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Ärger im Audi-Paradies China

Audi hat Krach mit seinen Händlern auf dem wichtigsten Markt China. Die Kaufleute fühlen sich benachteiligt und fordern fast vier Milliarden Euro. Audi sieht das anders. Kommt es zum offenen Schlagabtausch?

Sanya ist das Urlaubsparadies schlechthin in China. In dem Ferienort auf der Tropeninsel treffen sich die Reichen und Schönen. Dieser Tage bevölkern Autohändler den Badeort. Doch ihnen ist nicht nach Feiern zumute. Sie sind sauer. Und zwar auf den Autobauer Audi. Mit einem neugegründeten Bund drohen die Händler den Ingolstädtern. Sie machen die Strategie des Unternehmens für ihr maues Geschäft verantwortlich. Durch die fehlgeleitete Politik der Deutschen seien ihnen in den vergangenen Jahren 28 Milliarden Yuan (knapp vier Milliarden Euro) an Schaden entstanden, argumentieren sie und fordern das Geld von Audi ein.

Doch der Autobauer sieht keinen Grund zum Zahlen. „Das Geschäft des chinesischen Audi-Handels war in jedem der vergangenen drei Jahre profitabel“, sagte eine Audi-Sprecherin in Peking dem Handelsblatt. Das habe auch eine international unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bestätigt. Die Vorwürfe würden derzeit mit den Händlern geklärt werden. Es stimme, das im internationalen Vergleich die Margen des chinesischen Automobilhandels unter Druck seien. „Darüber hinaus ist in China der Anteil junger Händler, die sich in der Anlaufphase ihres Geschäftes befinden, überdurchschnittlich hoch. Die Durchschnittsrendite ist dabei niedriger“, sagte die Sprecherin.

Für Audi hat der Streit mit den Händlern bereits empfindliche Folgen. Im Januar ging der Absatz der deutschen Premiummarke im Jahresvergleich um 35 Prozent auf rund 35.000 Fahrzeuge zurück. Besonders pikant für Audi ist, dass die Marke dadurch erstmals ihre Führungsposition unter den Premiumherstellern in China verloren hat. Mercedes ist Spitzenreiter und verbuchte einen Zuwachs im Vertrieb von 39 Prozent. BMW konnte in der gleichen Zeit um 18 Prozent zulegen.
Die Händler hätten im Januar „zurückhaltend disponiert“, heißt es bei Audi. Anders gesagt: Mit geringeren Bestellzahlen könnten sie versucht haben, den Autobauer unter Druck zu setzen. Der habe schließlich mit einem überzogenen Ausbau des Händlernetzes die geringeren Margen der Kaufleute zu verantworten, argumentieren die Händler.

Audi sieht das anders. „Wir können den Vorwurf nicht nachvollziehen. Die Anzahl der Audi-Händler in China liegt auf dem Niveau der Wettbewerber – bei einem deutlich höheren Jahresabsatz in 2016“, sagte die Sprecherin. Die Audi-Händler hätten im Durchschnitt mehr Autos als die Händler der Wettbewerber verkauft. Beim Absatz lägen sie in China sogar im Vergleich höher als die Audi-Netze in anderen Top-Märkten.

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Doch die Händler führen noch einen weiteren Kritikpunkt an: Audi habe Gespräche mit dem chinesischen Autobauer SAIC über eine Zusammenarbeit aufgenommen. Eigentlich klingt das wenig spektakulär, denn die Audi-Mutter Volkswagen arbeitet schon lange mit SAIC zusammen. Die Händler sehen die Partnerschaft aber als Gefahr. Die Anbieter fürchteten eine Konkurrenz durch die SAIC-Stützpunkte und drohten bereits mit Boykott.

Audi lenkt ein – zumindest ein bisschen. „Die Gespräche mit SAIC gehen weiter mit Ausnahme zum Händlernetzwerk. Diese sollen spätestens Ende März wieder aufgenommen werden“, sagte die Sprecherin. „Wir sind in kontinuierlichem Austausch mit unseren chinesischen Partnern und Händlern, um gemeinsam das China-Geschäft für alle Beteiligten weiterhin erfolgreich zu gestalten.“ Nur zufriedene Händler könnten zufriedene Kunden schaffen.

Doch die Händler könnten sich den Frieden mit dem Autobauer teuer bezahlen lassen. Das hatte BMW vor zwei Jahren erfahren. Damals zahlten die Münchener nach einem Streit mit ihren Händlern 5,1 Milliarden Yuan, umgerechnet fast 700 Millionen Euro. Klar ist: Chinas Händler sind mächtig.