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Kann Teyssen das Ruder noch herumreißen?

Dem einst wertvollsten Energiekonzern Deutschlands steht ein Rekordverlust ins Haus. Die Baustellen zur Neuausrichtung von E.On sind enorm. Was Vorstandschef Johannes Teyssen jetzt anpacken muss.

Auf sein Selbstvertrauen kann Johannes Teyssen, Chef des Energiekonzerns E.On, auch in schwierigen Zeiten bauen. Während der Essener Konzern längst auf den größten Verlust seiner Geschichte zusteuerte, trat Teyssen vor zwei Monaten den Negativschlagzeilen über sein Unternehmen auf der Bühne der Handelsblatt Energietagung mit breiter Brust entgegen. So sei das im Vorjahr von E.On abgespaltene Unternehmen Uniper keineswegs eine „Resterampe“. Vielmehr seien Uniper und E.On nun mehr wert als vor der Aufspaltung. Und weil die Journalisten das offenbar nicht erkannt haben, sagte Teyssen es eben selber: „Wir haben das gut gemacht!“

Wie sehr Wunsch und Wirklichkeit auseinandertriften, wird sich am Mittwoch offenbaren, wenn E.On die Bilanz 2016 präsentiert. Nachdem der Erzrivale RWE bereits am Dienstag tiefrote Zahlen vorgelegt hat, dürfte E.On das Desaster der Energieriesen am Mittwoch komplett machen. Mit mehr als 12 Milliarden Euro Nettoverlust rechnen Analysten der Deutschen Bank. Von Reuters zitierte Analysten gehen gar von bis zu 14 Milliarden Euro aus. Klar ist, dass E.On den höchsten Verlust seiner Unternehmensgeschichte ausweisen wird.

Der Grund für das desaströse Abschneiden liegt hauptsächlich in der Abspaltung von Uniper, mit dem Teyssen das „alte“ Geschäft mit fossiler Energie loswurde. Wegen der stark gefallenen Großhandelspreise für Strom verbucht E.On milliardenschwere Abschreibungen für die Kraftwerksgeschäfte der früheren Tochter. Bereits in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 wies E.On ein Nettominus von 9,3 Milliarden Euro aus. Während Uniper nun das Geschäft mit der braunen Kohle und sonstigen Altlasten bündelt, soll E.On mit seinen verbleibenden Geschäftsfeldern Energienetze, Vertrieb und Erneuerbare Energien als „grünes“ Unternehmen positioniert werden. Gelungen ist diese neue Essener Farbenlehre noch nicht.

Die Baustellen zur Neuausrichtung von E.On bleiben enorm. Und die Zeit, die Teyssen für deren Lösung bleibt, schwindet. Sein derzeitiger Vertrag läuft Ende 2018 aus.

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Problematisch bleibt vor allem das Geschäft mit den Atommeilern, die E.On nicht an Uniper losschlagen konnte. Denn die Kosten für den Atomausstieg sind auch nach der Einigung um den staatlichen Atomfonds kaum absehbar. So muss E.on eine Milliardensumme in den Fonds zahlen, um die Verantwortung für die Lagerung des Atommülls loszuwerden. Doch auch der Rückbau der Atommeiler wird noch einen Milliardenbetrag verschlingen.

Um die Zahlung an den Atomfonds zu schultern, erwägen die Essener eine Kapitalerhöhung. Bereits im Januar ließ Teyssen wissen, dass er am Kapitalmarkt zwei Milliarden Euro zur Finanzierung des Atomfonds beschaffen will. Doch auch der Verkauf der restlichen Uniper-Beteiligung könnte die Bilanz wieder stabilisieren. Der Investor Hedge Fonds Knight Vinke fordert indessen weiter, dass E.On sich von seinen profitablen Netzgeschäften trennen soll.

Auch das Sparprogramm „Phönix“ soll E.On helfen, wieder in die Spur zu kommen. Laut Teyssen solle E.On damit „dezentraler“ aufgestellt werden. Bis zu 1500 Arbeitsplätze könnten durch das Programm wegfallen, wovon maßgeblich die zentrale Verwaltung in Essen betroffen sein dürfte. 400 Millionen Euro soll der Konzern, der mehr als 40.000 Menschen beschäftigt, damit einsparen.

Um die Aktionäre trotz Rekordverlust bei der Stange zu halten, bleibt Teyssen nur das Lockmittel der Dividende. Doch auch diese dürfte geringer als ausfallen als im vergangenen Jahr. So rechnen Analysten laut Reuters mit einer Ausschüttung von 20 Cent je Aktie nach 50 Cent im Vorjahr.