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Der türkische Staatschef Erdogan will im Ukraine-Krieg auf beiden Seiten spielen – doch Putin lässt das nicht zu

Tayyip Erdoğan und Wladimir Putin trafen sich am Mittwoch in Kasachstan. - Copyright: Getty Images
Tayyip Erdoğan und Wladimir Putin trafen sich am Mittwoch in Kasachstan. - Copyright: Getty Images

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan spielte mit dem Gedanken, die Rolle des Friedensstifters im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine einzunehmen. So bat er am Mittwoch seine Hilfe an, den Krieg zu beenden. Das berichtete „Reuters“ unter Berufung auf die türkische Präsidentschaft.

Erdoğan und Putin sprachen am Rande der Shanghai Cooperation Organisation Gipfel (SCO) in Kasachstan, an dem Putin vor Ort teilnimmt. Der Kreml schien kalt gegenüber Erdoğans Angebot zu reagieren.

Erdoğan als Friedensstifter im Ukraine-Krieg

Dmitry Peskov, ein Sprecher von Wladimir Putin, sagte lokalen Medien, es sei „unmöglich“ für den türkischen Präsidenten, den Friedensstifter im Ukraine-Krieg zu spielen. Peskov ging nicht weiter auf die Gründe ein. Der Vorstoß der Türkei führt jedoch zu weiteren Unstimmigkeiten und Problemen in der türkisch-russischen Beziehung.

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Die Lage sei bereits von der seit einem Jahr anhaltenden Wirtschaftskrise angespannt. Zudem tut das neue politische Feld, auf dem Erdoğan sich seit seiner Wahl-Pleite zu Beginn des Jahres bewegt, der Beziehung nicht gut.

Putin kritisierte die Türkei für ihre westliche Neigung

Das Nato-Mitglied Türkei versucht, seine politischen Beziehungen zwischen Russland, der Ukraine und dem Westen ausgewogen zu halten, während sie die territoriale Souveränität der Ukraine bereits anerkannt haben.

„Ein Hauptgrund der Verärgerung des Kremls ist Ankaras Stellung zum Ukraine-Krieg. Obwohl Moskau die Mitteilung der Türkei, die von der territorialen Integrität der Ukraine sprechen, nie gefallen haben, führten sie trotz dessen nicht zu einem Rückschlag“, schrieb Ruslan Suleymanov, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ADA-Universität in Aserbaidschan, am Mittwoch.

Nichtsdestotrotz führen Erdoğan und Putin auch eine persönliche Beziehung und bezeichneten sich gegenseitig bereits als „gute Freunde“. Auch erklärte Erdoğan zuvor, er vertraue Russland so sehr, wie dem Westen.

Allerdings würde sich die „besondere, persönliche Beziehung zwischen Putin und Erdoğan rasant verschlechtern“. Das sagte Suleymanov in seinem Beitrag für das Carnegie Russia Eurasia Center. Erst im vergangenen Monat kritisierte Putin die Türkei öffentlich, indem er auf eine Partnerschaft zwischen einem türkischen Rüstungsunternehmen und der Ukraine anspielte.

„Ich würde gerne anmerken, dass die Türkei mit der Ukraine auf bestimmter Weise kooperiert“, so Putin vor globalen Nachrichtenagenturen. Er fügte noch hinzu, dass ukrainische Drohnen die Gasleitungen, die die Türkei beliefern, angreifen würden.

Darüber hinaus verurteilte der Kreml Ankaras prowestliche Positionierung und behauptete: „Ich habe den Eindruck, als hätte sich der Wirtschaftsblock der türkischen Regierung auf die Aufnahme von Krediten, das Anlocken von Investitionen und die Gewährung von Zuschüssen durch westliche Finanzinstitutionen verlagert.“

Putin warnte außerdem davor, dass die türkische Wirtschaft mehr zu verlieren als zu gewinnen hätte, wenn dies mit Einschränkungen der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen der Türkei zu Russland verbunden ist.

Weitere Hürden in der türkisch-russischen Beziehung

Im Jahr 2022 überwies ein russisches Staatsunternehmen 20 Milliarden US-Dollar an eine Tochtergesellschaft für den Bau eines wichtigen Kernkraftwerks in der Türkei. Ein türkischer Beamter erklärte „Bloomberg“, dies sei eine Geste des guten Willens von Putin für Erdoğans Vermittlung eines Abkommens über den Export von Gewinnen aus der Ukraine. Russland erklärte sich daraufhin bereit, die türkischen Zahlungen für Erdgasexporte im Wert von 600 Millionen US-Dollar im Jahr 2023 hinzuziehen.

„Der Kreml rechnete eindeutig damit, dass Erdoğan diesen Gefallen nach seiner Wiederwahl zurückzahlen würde. Stattdessen führte der türkische Präsident, im Zuge schwierigerer wirtschaftlichen Bedingungen im eigenen Land, eine pro-westlichere Haltung ein, als Moskau erwartete“, schrieb Suleymanov.

Des Weiteren standen andere Probleme im Weg der Beziehung zwischen der Türkei in Russland. Dazu gehörte ein F16-Jet-Geschäft mit den USA und ein Rückgang des bilateralen Handels aufgrund von Sekundärsanktionen der USA.

Die Türkei unterstützte auch den Antrag Schwedens zum Beitritt zur Nato. Das Land nahm vergangenen Monat außerdem an einem Friedensgipfel für die Ukraine in der Schweiz teil. Russland ignorierte die Einladung und bezeichnete das Treffen als „absurd“.

Ankara und Moskau spielen geben zwar noch „nett“ miteinander, jedoch verschob Putin seine Reise in die Türkei mehrmals, die ursprünglich für Februar geplant war. Laut Suleymanov sei dies ein Zeichen dafür, dass sich die Beziehung zwischen den beiden Ländern „dramatisch verschlechtert“. Suleymanov geht außerdem davon aus, dass der Spalt zwischen den beiden Ländern diesmal ernst und langfristig ist.

jn

Lest den originalen Artikel auf Business Insider