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7 Jahre Instagram: Facebooks Lebensversicherung ist immer mehr wert

Mr. Instagram: Kevin Systrom hat die Foto-App gegründet – und möglicherweise viel zu früh verkauft (Foto: AP)
Mr. Instagram: Kevin Systrom hat die Foto-App gegründet – und möglicherweise viel zu früh verkauft (Foto: AP)


800 Millionen Nutzer können nicht irren: Instagram ist weiterhin die App der Stunde, die bereits im nächsten Frühjahr die Milliarden-Nutzer-Grenze knacken könnte. Für Facebook-Chef Mark Zuckerberg ist das boomende Foto-Netzwerk die Lebensversicherung, ohne die das weltgrößte Social Network heute weitaus weniger wert wäre.

Die vermutlich größte Internet-Erfolgsgeschichte dieses Jahrzehnts nahm heute vor sieben Jahren ihren Anfang – und kaum jemand schenkte ihr zunächst Beachtung. Am 6. Oktober 2010 war es, als eine App namens Instagram in Apples App Store debütierte.

Mit der Verbreitung des iPhones und dem Aufstieg von Facebook entstand plötzlich ein ganz neuer Zeitvertreib: Seine Freunde mit einem schnellen Smartphone-Schnappschuss am Leben teilhaben lassen – sei es auf einer Reise in New York, Shanghai oder Paris, bei einem leckerem Caffè Latte mit Herz im Milchschaum oder mit den Reflexionen eines Sonnenuntergangs an Isar und Alster.

Instagram ließ Facebook buchstäblich alt aussehen

Natürlich schien Facebook mit seinen damals auch schon 500 Millionen Nutzern selbst die erste Plattform für Smartphone-Fotos zu sein, doch etwas schien das weltgrößte Social Network im mobilen Internet falsch zu machen. Facebooks iPhone-App hatte immer wieder viel Kritik geerntet – besonders die Foto-Upload-Funktion, die von der Foto-Idee bis zur Veröffentlichung seinerzeit fünf Schritte benötigte.

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Und mehr noch: Was sich Nutzer bereits 2010 offenkundig wünschten, war ein neuer Minimalismus – ein Foto, das für sich sprach und nichts mit den lästigen Facebook-Freunden zu tun hatte, denen vielleicht auch der Chef angehörte. Genau das bot die neu gelaunchte App Instagram, die in US-Techmedien schnell für Furore sorgte, weil sie die Möglichkeiten des Smartphones erkannte.

Es war ein ganz besonderes Feature, das Nutzer in den Bann zog: Die Möglichkeit, mit speziellen Filtern Bilder zu verbessern. Plötzlich entstand eine Heerschar von Smartphone-Fotografen, die durch die unendlichen Verschönerungs-Modi Bilder erzeugten, die aussahen wie kleine Kunstwerke. Facebook sah dazu im Gegenzug plötzlich alt aus.

Beliebter Minimalismus: Das eine, verschönerte Bild, das den Augenblick einfing

Die von Facebook bekannte Funktionalität, sein Gefallen durch ein Like auszudrücken, wurde bei Instagram zum Herz. Kommentiert werden konnten Fotos wie bei anderen Social Networks – doch das war’s auch schon. Nutzer konnten anderen nach dem Twitter-Prinzip folgen, Freundschaftsanfragen mussten nicht verschickt werden, während auf Direktnachrichten bewusst verzichtet wurde.

Der Minimalismus kam an. Instagram wuchs schnell – vor allem, als sich die originär nur für das iPhone programmierte App 2011 auch für Googles mobiles Betriebssystem Android öffnete. Facebook musste sich von einem 13-Mann-Start-up vorführen lassen, wie ein Foto-Netzwerk im Social Media-Zeitalter funktionierte. Es war nicht die Masse der Fotos, die bei Facebook in Alben hochgeladen wurde, es war das eine, verschönerte Bild, das den Augenblick einfing und Nutzer immer mehr begeisterte.

Facebooks Instagram-Akquisition für 1 Milliarde Dollar war vielleicht die beste Übernahme aller Zeiten

Im Frühjahr 2012, als Instagram nur eineinhalb Jahre nach seinem Launch bereits auf 30 Millionen Nutzer kam, sah Facebook-Gründer Mark Zuckerberg offenkundig die Felle wegschwimmen – und handelte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf eigene Tour. Wenige Wochen vor dem eigenen hochgehypten Börsengang verhandelte Zuckerberg ein Wochenende mit Instagram-Gründer Kevin Systrom – und präsentierte der Internetwelt am Ostermontag 2012 einen der überraschendsten Deals der Branche.

Für gerade mal eine Milliarde Dollar übernahm der hoch gewettete Börsenkandidat ein Start-up, das bislang nicht einen Cent Umsatz generierte. Was zunächst nach einer Verzweiflungstat vor dem IPO aussah, sollte sich tatsächlich in die smarteste Übernahme zumindest dieses Jahrzehnts verwandeln.

Von 0 auf 800 Millionen Nutzer in sieben Jahren

In der Folge ließ Zuckerberg Systrom schlicht gewähren und konnte fast im Autopilot-Modus verfolgen, wie die beliebte App der Generation Selfie immer größeren Zulauf fand: Aus 100 Millionen Nutzern Anfang 2013 wurden in der vergangenen Woche bereits 800 Millionen Mitglieder, die Instagram mindestens einmal im Monat öffneten – jeden Tag wird die App mit dem Retro-Kamera-Logo bereits von mehr als einer halben Milliarde genutzt.

Tatsächlich beschleunigt sich das Wachstum immer schneller. Dauerte es mehr als ein Jahr, bis Instagram im März 2014 die nächsten 100 Millionen Nutzer einsammeln konnte, verkleinerte sich die Zeitspanne für die nächsten 100 Millionen Mitglieder von neun auf sechs bis zuletzt schließlich nur noch vier Monate. Wächst die Facebook-Tochter im aktuellen Tempo weiter, dürfte die Milliarde-Nutzer-Schallmauer im nächsten April, spätestens Mai fallen.

Neuerfindung mit Stories

Maßgeblichen Anteil am immer größeren Run auf Instagram hat ein neues Feature, das erst im vergangenen Jahr eingeführt und von Nutzern sofort begeistert angenommen wurde: die Stories-Funktion. Instagrammer können sich seit August 2016 nicht nur über ein Bild oder Kurz-Video mit Hashtags verbreiten, das in bekannter Manier archiviert wird, sondern auch über Fotos und bis zu 10 Sekunden langen Video-Schnipseln, die chronologisch zu einer Collage – der Story – zusammengefügt werden, die nach einem Tag wieder verschwindet.

Tatsächlich sind die Stories nicht neu, sondern eine ziemlich dreiste und wörtliche Kopie des beliebten Story-Formats des jüngeren Rivalen Snapchat, der 2013 seinen vornehmlich jungen Nutzern ein neues Tool spendiert hatte, um ihren Alltag in allen nur erdenklichen Lebenslagen mit der Smartphone-Kamera so „live“ wie möglich zu dokumentieren. Instagram kopierte gnadenlos – und holte Snapchat schnell ein: Nach gerade einmal rund einem halben Jahr verzeichnete die Facebook-Tochter bereits über 200 Millionen täglich aktive Stories-Nutzer, während es Snapchat im Juni auf 173 Millionen brachte.

Explosive Monetarisierung

Das finanzielle Potenzial von Instagram scheint sich unterdessen erst allmählich zu entfalten. Erst im Herbst 2015 hat Mark Zuckerberg damit begonnen, Instagrams Wachstum zu monetarisieren. Während Facebook weiter keine Angaben zur Geschäftsentwicklung seiner Foto-Tochter macht, sondern lediglich bekannt gab, dass bereits 2 Millionen Werbekunden in dem Feed der Foto-App Anzeigen platzieren, überbieten sich Analysten mit ihren Erlösprognosen.

2016 soll Instagram bereits Umsätze in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar zu Facebooks Konzernumsätzen beigesteuert haben, mutmaßen Analysten, 2017 sollen es schon 5,4 Milliarden Dollar werden – die Schweizer Investmentbank Credit Suisse hält sogar 6,4 Milliarden Dollar für möglich. Und das dürfte erst der Anfang sein: Für das nächste Jahr liegen die Konsensschätzungen bei Erlösen von mehr als 7 Milliarden Dollar, 2020 bei 9 Milliarden Dollar – ein enormer Betrag für eine App, die vor zwei Jahren noch 0 Dollar erlöst hat.

Wäre Instagram heute bereits 200 Milliarden Dollar wert?

Keine Frage: Instagram ist heute nicht mehr aus Facebooks Portfolio wegzudenken.
Bleibt die Frage, was die Foto-App heute wert wäre, wenn der Internet-Riese nicht zugeschlagen hätte? Bereits Ende 2014 kam die Citigroup zu dem Urteil, dass die boomende Foto-Community mindestens 35 Milliarden Dollar wert wäre – drei Jahr später dürfte sich der Wert weiter vervielfacht haben.

Tatsächlich würden Anleger für Instagram als eigenständiges börsengelistetes Unternehmen inzwischen wohl längst eine dreistellige Marktkapitalisierung bewilligen, wie Vermögensverwalter Eric Jackson zum fünfjährigen Jubiläum der Facebook-Übernahme im Frühjahr bei Forbes Magazine herausarbeitete.

Die eigentliche Frage sei, was Facebook heute ohne Instagram wert wäre, stellt der kanadische Fondsmanager in den Raum: „Sehr wenige Leute unter 30 nutzen Facebook im Vergleich zu Instagram und Snapchat. Was wäre ein altes soziales Netzwerk nun an der Wall Street wert? Ist es unrealistisch anzunehmen, dass 200 Milliarden Dollar von Facebooks Börsenwert (von aktuell knapp 500 Milliarden Dollar) auf Instagram zurückgehen, weil es die jüngere Zielgruppe einsammelt, die sich für Facebook nicht interessiert?“

Bei Facebook dürfte es nur eine Person geben, die sich über die Bewertung grämen dürfte: Instagram-Gründer Kevin Systrom. Der 33-Jährige hat sein Unternehmen vor fünf Jahren aus heutiger Sicht zu einem Spottpreis verkauft.