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Die Welt von morgen – und welche Aktien davon profitieren

Evelyne Pflugi beschäftigt sich mit der Welt von morgen. Die Mitgründerin der Singularity Group im Schweizerischen Zug sucht für ihre Fondsgesellschaft jenseits der gängigen Tech-Titel nach Aktien, die von echten Innovationen profitieren. Dabei hilft ihr, dass sie einen Master in Biochemie, Biotechnologie und Lebensmittelwissenschaft der ETH Zürich hat.

Eine wichtige Rolle spielt der Begriff der Singularität, dessen Erklärung ein bisschen nach Science-Fiction klingt. Ausgangspunkt ist der technische Fortschritt, der sich exponentiell beschleunigt.

Weil sich viele Technologien gegenseitig in ihrer Entwicklung unterstützen – etwa Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) –, könnten ab einem bestimmten Zeitpunkt Maschinen den Menschen in puncto Intelligenz übertreffen.

Dieser Zeitpunkt wird als Singularität bezeichnet. Ab und an ist das schon in Teilbereichen passiert, etwa als der Computer „Deep Blue“ den Schachweltmeister Garri Kasparow schlug oder ein selbstlernender Rechner im japanischen Spiel Go alle menschlichen Spieler übertraf.

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Die Idee, dass durch das exponentielle Wachstum neuer Technikbereiche sich die Welt statt in gradueller Anpassung auch schlagartig verändern kann, spielt auch in den USA eine große Rolle, wo die Singularity University im Silicon Valley sich auf dieses Thema spezialisiert hat.

Unabhängig davon, ob dieses Szenario in der Breite Wirklichkeit wird, versucht der Singularity-Fonds, von umwälzenden Technologien zu profitieren. Die Managerin sagt: „Wir wollen Innovationssprünge einfangen.“

Beim Herausfiltern interessanter Aktien orientiert sie sich nicht an Branchen, sondern an zwölf „Singularitäts-Sektoren“, die Innovationen wie 3D-Druck, Blockchain, Nanotechnologie oder Robotik umfassen. Weitere Schlagworte sind Internet der Dinge, Bioinformatik und neue Energien. Sie alle stehen für grundlegende Neuerungen.

„Uns geht es nicht in erster Linie um Klassiker wie den Smartphone-Hersteller Apple oder das soziale Netzwerk Facebook. Wir suchen vor allem etablierte Konzerne, die mit neuen Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) schon mindestens zehn Prozent des Umsatzes erwirtschaften, wie etwa das Gesundheitsunternehmen Johnson & Johnson oder den Konsumgüterhersteller Adidas“, erläutert Pflugi.

Zu den Top-Positionen zählen auch Medtronic (Bioinformatik) und Pfizer (Neurologie). Mit dem Überspringen der Zehn-Prozent-Marke könne man relativ sicher sein, dass sich das Geschäftsmodell des etablierten Unternehmens verändert habe. Neben Adidas sind von den deutschen Schwergewichten auch Siemens, BASF und Fresenius nennenswert im Fonds vertreten.

Die Innovationen sind vielfältig. Bei Johnson & Johnson gehören 3D-gedruckte Kniegelenke dazu. Adidas druckt Innensohlen für die Schuhe und wertet große Datenmengen aus, um lokale Modetrends zu erfassen.

BASF entwickelt neue Nanomaterialien, Stoffe mit Kleinstpartikeln, und nutzt dabei Künstliche Intelligenz. Aber auch klassische Tech-Werte wie Alphabet haben im Singularity-Fonds einen Platz, wobei die Google-Mutter für das Thema „Big Data“ steht. Weitere bekannte Namen sind Oracle und Taiwan Semiconductor.

Uber ist aktuell nicht dabei – das Unternehmen hat gerade seinen Börsengang recht spektakulär mit schwachen Kursen verpatzt. Man sehe schlichtweg zu viele andere Möglichkeiten, von Innovationen zu profitieren, sagt Pflugi. Was nicht heißen solle, dass die Firma nicht zu einem späteren Zeitpunkt infrage kommen könne.

Eigener Index

Der Fonds wird von Wissenschaftlern, Professoren und Praktikern beraten und unterstützt: etwa von Simone Schürle, Professorin für Nanotechnologie, und Collin Lee, einem ehemaligen Sicherheitsberater des US-Kongresses.

Die Mindestzeichnung für den „qualifizierten Anleger“ beträgt 100.000 Dollar, für institutionelle Investoren sind es 250.000 Dollar. Das Universum, aus denen der Fonds bei seinen Investitionen auswählen kann, ist der von der Firma selbst geschaffene Nasdaq Singularity Index mit 300 Aktien, der im Dezember 2017 gestartet ist.

Die größten Positionen darin sind Alphabet, Boeing, Amazon, Apple und Johnson & Johnson. „Wir haben rund 140 Titel im Fonds, das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit 16 deutlich niedriger als zum Beispiel im globalen MSCI Technologie-Index“, sagt Pflugi.

Abhängig vom Trend

Allerdings kam die Idee von den Überflieger-Technologien im vierten Quartal des vergangenen Jahres unter die Räder – die Verluste bei den Tech-Aktien sorgten auch beim Singularity-Fonds für Rückschläge.

Da der Fonds im Oktober 2018 startete, bekam er die Korrektur nach unten gegen Ende des vergangenen Jahres voll zu spüren. Trotz seines speziellen Ansatzes ist der Fonds eben nicht unabhängig vom Trend der Tech-Titel.

Nach dem Rückschlag im Herbst haben sich die meisten dieser Aktien aber wieder erholt. Eine wichtige Rolle spielten dabei die bekannten FAANG-Aktien: Facebook, Amazon, Apple, Netflix und die Google-Mutter Alphabet. Sie konnten in den ersten Monaten zwischen gut 20 Prozent (Alphabet) und 40 Prozent (Facebook) zulegen.

„Viele US-Technologieaktien sind in der Vergangenheit schon sehr gut gelaufen. Nach klassischen Bewertungskriterien sind sie inzwischen teilweise sehr teuer“, warnt Kim Felix Fomm, Geschäftsführer beim digitalen Vermögensverwalter Liqid aus Berlin. Amazon, Alphabet, Netflix oder Facebook seien mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht.

Gesetzt den Fall, dass diese Unternehmen auch in den nächsten Jahren so stark wachsen wie aktuell und nachhaltige Gewinne erwirtschaften, könnten zwar sogar noch höhere Kurse gerechtfertigt sein. Fromm scheut jedoch das Risiko und positioniert sich gegenüber diesen Titel defensiv.

„Ich bin positiv gestimmt für Tech-Aktien. Abgesehen von der Wachstumsperspektive sind Tech-Aktien gut positioniert für ein spätzyklisches Wirtschaftsumfeld“, meint Lars Kreckel, Aktienstratege bei Legal & General Investment Management (LGIM). Seine Einschätzung bleibe auch nach dem Börsengang von Uber unverändert: „Dass Uber nun zu kämpfen hat, sehe ich als Uber-spezifisch an.“

Mehr: Die Indizes an der Wall Street markieren neue Rekorde. Getragen werden sie vor allem von den Tech-Aktien. Lesen Sie hier, wie das auch den Börsen in Europa hilft.