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1200 Mitarbeiter betroffen: Lieferdienst Getir kündigt bei Bundesagentur für Arbeit Massenentlassungen an

 Getir steht vor dem Stellenabbau. - Copyright: Credits: picture alliance/dpa | Michael Kappeler, ANP | Robin van Lonkhuijsen | Getty Images/filo
Getir steht vor dem Stellenabbau. - Copyright: Credits: picture alliance/dpa | Michael Kappeler, ANP | Robin van Lonkhuijsen | Getty Images/filo

Jetzt ist es offiziell: Der Lieferdienst Getir hat nach Informationen von Business Insider bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Berlin Massenentlassungen angekündigt. Ein entsprechendes Schreiben ging dem Vernehmen nach bei der Arbeitsagentur ein. Unternehmen sind verpflichtet, in solchen Fällen die BA zu informieren.

Nach Informationen von Business Insider wird die Entlassung von rund 1200 Mitarbeiter angekündigt, 800 davon sind Fahrer, die restlichen 400 Mitarbeiter kommen aus der Verwaltung, den Lagen oder anderen Back-Office-Bereichen. Was die Ankündigung für die Mitarbeiter konkret bedeutet, ist noch offen, aber offenbar sollen Fahrer schon am kommenden Freitag freigestellt werden. Auf Anfrage wollte die BA die Ankündigung weder bestätigen noch dementieren.

Lieferdienst-Aus zeichnete sich schon früher ab

Der Stellenabbau hatte sich bereits seit Tagen angekündigt. Wie Business Insider vorige Woche bereits berichtete, will sich Getir ab Mitte Mai aus dem europäischen Markt zurückziehen, mit Ausnahme der Türkei. Hintergrund sollen Überlegungen zu sein, wonach Großinvestor Mubadala, ein Staatsfonds aus Abu Dhabi, der auch bei Getir-Konkurrent Flink Geld investiert hat, Flink und Getir zusammenlegen will. Demnach soll sich Getir auf die Türkei konzentrieren, Flink auf den europäischen Markt.

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Dass dabei Getir auf der Strecke bleibt und eben nicht Flink, liegt auch daran, dass der Lieferdienst außerhalb der Türkei kein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen konnte.

Das liegt an vielen Gründen, heißt es von Insidern. So würden die Ableger in Europa streng zentralistisch von den Getir-Bossen um Nazım Salur in Istanbul geführt, die aber von den Gegebenheiten auf den Märkten jenseits der Türkei wenig Ahnung hätten. In Deutschland ist der Markt für Lieferdienste allerdings auch nicht groß genug ist, dass gleich mehrere starke Marken wie Getir, Gorillas, Flink oder Wolt überleben können.

Der Verlauf der Bonität laut einer Analyse von Creditreform - Copyright: Business Insider
Der Verlauf der Bonität laut einer Analyse von Creditreform - Copyright: Business Insider

Solche strukturellen Probleme konnten jedoch lange Zeit dank frischer Gelder von Investor Mubadala überdeckt werden. Nach Informationen von Business Insider war die Getir-Geschäftsführung jedoch spätestens ab Mitte 2022 über die Entwicklung des Unternehmens hierzulande im Bilde. Zulieferer klagten schon damals darüber, dass Rechnungen später gezahlt werden. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform stufte im Herbst 2022 die Bonität erstmals deutlich runter.

Hartes Urteil von Creditreform zur aktuellen wirtschaftlichen Lage von Getir Deutschland - Copyright: Business Insider
Hartes Urteil von Creditreform zur aktuellen wirtschaftlichen Lage von Getir Deutschland - Copyright: Business Insider

Doch dank des frischen Geldes ließ sich eine drohende Insolvenz offenbar immer wieder abwenden. Insgesamt 800 Millionen US-Dollar pumpte Mubadala bislang in Getir. Die scheinbare Strategie: Lange genug durchhalten, um am Ende der Größte zu sein, der die Mitbewerber verdrängt. Ende 2022 kaufte Getir schließlich die in Deutschland viel erfolgreichere Marke Gorillas, führte aber – Getir-intern inzwischen als strategischer Fehler angesehen – beide Marken fort, statt die Unternehmen zu einem zu fusionieren. Auch hier wurde die Entscheidung in der Türkei getroffen.

Teure Doppelstrukturen, hohe Einkaufskosten, Technik-Probleme und Management-Fehler verursachten auch in der Folge einen großen Bedarf nach immer neuem Geld. Im August 2023 mussten schließlich international 2500 Stellen abgebaut werden, Getir zog sich aus zahlreichen Märkten und innerhalb Deutschlands aus vielen Städten zurück. Doch auch das schien nicht zu reichen: Nach Recherchen von Business Insider nahmen die Zahlungsprobleme Anfang dieses Jahres deutlich zu. Rechnungen bei Geschäftspartnern wurden immer später gezahlt, was Daten von Creditreform bestätigen.

Geschäftsführung soll sich mit Insolvenz beschäftigt haben

Nach Informationen von Business Insider beschäftigte sich die neue Geschäftsführung vor ein paar Wochen erneut mit der Frage einer möglichen Insolvenz. Dem Vernehmen nach war klar, dass das vorhandene Geld nur noch ein paar Wochen reicht, wenn Mubadala nicht noch mehr investiert.

Doch dieses Mal soll der Fonds den Daumen gesenkt haben. Anfang April soll die Getir-Führung mit Mubadala-Vertretern laut "Wirtschaftswoche" über die weitere Zukunft von Getir gesprochen haben. Die Fonds-Manager sollen klargemacht haben, dass sie sich eine Zusammenführung von Flink, in den Mubadala auch Geld investiert hat, wünschen würden.

Das scheiterte bislang aber an Flink. Doch dort wird jetzt wieder frisches Geld benötigt. Aus Investorenkreisen heißt es: Mubadala könnte Flink entsprechende Finanzzusagen gegeben haben, wenn Flink an Getir verkauft wird. Der mögliche Deal: Getir bleibt auf dem türkischen Markt, Flink übernimmt das europäische Ausland.

Offiziell will sich auch dazu niemand äußern. Klar ist aber: Ließe sich ein solcher Deal nicht schnell umsetzen, könnte es eng werde für Getir. Dann wäre am Ende doch die Insolvenzanmeldung nötig.