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Wenn Robbie den neuen Laptop liefert

Media Markt - Wenn Robbie den neuen Laptop liefert

Er ist der perfekte Mitarbeiter: Er will weder Gehalt noch Urlaub. Krank ist er auch nie. Er findet seinen Weg alleine und liefert ohne zu meckern bei jedem Wetter pünktlich die Waren an die Kunden aus. Nur an den Strom muss Robbie in regelmäßigen Abständen, damit er einsatzfähig bleibt.

Bis Ende des Jahres setzt Media Markt in Düsseldorf testweise einen Lieferroboter ein. Das sechsrädrige Gefährt, gerade mal einen halben Meter hoch, ist im Markt Düsseldorf-Metrostraße stationiert und soll Kundenbestellungen ins nahegelegene Neubaugebiet Grafental bringen. „Das ist für uns alle Neuland”, sagt Volker Barth, geschäftsführender Gesellschafter des Düsseldorfer Media Markts. „Aber wir sind stolz, dass wir als allererstes Geschäft in Deutschland einen Lieferroboter im Einsatz beim Endkunden haben.”

Entwickelt hat die Roboter das britisch-estnische Start-up Starship Technologies. Das Fahrzeug fährt grundsätzlich autonom, es navigiert mittels Videokameras mit Stereosicht, Gyroskop-Systemen, Beschleunigungsmesser und GPS. Unterwegs ist es auf dem Bürgersteig mit einer Geschwindigkeit von rund sechs Stundenkilometern, sogar Bordsteinkanten kann es überwinden. Im Testbetrieb in Düsseldorf wird es vorsichtshalber noch von einem Mitarbeiter begleitet. Per Sprachsteuerung kann er eingreifen, wenn es nötig ist.

„Wir sind die ersten, die einen Lieferroboter im Livebetrieb testen”, betont Martin Wild, Chief Digital Officer der Media Saturn Holding, der Muttergesellschaft von Media Markt. In den Genuss dieser innovativen Belieferung kommen allerdings vorläufig nur Kunden, die im Viertel Grafenfeld wohnen, online bestellt haben und die Option Expresslieferung gewählt haben. Das kostet sie zwar knapp 15 Euro extra, aber dafür bekommen sie ihre Ware innerhalb von spätestens drei Stunden – oder zu einer Wunschzeit in einem Zeitfenster von zwei Stunden. In der Testphase gibt es dann noch einen 30-Euro-Gutschein von Media Markt oben drauf.

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Noch erregt das futuristische Gefährt im Düsseldorfer Stadtverkehr Aufsehen. Autos halten an, Passanten bleiben stehen und starren Robbie entgeistert an, der unbeirrt seinen Weg vorbei an allen Hindernissen sucht. „Wir haben manchmal das Problem, dass kleine Kinder auf den Roboter klettern und mitfahren wollen”, berichtet Starship-Entwicklerin Helen Karleep lachend. Unfälle habe es bei den bisherigen Testfahrten aber noch nicht gegeben.

Zu Fußgängern ist Robbie besonders höflich. Ist der Bürgersteig zu schmal, fährt er zur Seite und lässt sie passieren. Und sollte doch mal etwas passieren, ist der Roboter haftpflichtversichert.

An der Lieferadresse angekommen teilt der Roboter dem Kunden per SMS mit, dass er vor der Tür wartet. Der Kunde bekommt dann einen Code aufs Handy, mit dem er den Deckel öffnen kann, um die Ware zu entnehmen. Transportieren kann Robbie alles, was weniger als zehn Kilogramm wiegt und die Maße 33 x 33 x 38 Zentimeter nicht überschreitet.


Begeisterte Selfies mit dem Lieferroboter

„Wir sehen uns in einer guten Position, den Handel von morgen mit zu entwickeln”, sagt Martin Wild. „Der Lieferroboter ist ein weiterer Baustein in unserer Strategie, das Einkaufserlebnis mit digitalen Innovationen kontinuierlich weiterzuentwickeln.” Ende des Jahres werden die Ergebnisse des Tests in Düsseldorf ausgewertet und dann entschieden, ob die Lieferung per Roboter ausgeweitet wird.

Auch Starship Technologies setzt große Erwartungen in den Test. „Langfristig wollen wir selbstverständlich die beliebteste Zustelloption für Kunden von Media Markt werden”, sagt Karleep selbstbewusst. Ein ähnliches Testprogramm läuft zurzeit bei der Schweizerischen Post, auch Hermes will Starship-Roboter bald in Hamburg testen. „Der Einsatz von Robotern kann die Zustellung von Päckchen und Paketen speziell im städtischen Raum nachhaltig revolutionieren”, hofft auch Hermes-Deutschland-Chef Frank Rausch.

Das Start-up Starship Technologies wurde 2014 von den Skype-Gründern Janus Friis und Ahti Heinla ins Leben gerufen. Weniger als einen Dollar pro Auslieferung solle das System im laufenden Betrieb kosten und sei damit fünf- bis zehnmal günstiger als andere Liefermethoden, wirbt das Unternehmen. Damit soll der Roboter mittelfristig zur echten Alternative für Lieferungen im Radius von bis zu fünf Kilometern werden. Dank seiner Möglichkeit zur Wärmeisolierung sei er auch für Lebensmittellieferungen und für die Gastronomie geeignet.

Prof. Herbert Kotzab, Logistikexperte an der Uni Bremen, ist jedoch skeptisch, ob der Lieferroboter den Sprung in den Massenbetrieb schafft. „Er hat wenig Vorzüge, die ein anderes Lieferfahrzeug nicht auch hat”, sagt er. Auch stelle er es sich in der Praxis schwierig vor, wenn die Roboter künftig in größerer Zahl durch Fußgängerzonen und Wohngebiete rollten. In Düsseldorf sind sie dank einer Ausnahmegenehmigung der Stadt unterwegs.

Anfangs mag der Robbie-Versand für Kunden noch spannend und lustig sein. Media-Saturn-Manager Wild erwartet, dass Kunden künftig begeistert Selfies mit dem Lieferroboter posten werden. Für Logistiker Kotzab aber ist das Kernproblem: „Ich sehe keinen Vorteil für den Kunden”. Dem Käufer sei nur wichtig, dass das Paket zu einem genau definierten Zeitpunkt ankommt. Wie es dahin komme, sei ihm egal.

Entscheidend sei, ob es für den Händler billiger sei, denn der Kunde sei aller Erfahrung nach nicht bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Noch sind die Roboter unbezahlbare Prototypen, räumt auch Starship-Managerin Karleep ein. Das Ziel sei es, den Preis in der Serienfertigung so weit zu reduzieren, dass sich die Anschaffung für genügend Unternehmen rechne.

Ein weiteres ganz praktisches Problem zeigt sich jetzt beim Feldversuch in Düsseldorf. „Der Roboter darf nur im Hellen fahren”, sagt Filialleiter Barth. Damit können die Kunden sich tagsüber bestellte Waren abends nicht nach Hause rollen lassen. Denn in der jetzt beginnenden dunklen Jahreszeit muss Robbie dann spätestens um 19 Uhr ins Bett.

KONTEXT

Neue Ideen für die Online-Lieferung

Drohnen

Als Amazon-Chef Jeff Bezos Ende 2013 in einem TV-Interview den Prototypen seiner kleinen Fluggeräte zur Warenlieferung vorstellte, hielten das viele zunächst für einen Werbegag. Doch Amazon meint es ernst und hat mit "Prime Air" sogar schon einen Namen für den Service. Ob und wann Amazon-Bestellungen tatsächlich im Alltag per Drohne geliefert werden könnten, ist offen - der Konzern testet noch. Eine Hürde bleibt auch die rechtliche Grundlage. Dies schreckt Konkurrenten jedoch nicht von eigenen Versuchen ab. So hat die Deutsche Post den automatischen "Paketcopter", der 2014 testweise die Nordseeinsel Juist unter anderem mit Medikamenten versorgte. Und Google arbeitet bei "Project Wing" an Mini-Fliegern mit Seilwinde.

Lieferroboter

Die Fahrzeuge, die äußerlich an einen großen Mars-Rover erinnern, sollen neben Fußgängern auf Gehwegen unterwegs sein. Die Firma Starship zum Beispiel, mit der unter anderem der Paketdienst Hermes und der Handelskonzern Metro zusammenarbeiten, will damit Waren mit einem Gewicht von bis zu 15 Kilogramm auf eine Entfernung von fünf Kilometern befördern. Die Vision ist, dass ein Mitarbeiter über das Internet 50 bis 100 automatische Lieferroboter überwacht. Starship peilt Kosten von rund einem Dollar pro Zustellung an. Die Pizza-Kette Domino's testete einen eigenen Lieferroboter in Australien. In Deutschland gibt es das Problem, dass der Betrieb solcher Fahrzeuge im Alltag nicht geregelt ist.

Kofferraum

Warum die Pakete immer nach Hause liefern, wenn der Adressat vielleicht gerade woanders unterwegs ist? Die Idee, die Pakete vom Zusteller einfach im Kofferraum zu platzieren, nimmt dabei konkrete Formen an. Der Zusteller bekommt dafür einen ein Mal gültigen Code, mit dem er die Klappe öffnen kann. Die Position des Fahrzeugs wird per GPS bestimmt. Ab September will DHL die Kofferraum-Zustellung in sieben deutschen Städten mit jeweils mehreren hundert Smart-Fahrern testen. Unter anderem auch Audi, BMW und Volvo arbeiten an einem solchen Verfahren.

Crowdshipping

Warum nicht den Nachbarn zum Paketboten machen? Zahlreiche Start-ups versuchen gerade, daraus eine Geschäftsidee zu machen. Kern ist eine App, die Händler, Lieferanten und Kunden verknüpft. Wer ohnehin unterwegs ist, kann dann Pakete für andere mitnehmen und sich so etwas Geld verdienen. So gut die Idee ist, so schwierig scheint sie umzusetzen zu sein: DHL hat damit schon erfolglos experimentiert, Walmart einen Feldversuch abgebrochen. Auch Amazon testet den Service.

Kühlboxen

Die britische Supermarktkette Waitrose hat als erster mit dieser Idee Furore gemacht: Gekühlte Abholstationen für online bestellte Lebensmittel. Auch die britische Walmart-Tochter Asda experimentiert mit Kühlfächern an Tankstellen. Geöffnet werden sie per QR-Code oder PIN, die Kunde per Mail bekommt. Auch Rewe probiert bereits die Idee aus.