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SNB hebt Zinsen unerwartet 50 Basispunkte an, Franken steigt

(Bloomberg) -- Die Schweizerische Nationalbank hat ihren Zinssatz unerwartet zum ersten Mal seit 2007 angehoben und sich damit von ihrer Fixierung auf den Franken gelöst, um sich auf die Inflation zu konzentrieren, die aus dem Ruder zu laufen droht.

Die dramatische Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte auf minus 0,25% ließ den Schweizer Franken um über 2% gegenüber dem Euro ansteigen. Die Parität der Währungen kommt damit in Sichtweite.

Der SNB-Beschluss kam wenige Stunden, nachdem die Federal Reserve ihren Leitzins um 75 Basispunkte angehoben hatte. Die Währungshüter unter Leitung von Präsident Thomas Jordan schlossen sich dem weltweiten Trend zur geldpolitischen Straffung an, erhöhten ihre Inflationsprognosen an und erklärten, dass weitere Zinsschritte erforderlich sein könnten.

“Wir schließen weitere Zinserhöhungen nicht aus, aber wir sind auch nicht im Geschäft der Forward Guidance”, sagte Jordan gegenüber Bloomberg auf die Frage nach dem Weg der Zinsen. “Wir sollten das Risiko einer hohen Inflation nicht unterschätzen.”

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Die Aufwertung des Franken war die stärkste, seit die SNB ihre Obergrenze im Jahr 2015 aufgegeben hatte. Sie Schweizer kämpfen seit langem gegen die Stärke ihrer als Zuflucht geltenden Währung, doch der Schritt vom Donnerstag markiert einen wichtigen Wendepunkt.

Jordan sagte zwar, dass die Wechselkursaussichten ungewiss seien und die SNB auf dem Devisenmarkt “aktiv” bleiben werde, doch wiederholte die Zentralbank nicht ihre langjährige Beschreibung des Frankens als “hoch bewertet”.

Sie eröffnete auch eine zweite Möglichkeit für Interventionen. Die SNB ist nicht nur bereit, wie bisher gegen eine übermäßige Aufwertung zu intervenieren, sondern kündigte auch an, den Franken zu verkaufen, wenn er schwächer wird.

“Das gegenwärtige Umfeld ist von großer Unsicherheit geprägt, so auch in Bezug auf die Wechselkursentwicklung”, sagte Jordan. “Wir werden die Entwicklungen genau beobachten und sind bereit, in jeder Situation die nötigen Maßnahmen zu ergreifen.”

Der Franken handelte um 11:40 Uhr in Zürich bei 1,02086 zum Euro, 1,7% fester.

“Sie haben eine völlige Kehrtwende in ihrer Währungspolitik vollzogen”, sagte Francesco Pesole, Devisenstratege bei ING Groep NV, der für die kommenden Quartale eine Abwärtsbewegung des Euro-Franken-Paares bis auf 0,98 Franken prognostiziert.

Inflationsaussichten

Die überraschenden Entscheidungen gingen einher mit einer Aufwärtsrevision der Inflationsaussichten für die Eidgenossenschaft. Die SNB sieht die Teuerung nun bei 2,8% in diesem Jahr, 1,9% im Jahr 2023 und 1,6% im Jahr 2024. Das ist deutlich mehr als im März, als sie 2,1% in diesem Jahr und 0,9% in den Jahren 2023 und 2024 prognostizierte.

“Die SNB war mutig genug, diese Gelegenheit zur Normalisierung zu nutzen”, sagte David Kohl, Chefökonom bei Julius Bär, gegenüber Bloomberg TV. Ein starker Franken “ist im Moment weniger zu befürchten - in einem Umfeld, in dem man sich um die Inflation sorgen muss, ist eine starke Währung eine gute Sache, insbesondere wenn die Inflation importiert wird.”

“Es ist nicht auszuschliessen, dass in absehbarer Zukunft weitere Zinserhöhungen nötig werden, um die Inflation auf mittlere Frist im Bereich der Preisstabilität zu stabilisieren”, so Jordan.

Die Entscheidung hatte im Vorfeld Anleger und Ökonomen entzweit: die Finanzmärkte preisten eine Erhöhung ein, während die Prognostiker keine Änderung erwarteten.

Nur wenige Stunden nachdem die US-Notenbank Federal Reserve ihren Kampf gegen die galoppierende Inflation mit einem Zinsschritt von 75 Basispunkten intensiviert hatte, schließt sich mit der SNB einer der letzten Verweigerer aus den entwickelten Volkswirtschaften dem weltweiten Konsens über eine Straffung an. Von der Bank of England wird am heutigen Donnerstag ebenfalls einen weiterer Zinsschritt erwartet.

Während viele Ökonomen einen Wechsel in der Ausrichtung erwarteten, war es bislang Konsens, dass es bis zu einer Zinserhöhung länger dauern würde, damit diese im Gleichschritt mit der benachbarten Eurozone umgesetzt würde. Ein Schritt vor der Europäischen Zentralbank - deren Haltung die SNB tendenziell folgt - war nicht Teil des Drehbuchs.

Darüberhinaus bedeutet die Entscheidung der Schweizer auch ein Abrücken von ihrer Praxis, die Anleger zu unvorhergesehenen Zeitpunkten mit Änderungen zu überraschen. Die Zinsschritte in den Jahren 2011, 2014 und 2015 kamen alle aus heiterem Himmel, nicht bei regulären Sitzungen.

Überschrift des Artikels im Original:

SNB Unexpectedly Raises Interest Rate from a Record Low

(Neu: Zitat von Jordan aus Bloomberg-Interview)

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