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„Ich bin 400.000 Dollar im Minus“: Reddit-Trader müssen sich auf massive Verluste einstellen

Die Gamestop-Aktie hat in dieser Woche 80 Prozent an Wert verloren. Kleinanleger haben zum Teil hohe Verluste. Nun schalten sich die Regulierer ein.

Zum Ende der turbulenten Woche ist es noch einmal aufwärts gegangen mit der Gamestock-Aktie. Das Papier des US-Videospieleverkäufers legte am Freitag um 19 Prozent zu und schloss bei 63,77 Dollar.

Doch das half kaum, um die schweren Kursverluste abzufedern: Seit Montag verlor die Aktie 80 Prozent an Wert, für das Unternehmen war es die schlechteste Börsenwoche aller Zeiten. Noch eine Woche zuvor hatte das Papier ein Rekordhoch von 483 Dollar erzielt.

Gamestop steht im Zentrum einer Gruppe von Anlegern, die sich über das Forum „Wall Street Bets“ der Online-Plattform Reddit organisieren. Sie haben in den vergangenen Wochen mit ihren gezielten Käufen von Aktien und Optionen die Wall Street aufgemischt und bei einigen Hedgefonds zum Teil für milliardenschwere Verluste gesorgt.

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Nachdem Online-Broker wie Robinhood jedoch zum Teil strenge Kaufbeschränkungen eingeführt hatten, gingen die Kurse von Gamestop, der US-Kinokette AMC und anderen von den Reddit-Tradern favorisierten Aktien auf eine wilde Achterbahnfahrt. Am Dienstag brach der Gamestop-Kurs um 60 Prozent ein, am Donnerstag um gut 40 Prozent.

Die Reddit-Trader müssen daher nach einer langen Phase des Erfolges mit zum Teil heftigen Verlusten zurechtkommen. „Ich bin 400.000 Dollar im Minus, aber ich halte“, beteuerte ein Nutzer. Ein anderer beklagte, dass er sogar 900.000 Dollar verloren habe. Ein weiterer fasste seine finanzielle Achterbahnfahrt so zusammen: „Ich hab 10.000 Dollar zu 1,6 Millionen gemacht und dann zu 250.000.“

Anleger gehen hochriskante Wetten ein

Das Forum ist dafür bekannt, dass die Nutzer über ihre Gewinne genauso diskutieren wie über ihre Verluste. Als „Loss Porn“ bezeichnen sie letzteres Phänomen.

In den vergangenen Tagen mischten sich zunehmend warnende Worte unter die Posts. „Leute, ihr müsst verstehen, dass ihr nur das Geld investieren dürft, das ihr euch leisten könnt zu verlieren. Kredite aufzunehmen, um damit Aktien zu kaufen oder seine Ersparnisse aufs Spiel zu setzen, ist keine gute Entscheidung“, warnte ein Nutzer am Freitag. Gerade die vielen neuen Mitglieder, die „Wall Street Bets“ in den vergangenen Wochen angezogen hatte, müssten das bedenken.

In den letzten Tagen waren immer wieder Trader mit hochriskanten Wetten aufgefallen. Ein junger Trader hatte damit angegeben, mit den Ersparnissen seiner Eltern Gamestop-Aktien gekauft zu haben. Ein Zahnmedizin-Student hatte am Montag 46.000 Dollar seines Studienkredites in Gamestop investiert. Bei ihm war es noch gut gegangen. Er hat nach eigenen Angaben sein Investment verdreifacht und ist rechtzeitig ausgestiegen. Andere hatten nicht so viel Glück. „Ich habe gerade 1000 Dollar, meine gesamten Ersparnisse, aufs Spiel gesetzt“, räumte ein Nutzer am Freitag ein. „Ich muss mich übergeben“, sagte ein anderer angesichts des Minus von 80 Prozent im Portfolio: „Das tut so weh wie nichts anderes.“

Schon vor einer Woche hatte ein langjähriges Mitglied des Forums vor hohen Risiken gewarnt und dazu geraten zu verkaufen, um nicht auf hohen Verlusten sitzen zu bleiben. Darauf hatte er Tausende Kommentare bekommen, viele davon waren voller Häme.

Solange die Kurse stiegen, feuerten sich die mittlerweile knapp neun Millionen Nutzer von „Wall Street Bets“ vor allem gegenseitig an, weitere Aktien zu kaufen und auf keinen Fall zu verkaufen. Das Raketen-Emoji wurde zum Markenzeichen, genauso wie die „Diamantenhände“, ein Ausdruck, dass ein Anleger in jedem Fall die Aktie halten wird, auch wenn der Kurs noch so stark nach unten rauscht.

In den vergangenen Tagen munterten sich die Mitglieder auch mit Fotos von digitalen Werbeplakaten auf, die einige geschaltet hatten. Von Oklahoma, über Orlando bis hin zum Times Square hatten Fans Werbung geschaltet, die dazu aufrief, Gamestock und andere Aktien zu kaufen oder zu halten. Ein Nutzer postete sogar ein Foto von den Färöer Inseln.

Doch der uneingeschränkte Hype scheint vorbei: Am Freitag bot ein Mitglied von „Wall Street Bets“ Seelsorge an. „Es wird schon ok werden. Wenn ihr Angst habt oder wütend oder traurig seid, schickt mir eine Nachricht, wenn ihr jemanden zum Reden braucht. Ihr seid nicht allein.“ Darunter fügte er Links zu Online-Angeboten für Psychotherapie und Selbstmordprävention ein.

US-Kontrollgremien schalten sich ein

Nicht allen geht es ums Geld, wie sie beteuern. Doch auch wenn Robinhood und andere Broker die Handelsbeschränkungen für Gamestop und weitere Aktien wieder aufgehoben haben: In den kommenden Wochen könnte es weiter turbulent werden. Die US-Börsenaufsicht SEC, das US-Finanzministerium und die US-Notenbank sind eingeschaltet. Das könnte abschreckend auf die Kleinanleger wirken.

Das große Vorbild der Gamestop-Anleger, der Finanzinvestor Keith Gill, soll nun Mitte Februar bei einer Anhörung vor dem US-Kongress aussagen. Gill stieg schon vor einem Jahr bei Gamestop ein und wurde unter seinen Künstlernamen „Roaring Kitty“ bekannt, weil er in Youtube-Videos erklärte, warum er an den angeschlagenen Computerspiele-Händler glaubt. Täglich postete Gill seinen Depotstand auf Reddit.

Zu Spitzenseiten hatte er einen Papiergewinn von fast 50 Millionen Dollar. Doch ihm droht nun offenbar juristischer Ärger, wie US-Medien berichten. Gill, ein registrierter Broker, soll seinem Arbeitgeber seine Nebentätigkeit verschwiegen und damit gegen die Regeln verstoßen haben.

Auch Vlad Tenev, der CEO von Robinhood, soll bei der Anhörung aussagen. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte am Donnerstag ein Treffen der wichtigen Finanzaufseher einberufen. Die Infrastruktur der Märkte habe sich zwar als widerstandsfähig bewiesen, so eine Stellungnahme des Finanzministeriums nach dem Treffen. Doch es müsse „geprüft werden, ob die Handelspraktiken mit dem Ziel des Investorenschutzes und effizienten Märkten vereinbar seien.“

Die SEC kündete eine Untersuchung an. „Wenn Aktienpreise so weit von den fundamentalen Bewertungen abweichen, dann werden einige Leute fast immer hohe Verluste erleiden“, so die kommissarische Leiterin Allison Herren Lee gegenüber dem Radiosender NPR. „Wir wollen, dass die Leute verstehen, was für Risiken sie hier eingehen.“