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Dax-Neuling ProSiebenSat.1: Ein hollywoodreifes Comeback

Der Vorstandsvorsitzende der ProSiebenSat.1 Media AG, Thomas Ebeling (Foto: dpa)
Der Vorstandsvorsitzende der ProSiebenSat.1 Media AG, Thomas Ebeling (Foto: dpa)

Es ist eine der erstaunlichsten Turnaroundstorys der deutschen Wirtschaftsgeschichte: das hollywoodreife Comeback von ProSiebenSat.1, das nun in der Dax-Aufnahme seine Krönung findet. Vor sieben Jahren noch ein Pennystock mit Milliardenschulden, steigt das Münchner Senderkonglomerat nächste Woche in den deutschen Blue-Chip-Index auf. Und jetzt?

Die Börse ist für viele ein einziges Mysterium: Mal geht es nach oben, mal nach unten. Aber wer kann schon in seinem Anlegerleben einen Homerun mit 1000 und mehr Prozent verbuchen? Dass solche explosiven Kurszuwächse nicht nur mit Apple, Amazon oder Alphabet möglich sind, sondern auch an den deutschen Aktienmärkten in gar nicht so langer Zeit eingefahren werden können, macht eine abgeschriebene Fernsehaktie deutlich, die auf dem Höhepunkt der Finanzkrise schon fast als Pleitekandidat galt.

Rückblende zum Frühjahr 2009: Bis auf unglaubliche 88 Cent war der einst wertvollste deutsche TV-Konzern ProSiebenSat.1 gefallen, der inzwischen von den Private Equity-Investoren Permira / KKR kontrolliert wurde, die nur drei Jahre zuvor ihre Anteile vom amerikanischen Medienunternehmer Haim Saban übernommen hatten – zu Kursen zwischen 22 und 28 Euro.

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Thomas Ebeling gelingt der Konzernumbau

In der großen Finanzkrise erschütterte das Münchner Senderkonglomerat vor allem die  hohe Schuldenlast, die Permira / KKR ProSiebenSat.1 aufdrückten – nach dem Kauf der schwedischen Sendergruppe SBS waren die Münchner, die 2008/2009 auch noch Verluste im operativen Geschäft einfuhren, mit mehr als drei Milliarden Euro verschuldet.

Es folgte unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Thomas Ebeling eines des bemerkenswertesten Comebacks der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte.  Ebeling trimmte ProSiebenSat.1 auf Profitabilität und besann sich auf das zentraleuropäische Kerngeschäft – Beteiligungen wie die SBS und Sender in Belgien und den Niederlanden wurden verkauft. 

Wilde Achterbahnfahrt an der Börse

Echte Handlungsfähigkeit erlangte das 2000 aus dem Zusammenschluss der Pro Sieben Media AG und Sat.1 SatellitenFernsehen GmbH entstandene Senderkonglomerat nach dem Ausstieg der Mehrheitsaktionäre Permira / KKR zurück. Die Private Equity-Investoren veredelten ihre Anteile nach der Börsenachterbahnfahrt zwischen 2013 und 2014 schließlich komplett bei Kursen um die 30 Euro – mit einem Plus von am Ende 500 Millionen Euro, nachdem die Beteiligung zwischenzeitlich um mehr als drei Milliarden Euro im Minus notiert hatte.    

Der Höhenflug an der Börse war damit aber noch nicht zu Ende – im Gegenteil. Bei mehr als 50 Euro notierte die Münchner Sendergruppe, die in den 90er-Jahren noch mehrheitlich zum Kirch-Imperium gehört hatte, Ende vergangenen Jahres bereits – KKR / Permira  haben durch ihren zu frühen Exit Milliarden Euro liegen lassen.

Nach Stefan Raabs Abschied dreht sich bei ProSieben alles um Joko und Klaas (Bild-Copyright: Getty Images/Sascha Steinbach)
Nach Stefan Raabs Abschied dreht sich bei ProSieben alles um Joko und Klaas (Bild-Copyright: Getty Images/Sascha Steinbach)

Nach Kursplus von 5000 Prozent als erster Medienkonzern im Dax

Welche enormen Ausmaße der siebenjährige Höhenflug der ProSiebenSat.1-Aktie bis heute angenommen hat, beweist ein Blick auf die Kursentwicklung. Aus 88 Cent im Frühjahr 2009 wurden bis heute 47 Euro. Oder in anderen Worten: Wer im Frühjahr 2009 für 8800 Euro Anteilsscheine von ProSiebenSat.1 erworben hätte, wäre heute fast ein halber Euro-Millionär.

Lohn der schier unfassbaren Rally, die Aktionären in der Spitze ein Plus von 5200 Prozent beschert hätte: der Aufstieg in die erste deutsche Börsenliga. Anfang März gab die Deutsche Börse nach Tagung des Arbeitskreises Aktienindizes den historischen Ritterschlag bekannt: Nach der „Fast-Exit“-Regel ersetzt ProSiebenSat.1 am kommenden Montag, dem 21. März, den Rohstoffkonzern K+S im Dax und steigt gleichzeitig als erstes Medienunternehmen in die erste deutsche Börsenliga auf.

Der Schritt war nach dem Traumlauf an den Aktienmärkten bereits seit Jahren erwartet worden: Mit einem Börsenwert von über 10 Milliarden Euro ist ProSiebenSat.1 bereits  wertvoller als fünf Dax-Konzerne (RWE, Lufthansa, ThyssenKrupp, Merck und Commerzbank).

Wachstum im klassischen TV-Geschäft läuft aus

Doch wie geht es von hier an weiter? Nicht selten markiert die Index-Aufnahme auch das Ende eines Höhenflugs, schließlich ist das Listing in einem höheren Aktienindex die nachträgliche Belohnung für eine außerordentliche Kursentwicklung.

Für Konzernchef Ebeling, der zumindest noch drei Jahre an die Münchner Sendergruppe gebunden ist, wird es nun darum gehen, den mit Abstand wertvollsten Medienkonzern der Republik auf Kurs zu halten und darüber hinaus neu zu erfinden. Das Kerngeschäft erscheint nämlich immer mehr ausgereizt: Im vergangenen Jahr legten die durch TV-Werbung in Deutschland erzielten Umsätze nur noch um 4 Prozent zu.

Zukunft liegt im Digitalgeschäft

Insgesamt legten die Erlöse 2015 um 13 Prozent auf nunmehr 3,26 Milliarden Euro zu, während der Konzerngewinn noch um 9 Prozent auf 926 Millionen Euro wuchs. Neuer Treiber ist das Digitalgeschäft, das im vergangenen Jahr immerhin schon um 38 Prozent auf 846 Millionen Euro zulegte.

Ebeling hat dafür in den letzten Monaten Investitionen nicht gescheut: Für mehr als 400 Millionen Euro übernahm ProSiebenSat.1 2015 etwa das Verbraucherportal Verivox und das schwedische Reiseportal Etraveli. In diesem Jahr sollen noch einmal Investitionen in Höhe von einer halben Milliarde Euro folgen. Wer weiß: Vielleicht findet das hollywoodreife Börsenmärchen von ProSiebenSat.1 auf die Weise noch eine digitale Fortsetzung…

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