„Nudging“ hält Kollegen und Angestellte auf Linie
Verhalten lässt sich mit simplen Psychotricks steuern
Derzeit ist „Nudging“ in aller Munde. Dahinter verbirgt sich eine Methode, um Menschen zum gewünschten Verhalten anzuhalten. Anstatt mit Befehlen oder Verboten wird auf subtile Anstöße gesetzt.
Das Wort klingt erst mal niedlich, egal in welcher Sprache. Der englische Ausdruck „to nudge“ bedeutet anstupsen und weckt Assoziationen an liebevolle Elefantenmütter oder erste Versuche auf dem Fahrrad mit Papa. Mit Vorsatz und Plan eingesetzt, kann „Nudging“ aber im zwischenmenschlichen Umgang zum wirkungsvollen Instrument werden, um Anderen den eigenen Willen aufzudrücken. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt einigen Psychologen zufolge als Meisterin dieser subtilen Manipulation.
Auch immer mehr Manager und Führungskräfte entdecken das „Nudging“ als Methode der Mitarbeiterführung. Anstatt den Angestellten einfach Befehle zu erteilen, könnte das Ziel oft leichter und besser mit Fragen erreicht werden. „Sie bringen Menschen viel besser in Bewegung als Aussagen“, sagte Expertin Suzanne Grieger-Langer der „Welt“. Ein geübter „Nudger“ kann den Ausgang dieses Prozesses erstaunlich effektiv vorausplanen. So wurden dem Bericht zufolge in einer Studie 40.000 US-Amerikaner gefragt, ob sie im nächsten halben Jahr ein neues Auto kaufen wollen. Prompt erhöhte sich die Zahl der Autokäufe in dieser Gruppe um mehr als ein Drittel. Die Frage allein hat also das thematisierte Verhalten ausgelöst oder entsprechende Pläne zementiert.
Jammern die Angestellten oder Kollegen ständig und trüben damit die Atmosphäre im Büro? Dann sollte häufiger nach Aktivitäten oder Erlebnissen gefragt werden, die den Mitmenschen Freude bereitet haben. Michaela Brohm, Professorin für Lehr-Lernforschung, rät: „Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass wir, statistisch gesehen, Weltmeister im Jammern sind. Wenn Sie jemanden davon abhalten möchten, sollten Sie nicht danach fragen, wo es wehtut, sondern nach dessen guten Momenten.“
Eine der wirkungsvollsten „Nudging“-Strategien ist das gute alte Schmeicheln. Dick Auftragen ist Experten zufolge das Gebot der Stunde, um sympathisch zu erscheinen. Denn selbst wenn der Gegenüber genau weiß, dass die Komplimente nicht wirklich aufrichtig gemeint sind, ist er doch eher bereit, einem den Gefallen zu tun.
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