limonade müssen importiert werden und sind teurer.

Hayden Rue am Wanderweg von Khumai Danda. - Copyright: Hayden Rue
Hayden Rue am Wanderweg von Khumai Danda. - Copyright: Hayden Rue

Ein langsamerer Lebensrhythmus

Das Schönste am Leben in Nepal sind die Kontakte, die man zu den Menschen knüpft. Die Zeit ist langsamer. Während ich derzeit in Sri Lanka unterwegs bin, plane ich, im August nach Nepal zurückzukehren, wo ich hoffentlich eines Tages ein kleines Café in Pokhara eröffnen werde.

Freundinnen und Freunde und meine Familie sagen mir immer wieder, ich solle nach Hause kommen. Aber ich sehe mich in nächster Zeit nicht zurückkehren. In Nepal kann man mit anderen Menschen in Kontakt treten, egal, woher sie kommen oder was sie für den Tag geplant haben. Ich könnte stundenlang Tee trinken und mich mit den Menschen über ihr Leben, ihre Erfahrungen und ihre Träume unterhalten.

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