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Schaden in Milliardenhöhe

Seit Russland mit Sanktionen belegt wird, sind die deutschen Exporte in das Land um 42 Prozent eingebrochen. 60.000 Arbeitsplätze gingen verloren, schätzen deutsche Unternehmen. Insolvenzen gab es nur vereinzelt.

Während die Staats- und Regierungschefs der EU die Russland-Sanktionen gerade um ein weiteres halbes Jahr verlängert haben, zieht der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (OA) eine verheerende Bilanz: „Die Gesamtlasten der Wirtschaftssanktionen für die EU, Russland und die benachbarten Länder haben nach drei Jahren mindestens einen hohen zweistelligen, wenn nicht bereits einen dreistelligen Milliarden-Euro-Betrag erreicht“, heißt es in einer dem Handelsblatt exklusiv vorliegenden Studie des OA.

Es geht um die Folgen der im Sommer 2014 nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim verhängten Sanktionen sowie der russischen Gegenmaßnahmen – wie dem Importverbot für europäische und amerikanische Lebensmittel. Die exakte Summe wäre schwer zu berechnen: Der parallel stark abgesackte Ölpreis schwächte die seit Anfang 2014 in Rezession befindliche russische Wirtschaft zusätzlich. Die Effekte lassen sich kaum auseinanderhalten.

Russlands Präsident Wladimir Putin räumt ein: „Die Sanktionen haben sich natürlich auf die russische Wirtschaft ausgewirkt, aber am meisten haben sie die außenwirtschaftliche Konjunktur, darunter auch den Preisverfall für Energieträger, beeinflusst.“ Bei seiner stundenlang im Fernsehen live übertragenen Bürgersprechstunde vor zwei Wochen sagte er weiter: „Die Uno glaubt, dass wir wegen der Sanktionen zwischen 50 und 52 Milliarden US-Dollar verloren haben. Diejenigen, die die Sanktionen verhängt haben, haben 100 Milliarden verloren“, so der Staatschef weiter. „Das ist ein zweischneidiges Schwert und schadet allen.“

Bei der Berechnung der Sanktionsschäden gehen Experten aus den USA, Russland und Deutschland davon aus, dass etwa 20 bis 43 Prozent der Verluste im Export nach Russland direkt auf die Sanktionen zurückgeführt werden können und etwa 20 Prozent des wirtschaftlichen Einbruchs in Russland in den Jahren nach 2013.

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Produktion wandert ab

Wie stark die mangelnden Reformen und der gefallene Ölpreis schuld sind an den Schäden – und eben nicht allein die Sanktionen – machen folgende Zahlen deutlich: Von Januar 2014 bis Dezember 2016 sind die Russland-Exporte Deutschlands und der USA um 41 beziehungsweise 42 Prozent gefallen. Die Ausfuhren Chinas – das sich den Sanktionen nicht angeschlossen hat – sind gleichzeitig aber auch um immerhin 33 Prozent gesunken.

Die Zahl deutscher Firmenvertretungen in Russland ist im Zuge der Krise von 6000 auf 5300 gesunken. Rechnerisch gingen durch die Sanktionen 60.000 Arbeitsplätze verloren, durch den Ausfall von Produktion für das Russlandgeschäft im Umfang von 13,5 Milliarden Euro. Insolvenzen – wie die des Magdeburger Maschinenbauers Vakoma Production GmbH – sind laut Ost-Ausschuss aber „offenbar die Ausnahme geblieben“. Seit Sommer 2016 ist die Talsohle im Russland-Handel bereits durchschritten. Der bilaterale Warenaustausch stieg seither wieder deutlich an. Während die Exporte zuvor massiv gesunken seien, „scheinen aufgrund gestiegener Lokalisierungszwänge und günstigerer Lohnkosten Investitionen in Russland zuzunehmen“. Laut OA „wird weniger nach Russland exportiert, dafür mehr im Land produziert“.

Der OA wirbt dafür, die Sanktionen schrittweise abzubauen bei substanziellen Fortschritten in der Umsetzung des Minsker Abkommens zur Befriedung der Ost-Ukraine. Zudem will der Verband ernsthafte Gespräche zwischen der EU-Kommission und der Eurasischen Wirtschaftskommission über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok.

Weltweit beteiligen sich rund 40 Länder auf unterschiedliche Weise an den Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Neben der Ukraine, Norwegen, Kanada, Japan und der Schweiz sind unter dem Druck der EU auch EU-Beitrittskandidaten wie Albanien oder Montenegro beteiligt, während Serbien sich bislang enthält. Ebenfalls keine Russlandsanktionen eingeführt haben wichtige Wirtschaftsmächte wie China, Indien, Brasilien, die Türkei, Ägypten, Israel, Südafrika oder Südkorea.