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Instagram: Die Welt im Selfie-Wahn

Instagram: Die Welt im Selfie-Wahn

Alle Jahre wieder im November kürt Oxford Dictionaries das Wort des Jahres. Die Wahl 2013 fiel auf den „Selfie“. Was zum Naserümpfen klingt, beschreibt tatsächlich den Smartphone-Trend des Jahres der Selbst-Fotografie. Möglich macht den Ego-Trip in Bildern eine boomende Foto-App, die heute Facebook gehört. Nicht wenige glauben inzwischen, Gründer Kevin Systrom hat zu früh verkauft – viel zu früh...

Heidi Klum tut es. Justin Bieber tut es. Rihanna tut es mit Vorliebe. Alle Promis sind süchtig nach dem „Selfie“. Was eher nach autoerotischer Betätigung aussieht, ist tatsächlich weniger verfänglich – es ist nicht weniger als der große Smartphone-Trend des Jahres. Ein Selfie, das ist eine Aufnahme mit dem Smartphone von sich selbst – eine Anwendung, die in Zeiten verbesserter Front-Kameras Millionen zu echten Ego-Shootern macht.

Doch wohin damit, wenn’s fertig ist? Sich gegenseitig Fotos hin- und herzuschicken, dürfte selbst den größten iPhone-und Android-Junkies zu langweilig werden. Keine Frage: Das digitale Selbstporträt gehört mit den Freunden geteilt!

Facebook: Chronische Mobil-App-Schwäche

Also auf Facebook mit dem Selfie? Liegt nahe, schließlich ist das schon drittwertvollste Internet-Unternehmen das weltgrößte soziale Netzwerk – und zwar mit Abstand mit nunmehr fast 1,2 Milliarden Nutzern. Doch Facebook und das mobile Internet: das ist eher eine problematische Beziehung. Obwohl Facebooks iPhone-App seit dem Start des App Stores 2008 von Tag eins bereitstand, hat sie doch bis heute viel Kritik geerntet.

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Das gilt in allererster Linie für die Foto-Upload-Funktion. Keine Frage: Fotos sind der eigentliche Rohstoff von Social Media-Aktivitäten – nichts geht schließlich darüber, der Welt zu zeigen, wo man gerade ist, wie gut es das Leben mit einem meint und was man erlebt hat. Bei Facebook dauerte das jedoch über Jahre einfach zu lange: Von der Foto-Idee bis zum Veröffentlichung waren es fünf Schritte.

Instagram: Populär geworden in der Nische

Das weltgrößte Social Network ebnete mit seiner chronischen Mobil-Schwäche aufstrebenden Start-ups den Weg für eine Nische, die sich mit verbesserter Kamera-Funktionalität schnell auftun sollte – es entstand das Genre der Smartphone-Fotografie. Einer der Pioniere war Kevin Systrom, der 2010 die Foto-App Instagram launchte.

Was Instagram besonders auszeichnete, war nicht nur der schnelle Weg zur Veröffentlichung oder die Tatsache, dass Nutzer wieder einen Schritt zurückgehen und sich ein eigenes Foto-Netzwerk aufbauen konnten, das nichts mit lästigen Facebook-Freunden zu tun hat, denen vielleicht auch der Chef angehörte.

Es war vielmehr ein ganz besonderes Feature, das Nutzer in den Bann zog: Die Möglichkeit, mit speziellen Filtern Bilder zu verbessern. Plötzlich entstand eine Heerschar von Smartphone–Fotografen, die durch die unendlichen Verschönerungs-Modi Bilder erzeugten, die aussahen wie kleine Kunstwerke.

Beliebter Minimalismus: Das eine, verschönerte Bild, das den Augenblick einfing

Die von Facebook bekannte Funktionalität, sein Gefallen durch ein Like auszudrücken, wurde bei Instagram zum Herz. Kommentiert werden konnten Fotos wie bei anderen Social Networks – doch das war’s auch schon. Nutzer konnten nach dem Twitter-Prinzip folgen, Freundschaftsanfragen mussten nicht verschickt werden, während auf Direktnachrichten bewusst verzichtet wurde.

Der Minimalismus kam an. Instagram wuchs schnell – vor allem, als sich die originär nur für das iPhone programmierte App 2011 auch für Googles mobiles Betriebssystem Android öffnete. Facebook musste sich von einem 13-Mann-Start-up vorführen lassen, wie ein Foto-Netzwerk im Social Media-Zeitalter funktionierte. Es war nicht die Masse der Fotos, die bei Facebook in Alben hochgeladen wurde, es war das eine, verschönerte Bild, das den Augenblick einfing und Nutzer immer mehr begeisterte.

2012 übernimmt Facebook Instagram für rund eine Milliarde Dollar

Als Instagram bereits auf 30 Millionen Nutzer kam, öffnete sich Facebook 2012 und bot eine tiefe Integration in das eigene Netzwerk an: Instagram-Accounts konnten mit dem Facebook-Konto verknüpft werden und flossen direkt in das weltgrößte Social Netwerk ein. Die Integration funktionierte so gut, dass Instagram seine Mitgliederzahlen binnen weniger Monate auf über 30 Millionen verdoppelte.

Wenige Wochen vor dem eigenen hochgehypten Börsengang sah Facebook-Gründer Mark Zuckerberg die Felle wegschwimmen – und handelte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf eigene Tour. Zuckerberg verhandelte ein Wochenende mit Instagram-Gründer Kevin Systrom – und präsentierte der Internetwelt am Ostermontag vergangenen Jahres einen der überraschendsten Deals der Branche. Für etwas mehr als eine Milliarde Dollar übernahm der hoch gewettete Börsenkandidat ein Start-up, das bislang nicht einen Cent Umsatz generierte.

Mark Zuckerbergs Wette zahlt sich schnell aus...

Es war eine mutige Wette, für die sich Facebooks Gründer zunächst einiges anhören lassen musste. 18 Monate später ist klar, dass Zuckerberg der Deal des Lebens gelungen ist: Instagram hat seine Nutzerzahlen in eineinhalb Jahren auf über 150 Millionen vervielfacht und erfreut sich immer größerer Beliebtheit in der Popkultur.

In einer Zeit, in der nach dem Twitter-IPO die Bewertungen von jungen Internet-Unternehmen förmlich durch die Decke schießen, muss sich ein anderer Gründer nun Fragen gefallen lassen, der über ein Jahr lang die Party seines Lebens hatte – Instagram-Chef Kevin Systrom, der dem Foto-Netzwerk auch nach Übernahme bis heute erhalten geblieben ist.

... aber hat Kevin Systrom zu früh verkauft?

Immer öfter stellt sich nämlich die Frage, was Instagram heute eigentlich wert wäre, wenn die Aktienmärkte aktuell für Twitter mit ähnlich vielen Mitgliedern 25 Milliarden Dollar bewilligen, während die nächste App-Generation Snapchat und WhatsApp auch schon zwischen 3,5 und 4 Milliarden Dollar bewertet wird.

„Es wird immer klarer, dass Systrom zu früh verkauft hat“, tadelt der kanadische Vermögensverwalter Eric Jackson Kevin Systrom. „Er muss sich fühlen, als ob er komplett die Welle verpasst hat. Instagram wäre heute mindestens 15 Milliarden Dollar wert.“

Schlaflose Nächte für Instagram-Gründer Kevin Systrom

Es ist das Dilemma des Gründers: Wann verkaufen – und zu welchem Preis? Facebook-Chef Mark Zuckerberg kennt das Gefühl am besten. 2006 war er am dichtesten dran, selbst für etwa 1 Milliarde Dollar sein Start-up zu verkaufen. Er blieb standhaft und besitzt heute ein 120 Milliarden Dollar schweres Internet-Imperium.

Kevin Systrom, der unlängst selbst im Interview selbstbewusst äußerte, Instagram könne „die größte Sache der Welt“ werden, dürfte seine Entscheidung in der Zukunft noch die eine oder andere schlaflose Nacht bereiten. Doch es gilt die alte Weisheit des großen englischen Dramatikers Bernard Shaw: „Geld ist nichts. Viel Geld jedoch ist etwas anderes.“