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Schwacher Gasverbrauch zeigt die Krise der deutschen Industrie

(Bloomberg) -- Als im vergangenen Jahr die Gaspreise explodierten, drosselten die heimischen energieintensiven Industriebranchen — Chemie, Metall, Maschinenbau — ihre Produktion. Inzwischen liegen die Preise wieder 80% unter den Höchstständen, doch der Verbrauch bleibt verhalten. Eine tiefergehende industrielle Malaise scheint sich abzuzeichnen.

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Der Gasverbrauch der gesamten europäischen Industrie wird im laufenden Jahr voraussichtlich etwa 20% unter dem Niveau von 2021 bleiben, schätzt S&P Global Commodity Insights. Die Gaspreise liegen zwar immer noch rund ein Drittel über dem Vorkriegsniveau von 2021, doch sind sie nicht mehr der einzige Faktor.

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“Es geht nicht mehr nur um die Preise, sondern um die wirtschaftliche Lage”, sagt Erisa Pasko, Analystin bei Energy Aspects. “Wir sehen immer noch eine große Schwäche und viel Unsicherheit.”

Mehr zum Thema: EU senkt Wachstumsprognose - Deutschland-Flaute ist Hauptgrund

Die energieintensive Industrie in Deutschland — allen voran die chemische Industrie — hat noch mehr zu kämpfen als das verarbeitende Gewerbe insgesamt. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) geht davon aus, dass die Produktion (ohne Pharmazeutika) im Jahr 2023 um 11% zurückgehen wird — mehr als der Rückgang von 8%, der in Europa insgesamt zu erwarten ist.

Deutschlands Schwäche zieht dabei den ganzen Kontinent herunter. Im Juli verzeichnete die deutsche Industrie den stärksten monatlichen Rückgang beim Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe seit der Pandemie. Von Bloomberg befragte Volkswirte rechnen damit, dass der Abschwung im verarbeitenden Gewerbe so gravierend ist, dass die Wirtschaftsleistung des Landes im dritten Quartal erneut einbrechen wird.

Nach massiven Investitionen in die Flüssiggasinfrastruktur und dem Aufkaufen von LNG-Lieferungen ist die Gefahr von Engpässen in diesem Winter begrenzt. Inzwischen gibt es dafür die Sorge, dass ein Teil der Gasnachfrage nie wieder zurückkehren könnte. Zum Teil könnte das auch an der Umstellung auf erneuerbare Energien liegen, doch einige Werke ziehen sich zurück und wandern ab.

Hellma Materials, ein in Jena ansässiger Hersteller von kristallinen und optischen Komponenten, investiert 20 Millionen Euro in eine Anlage im schwedischen Trollhättan nördlich von Göteborg. Der Standort erfülle laut Vorstandschef Thomas Töpfer die komplexen Anforderungen von Hellma in Bezug auf die Stromversorgung und das industrielle Kühlwasser.

Freilich gibt es auch Gegenbeispiele. Es gibt Anzeichen für eine Erholung im Raffineriegeschäft und manche Geschäftsbereiche sind zu wichtig, um sie lange brachliegen zu lassen.

So rechnet Yara International, Europas größter Düngemittelhersteller, für den Rest des Jahres weiter mit einer höheren Nachfrage nach Ammoniak. Die Produktion liegt nur noch 10% unter der Kapazität, verglichen mit 30% zu Beginn des Jahres.

“Die Volatilität der Preise verzerrt den Markt und das Kaufverhalten”, sagt Yara-Manager Magnus Ankarstrand in einem Interview. “Aber letztendlich müssen Landwirte und Händler kaufen, weil der Dünger gebraucht wird, um die Nahrungsmittel zu produzieren, die die Welt benötigt.”

Überschrift des Artikels im Original:Europe’s Weak Gas Demand Signals Industrial Malaise Taking Hold

©2023 Bloomberg L.P.