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Der Schulhof der Weltdiplomatie

Der Smog raubt den Chinesen weiter den Atem. Die Politik bekommt die Luftverschmutzung nur langsam in den Griff, die Menschen verlieren die Geduld. Jetzt steht der Ruf der Regierung auf dem Spiel.

Das kann ja noch heiter werden mit und im kommenden Jahr. Der Twitter-Clinch von dieser Woche hat den Ton gesetzt. Er hätte so auch auf einem Schulhof stattfinden können. Halbstarke unter sich: Der Anführer der einen Clique will Eindruck bei seinen Jungs schinden. Deshalb macht er auf guten Kumpel mit einem Mädel, das sich schon lange mit seinem Rivalen streitet. Man sieht gerade zu, wie die einen grölen und die anderen vor Wut kochen.

Anfangs war das Großmaul der Gang noch ganz originell: „Interessant, dass die Militärmaterial im Wert von Milliarden von Dollar an Taiwan verkaufen, aber ich deren Gratulationsanruf nicht annehmen soll“, twitterte Trump. Zuvor spricht er von „Präsidentin Tsai“. Dies lässt sich durchaus so feststellen, und die politisch korrekte Reaktion kann sogar lauten: Warum eigentlich nicht, solange klar ist, dass es sich nicht um die Präsidentin eines souveränen Landes handelt.

Viel interessanter ist jedoch, was Trump sich nicht zu sagen traute. So etwas wie: Es ist ganz normal, dass die Präsidentin eines souveränen Landes dem gewählten Präsidenten eines anderen Landes gratuliert. Das war jedoch selbst Trump zu riskant. Eine Provokation mit kurzen Beinen musste genügen. Selbst die taiwanesische Präsidentin fühlte sich inzwischen bemüßigt zu betonen, dass Trumps Anruf keine Änderung der Ein-China-Politik der USA bedeute.

Trump legte zwar noch nach. Doch er motivierte nur noch seine treuesten Gefolgsleute, sich auf die Schenkel zu schlagen. „Hat China uns gefragt, ob es in Ordnung war, seine Währung abzuwerten, unsere Produkte in ihr Land mit hohen Zöllen zu belegen und einen massiven Militärkomplex mitten ins Südchinesische Meer zu setzen? Ich glaube nicht!“

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Darauf könnte Peking leicht parieren: Haben die USA jemals irgendwann gefragt, wenn sie den Kurs ihrer Währung manipulieren? (Zum Beispiel, indem sie Geld drucken). Schützen die Amerikaner ihre Industrie nicht auch mit Zöllen? Und haben die USA irgendjemanden um Erlaubnis gefragt, als sie 2003 in den Irak einmarschiert sind? Dreimal sicher nein.

Trump wird sich mehr einfallen lassen müssen, will er von Peking ernst genommen werden und von Brüssel oder Berlin – nur London mag seine Rhetorik in der Brexit-Not genügen. Peking jedenfalls hat sich nicht provozieren lassen. Das ist allerdings neu. Bei Themen wie Taiwan, Tibet und Südchinesisches Meer hat Peking bisher schon beim kleinsten Pieps mit der großen rhetorischen Dampframme reagiert. Nun überwiegen Gelassenheit und Mäßigung: Das sei ein „läppischer Trick“ und vor allem „Unerfahrenheit“. Hat der spät pubertierende Trump Peking ein Stück erwachsener gemacht? Es bleibt spannend auf dem Schulhof der Weltdiplomatie.

Unser Korrespondent, der Bestseller-Autor Frank Sieren („Geldmacht China“), gilt als einer der führenden deutschen China Spezialisten. Er lebt seit über 20 Jahren in Peking.