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Tech-Giganten mischen den New Yorker Immobilienmarkt auf

In den Fensterscheiben des Chelsea Market spiegelt sich in der Mittagssonne das weltbekannte Firmenlogo wider. Google erwarb bereits vor acht Jahren für 1,7 Milliarden Dollar das Gebäude gegenüber der berühmten Markthalle. Anfang des Jahres kaufte das Unternehmen aus Kalifornien auch noch Chelsea Market selbst dazu. Mit 2,4 Milliarden Dollar war es der zweitgrößte Immobiliendeal in der Geschichte New Yorks.

Die unterste Etage mit ihren kleinen Restaurants ist weiterhin öffentlich zugänglich. Touristenmassen schlendern durch die engen Gänge der ehemaligen Keksfabrik. Die oberen Stockwerke mit den Büroräumen bleiben dagegen den neugierigen Blicken verwehrt. Wächter kontrollieren genau, wer die Aufzüge benutzt. Nur Bauarbeiter und Mitarbeiter kommen durch.

Nicht nur Google hat New York für sich entdeckt. Auch andere Internetgiganten wie Facebook, der Musikstreaming-Dienst Spotify und Amazon zog es an die Ostküste. Und sie ziehen andere Unternehmen mit sich: Der Tech-Boom ist in der Stadt nicht zu übersehen. Ein aktueller Bericht des Bundesstaates New York zeigt, dass 2016 knapp 7.600 Tech-Firmen ihren Sitz in der Millionenstadt hatten. Das ist fast ein Viertel mehr als noch 2010. Gut 280.000 Menschen haben einen Job in der Technologiebranche.

Damit rangiert New York direkt hinter Texas und der Technologie-Hochburg Kalifornien. Bald könnten sogar noch rund 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Denn Amazon hat New York in die engere Auswahl für sein zweites Headquarter genommen. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.

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New York lässt Tech-Elite ausbilden

Auf Roosevelt Island, einer schmalen Insel im East River zwischen Manhattan und Queens, eröffnete Ende des vergangenen Jahres ein Hightech-Campus der Elite-Universität Cornell. Michael Bloomberg, Medienunternehmer und ehemaliger New Yorker Bürgermeister, sponserte einen Teil des Bauvorhabens. Ziel ist es, einen Campus für das digitale Zeitalter zu schaffen, der Wissenschaft und Industrie miteinander vernetzt.

„Große Hightech-Unternehmen und kleine, die es mal werden, tendieren dazu, dort kreativ zu sein, wo die Gründer zur Schule gehen“, sagte der Milliardär bei der Einweihung. Man könne das im Silicon Valley beobachten. Da möchte die Stadt mitspielen.

Doch wie verändert sich der Immobilienmarkt, wenn Geld für manche Unternehmen keine Rolle mehr zu spielen scheint? Ruth Colp-Haber, seit 30 Jahren Maklerin für Gewerbeimmobilien und Partnerin von Wharton Property Advisors in New York, glaubt zwar, dass die horrende Kaufsumme, die Google für seine New Yorker Dependance ausgab, eine Ausnahme bleibt. Der Internetgigant wollte das Gebäude um jeden Preis haben – auch wegen der Nachbarschaft.

Trotzdem habe sich der Markt in den letzten fünf Jahren durch den Zuzug der Tech-Konzerne sehr verändert. „Die haben das Geld. Bauunternehmer können jetzt ihre Gebäude mithilfe der Internetfirmen realisieren“, stellt sie klar.

Aber warum entscheiden sich immer mehr Firmen für New York? Google ist beispielsweise mit mittlerweile fast 7.000 Mitarbeitern in der Stadt vertreten. „Der moderne Tech-Sektor begann an der amerikanischen Westküste, als es um die Entwicklung und Programmierung neuer Technologien ging“, sagt Scott Rechler der „New York Times“. Er ist CEO und Chairman des Immobilienunternehmens RXR Realty, das unter anderem an Google im Pier57 am Hudson River Büroflächen vermietet. „Jetzt geht es um die Anwendung. Da ist New York als Business-Hauptstadt der Welt genau richtig. Die Talente sind hier.“

Das sieht auch Christian Busch so, CEO des German Accelerator in New York, der deutschen Start-ups auf dem US-Markt hilft. Die Unternehmenskultur habe sich gewandelt. Heute gehen die großen Konzerne dorthin, wo die sehr gut ausgebildeten Entwickler leben. Sie warten nicht mehr darauf, dass die Talente den Weg zur Firmenzentrale finden.

New York hat auch geographische Vorteile

Auch die geografischen Vorteile von New York wissen viele zu schätzen. Innerhalb von zwei bis drei Flugstunden ist man bei den Hauptquartieren vieler „Fortune Global 500“-Firmen. Hinzu kommen die finanziellen Möglichkeiten, die New York bietet. „Viele sehr reiche Menschen leben hier – sei es aus der Finanz- oder der Immobilienbranche. Da hat sich in den letzten zehn Jahren ein sehr gutes Ökosystem für unterschiedliche Investitionen entwickelt.“

Außerdem locken die vielen Medienhäuser der Stadt. Aber auch Firmen wie der Telekommunikationsriese AT & T, der vor einigen Wochen den Medienkonzern Time Warner kaufte, sitzen dort. „Wenn man mit Medien zusammenarbeiten will, dann kommt man um New York nicht herum“, resümiert der gebürtige Münchener Busch.

Und dank ihrer Milliardengewinne haben die Hightech-Konzerne genügend Geld, um Forderungen zu stellen, wenn es um ihre Gebäude geht. Sie können aussuchen, wie und wo die Büros entstehen sollen. Google und Co. wollen nicht mehr in die typischen New Yorker Gebäude aus den 1920er-Jahren ziehen, sagt Maklerin Colp-Haber. „Sie wollen Platz, effiziente Arbeitsbedingungen und verbesserte Ausstattungen. Panoramafenster sind natürlich auch nicht schlecht.“ Doch seien zwischen 1970 und heute nur rund zehn Prozent der Bürobestände in New York durch neue ersetzt worden. In Europa und Asien liege die Zahl bei knapp 80 Prozent.

Auch die New Yorker Immobilienmaklerin Ruth Colp-Haber beobachtet, dass sich die Stadt wandelt. Die Unternehmen, die Chelsea zu teuer fänden, würden jetzt beispielsweise wieder in die Gegend rund um die Wall Street ziehen. Spotify ist kürzlich in das 4 World Trade Center gezogen. Die Gegend war bis zum 11. September eine der teuersten der Stadt und erlebt erst seit kurzer Zeit wieder einen Aufschwung.

Die Mieten steigen

Auch die Gehälter der Mitarbeiter können sich sehen lassen. Das Durchschnittseinkommen in der New Yorker Tech-Branche liegt bei circa 147.300 Dollar im Jahr. Das ist deutlich mehr, als die meisten New Yorker verdienen. Und da die „Techies“ irgendwo wohnen müssen, verdrängen sie diejenigen Anwohner, die es sich nicht leisten können, in einer angesagten Nachbarschaft mehrere Tausend Dollar Miete zu zahlen.

Frank Thompson ist einer der wenigen, die geblieben sind. Der 80-Jährige lebt mitten in Chelsea; fast am Hudson River. Seit 31 Jahren in derselben Wohnung. Damals war die Gegend noch nicht hip. Im Internet habe der studierte Germanist vor einiger Zeit gesehen, dass manche Wohnungen auf seiner Straße für fast fünf Millionen Dollar verkauft werden. Er hat Glück, denn er wohnt in einer der wenigen Mietwohnungen, die noch bezahlbar sind. Die werden aber auch seltener. Laut des Immobilienportals Zillow kostet zurzeit eine Mietwohnung in Chelsea im Schnitt 4.600 Dollar pro Monat. Vor sieben Jahren lag die durchschnittliche Miete noch bei rund 3.400 Dollar.

Zu Thompsons Nachbarn gehören viele Puertoricaner und Chinesen – doch in der öffentlichen Wahrnehmung spielt das kaum eine Rolle. „Leider liest man in der Presse nur über die Google-Typen; als ob die ärmeren Menschen gar nicht mehr existieren würden.“ Mittlerweile könnten es sich viele Nachbarn gar nicht mehr leisten, in der Gegend einzukaufen, moniert Thompson. Er kann sich auch vorstellen, dass es in 20 Jahren den Häuserblock mit den Sozialwohnungen bei ihm um die Ecke gar nicht mehr geben wird.

Selbst Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein kritisierte die hohen Mietpreise in New York. Wenn das Leben in der Stadt noch teurer werde, dann würde er sich ernsthaft Sorgen um die Stadt machen, sagte er Mitte Juni bei einem Auftritt in New York. In anderen Städten seien die Lebenshaltungskosten deutlich geringer. Um einen vergleichbaren Lebensstil zu pflegen, brauche man in Berlin 3.400 Euro, in New York 6.700 Euro.