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Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über eine seltene Erfolgsmeldung. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Francfort Douze Points

Auch in Christian Lindners Finanzministerium hat man wohl trotz allem Zweckoptimismus bis zuletzt nicht gewagt, mit dem Zuschlag für die neue europäische Geldwäschebehörde zu rechnen. Doch am Ende des Eurovisions-artigen Abstimmungsprozesses von EU-Mitgliedsländern und Parlament stand tatsächlich Frankfurt in der Zeile mit den meisten Punkten. Eine rare Erfolgsmeldung für die leidgeprüfte Ampel, die in Brüssel zuletzt eher mit destruktiven Blockaden von sich reden machte. Man kann wohl davon ausgehen, dass hinter den Kulissen auch mit Zusagen in anderen Bereichen Werbung für Frankfurt gemacht wurde, die sich in den kommenden Wochen materialisieren könnten.

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Die deutsche Bankenmetropole täte gut daran, ihre neue Errungenschaft auch als Ansporn zu nutzen. Deutschland — wie auch Mitbewerber Österreich — galt in der Vergangenheit nicht unbedingt immer als Musterschüler in Sachen Geldwäschebekämpfung, sowohl auf institutioneller Seite als auch bei den Beaufsichtigten. Erst letzte Woche rügte die Bafin erneut keinen Geringeren als den Platzhirsch Deutsche Bank wegen langsamen Fortschritten bei der Mängelbeseitigung in diesem Bereich.

Die Ampel wird sich an dem Erfolgserlebnis allerdings nicht lange wärmen können. Zwar entstehen 400 bis 500 neue Arbeitsplätze für Geldwäschejäger am Main, doch selbst mit Umschulungsmaßnahmen wird man kaum jene in Lohn und Brot bekommen, deren Jobs heute bei BASF in Ludwigshafen und bei Meyer Burger in Freiberg auf die Streichlisten gerieten. Für die Koalition gibt es da noch genug zu tun.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Boris Groendahl: Zeitenwenden, kein Silberstreif, Trippelschritte, der amerikanische Freund, und werdet schon sehen.

Zeitenwenden

Schwache Nachfrage, hohe Gaskosten: Die BASF will am Heimatstandort Ludwigshafen eine weitere Milliarde einsparen, wie viele Stellen wegfallen werden ist noch unklar. Während der Konzern beim bereinigten Ebitda 2024 mit einem Anstieg rechnet, wird der freie Cashflow auf einen Bruchteil des Vorjahreswertes zusammenschrumpfen. Grund sind die Investitionen in den neuen Verbundstandort in China. Die BASF-Aktie steigt 2%. Um 4% abwärts geht es für die Titel der Allianz. Enttäuschung besteht hier zur Schaden- und Unfallversicherung sowie dem Umfang des angekündigten Aktienrückkaufs. Ebenfalls unter Druck steht die Aktie der Lufthansa, die ihren Vorstand radikal umbaut. Von den fünf Vorständen um Konzernchef Spohr scheiden vier überraschend aus, darunter auch der Finanzchef Steenbergen. Aufsichtsratschef Kley erklärte, die Herausforderungen für die Branche seien andere als in den vergangenen Jahren weshalb er auf “neuen Schwung” setze.

Kein Silberstreif

Da lagen die Ökonomen richtig: Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich etwas aufgehellt, was einzig den Erwartungen zu verdanken war. Die Lage der Firmen ist weiter schlecht, wie die heutigen Ifo-Daten zeigen. Die deutsche Wirtschaft ist im Schlussquartal 2023 laut Destatis um 0,3% gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Angeführt wurde der Rückgang von einem Einbruch der Bruttoanlageinvestitionen um 1,9%. Der Ball ist im Spielfeld der Politik, denn von der Zinsseite dürfte es kurzfristig keine Entlastung geben. Vor der Fed werde die EZB wohl nicht lockern, sagte Robert Holzmann, der Erzfalke aus Österreich, auf Bloomberg TV. Besser wäre es, zu warten und dann wenn nötig in größeren Schritten zu senken. Der Markt hält eine Reduzierung der Fed im Juli für wahrscheinlicher als eine im Juni. Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht ein genaueres Bild des Preisdrucks “erst im Laufe des Frühjahrs”. Für Zinssenkungen sei es “zu früh”, erklärte er bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2023. Der wies einen Verlust von fast 22 Milliarden Euro aus, der durch die Auflösung fast aller Rückstellungen und Rücklagen ausgeglichen werden konnte. Der Finanzminister werde “längere Zeit” keine Buba-Gewinne mehr erhalten, so Nagel.

Trippelschritte

Die Ölgesellschaft Adnoc des Emirats Abu Dhabi versucht schon seit geraumer Zeit, sich in der Petro-Wertschöpfungskette in zukunftsfestere Bereiche vorzuarbeiten und hat deshalb Plastik- und Chemiefirmen ins Auge gefasst. Zu den Objekten der Begierde gehören etwa die Leverkusener Covestro — früher die Kunststoffsparte von Bayer — und die schon gemeinsam mit der österreichischen OMV kontrollierten Borealis und Borouge. Die Fortschritte auf dem Weg zum Abschluss sind für den Außenstehenden freilich so spannend, als würde man Plastik beim Aushärten zusehen. Bei Covestro hakte es zuletzt daran, dass Adnoc trotz seines 11-Milliarden-Euro-Angebots kein Zugang zum Datenraum gewährt wurde — dieser jedoch für Adnoc nötig ist, um das Angebot zu erhöhen. Ein klassisches Dilemma. Kreisen zufolge soll nun statt Datenraum ein Fragenkatalog beantwortet werden; die Antworten könnten dann ein höheres Gebot ermöglichen. Bei der geplanten Zusammenlegung von Borealis und Borouge — ohnehin eine Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Transaktion — stocken die Gespräche, schreibt die FT heute. Da es seit Monaten schon heißt, man zurre nur noch letzte Details fest, kann man das wohl so sagen.

Der amerikanische Freund

Der lange Arm der US-Politik reicht bis in die Vorstandsetagen europäischer Unternehmen. So bereitet sich der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger darauf vor, sein Werk im sächsischen Freiberg — eine der größten Fabriken in Europa — zu schließen und die Produktion in den USA auszuweiten. Meyer Burger hatte angekündigt, im Februar eine entsprechende Entscheidung zu treffen und erklärt, der Inflation Reduction Act von Präsident Joe Biden habe die USA zum “attraktivsten Markt” gemacht. Chinesische Module, die durch Zwangsarbeit hergestellt worden sein könnten, landen wegen eines US-Verbots nun häufig in Europa und verschlimmern die Modulschwemme. Das Zwangsarbeiter-Argument wird auch gegen Volkswagen ins Feld geführt. CEO Oliver Blume müsse das US-Gesetz zur Verhinderung der Zwangsarbeit von Uiguren in der globalen Lieferkette der Wolfsburger unverzüglich einhalten und die Tätigkeit des Konzerns in der chinesischen Provinz Xinjiang einstellen, hieß es in einem Brief aus dem US-Kongress. Die US-Regierung habe festgestellt, dass die KP Chinas dort “einen anhaltenden Völkermord” betreibe, schrieben zwei hochrangige Abgeordnete und setzten Blume eine Frist bis zum 5. März für eine Antwort.

Werdet schon sehen

Für die EZB, die wie die meisten Notenbanken der Welt an einer eigenen Digitalwährung bastelt, ist Bitcoin fauler Zauber. Kaum Verwendung für legitime Zahlungszwecke, intrinsischer Wert gleich null, manipulierte Preise, hieß es gestern in einem Blogbeitrag der EZB-Experten für Marktinfrastruktur. Der Bitcoin-Preis indessen hat sich seit Beginn letzten Jahres verdreifacht, da sich der Markt von den Skandalen wie dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX erholte. Mit der Zulassung börsennotierter Fonds in den USA schaffte es die weltgrößte Digitalwährung zurück über die Marke von 50.000 Dollar das Stück. Die Totalkritik der EZB-Fachleute an Bitcoin hat es indessen in die Geschichtsschreibung der Seite 99Bitcoins geschafft, als Todeserklärung Nummer 476. JPMorgan erwartet einen neuen Kleinanleger-Zustrom an den Kryptomarkt angesichts der Aussicht auf Ethereum-ETFs und ein Upgrade dieser Blockchain. Zunehmend Digitalgeld-affin zeigen sich unterdessen die bargeldverliebten Schweizer.

Was sonst noch so passiert ist

  • Überwältigende Zuflüsse

  • Unbekanntes Privatkredit-Wesen

  • China-Wetten

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