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Neue Infektionswelle überrollt die USA – aber Trump gibt sich unbesorgt

Die Zahl der Infizierten klettert rasant. Viele Bundesstaaten machen wieder dicht. Und die Hoffnungen auf eine Erholung der Wirtschaft schwinden – trotz robuster Arbeitsmarktdaten.

Während Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren. Foto: dpa
Während Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren. Foto: dpa

Den großen Auftritt hat Donald Trump perfektioniert. Und den lässt der US-Präsident sich auch nicht durch eine Pandemie verderben.

An diesem Wochenende wird er anlässlich des Unabhängigkeitstags an einem Feuerwerk mit Tausenden Besuchern teilnehmen: am Mount Rushmore, vor der weltberühmten Granitwand, in die die Gesichter seiner Vorgänger Washington, Jefferson, Lincoln und Roosevelt gemeißelt sind. Es soll ein Pyrotechnik-Massenspektakel werden, mit Trump als Stargast. Masken sind optional.

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Der geplante Auftritt wirkt seltsam fehl am Platz, denn weite Teile der Nation müssen sich parallel strengen Auflagen beugen, um die rasante Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Am Mittwoch verzeichneten die USA einen neuen traurigen Rekord: 50.655 neu Infizierte an einem Tag zählte die Johns-Hopkins-Universität.

Die Gesundheitsbehörde CDC gab die Zahl der registrierten Fälle innerhalb von 24 Stunden sogar mit mehr als 54.000 an. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Texas, Arizona, Georgia und Kalifornien.

Insgesamt wurden in den USA, die etwa 330 Millionen Einwohner haben, der Johns-Hopkins-Universität zufolge mittlerweile rund 2,7 Millionen Menschen positiv getestet. Mehr als 128.000 Menschen sind gestorben.

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Covid-19 entwickelt sich zur größten Krise in Trumps Amtszeit, denn ein Viertel der weltweit gezählten Todesfälle stammt aus den USA, dem reichsten Land der Welt. Behörden hatten bereits im Juni gewarnt, dass die Dunkelziffer der Infizierten etwa um ein Zehnfaches höher sein könnte. Anthony Fauci, Chef der US-Infektionsbehörde, schließt 100.000 positive Fälle pro Tag nicht aus.

Während Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren – und zwar in einem Tempo, das Panik nahelegt.

Der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien hatte sehr früh aggressive Maßnahmen ergriffen und diese dann gelockert. Jetzt kämpft die Region mit einer Explosion neuer Fälle.

Während Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren – Foto: dpa
Während Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren – Foto: dpa

New York, das die Krise besonders hart traf, wollte eigentlich die Innenräume von Restaurants öffnen – und verschiebt diese Pläne nun. „Wir waren schon einmal in der Hölle, wir wollen das nicht noch einmal“, sagte Gouverneur Andrew Cuomo.

In Florida führt Miamis größtes Krankenhaus nur noch lebensnotwendige Operationen durch. Den Wüstenstaat Arizona besuchte Trump noch im Mai und lobte ihn als Vorbild für Krisenmanagement. Über Nacht wurden dort öffentliche Einrichtungen wieder dichtgemacht.

Vorsichtige Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung schwinden. Die Folgen der zweiten Corona-Welle dürften die kommenden Monate prägen. Die jüngsten Daten zum Arbeitsmarkt, die die US-Regierung an diesem Donnerstag veröffentlichte, muten robust an: Allein im Juni wurden demnach 4,8 Millionen Arbeitsplätze geschaffen und mildern die Massenarbeitslosigkeit, die auf die erste Covid-19-Welle folgte.

Allerdings dürften die Daten schon jetzt ein veraltetes Bild zeigen, denn die jüngsten Schutzmaßnahmen in den Bundesstaaten sind darin nicht berücksichtigt.

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Noch immer ist die Arbeitslosenquote die höchste seit dem Zweiten Weltkrieg. Insbesondere schwarze, hispanische und asiatische Arbeitnehmer leiden unter der Krise. Die Folgen von Corona treffen jene mit dem geringsten sozialen Puffer, wie Dienstleistungs- und Niedriglohnarbeiter.

Kehrtwende der Konzerne

Dass eine schnelle Erholung der Lage unwahrscheinlich ist, zeigt die Reaktion der großen Konzerne. Apple kündigte an, wegen der steigenden Coronazahlen 30 Läden zu schließen, die gerade erst wieder aufgemacht hatten. Die Hälfte davon liegt in Südkalifornien. Auch McDonald’s reagiert auf die neuen Fallzahlen.

Statt wie geplant weitere Filialen am Feiertagswochenende auch im Innenbereich zu öffnen, verschiebt die Fast-Food-Kette den Termin. Seit Mai haben 2200 von 14.000 McDonald’s-Restaurants ihren Gästen wieder Tische im Innenbereich zur Verfügung gestellt. Weitere sollten folgen. Aber diese Pläne liegen nun mindestens drei Wochen auf Eis.

Martin Richenhagen, Kuratoriumsvorsitzender des US-amerikanischen Thinktanks AICGS (American Institute for Contemporary German Studies) und CEO des US-Landmaschinenkonzerns Agco, zeigte sich entsetzt: „Die Regierung hat vollkommen versagt und ist nun vollkommen überfordert“, sagte er dem Handelsblatt.

Trump habe der Wirtschaft unnötig stark geschadet, weil er die Krise „nicht richtig angegangen“ sei. Die meisten Unternehmen hätten viel früher mit Schutzmaßnahmen reagiert als die Politik, die die Pandemie lange heruntergespielt habe, so der Manager.

Während US-Präsident Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren. Foto: dpa
Während US-Präsident Trump einen nationalen Lockdown ausschließt, entschied sich in dieser Woche ein Bundesstaat nach dem anderen dazu, das öffentliche Leben herunterzufahren. Foto: dpa

Washington setzt auf eine Belebung der Konjunktur. Der US-Kongress will im Juli ein weiteres Coronavirus-Hilfspaket verabschieden, es soll zwischen einer Billion und drei Billionen US-Dollar betragen. US-Finanzminister Steven Mnuchin kündigte neue Konjunkturmaßnahmen an, etwa in Form höherer Arbeitslosengelder.

Das Weiße Haus erwägt eine Lohnsteuersenkung. Außerdem unterstützt Trump eine zweite Runde an Schecks, die bei Millionen US-Bürgern im Briefkasten landen sollen. Er wolle „mehr Geld ausgeben“ als die Demokraten, sagte Trump – und erklärte Corona damit zum Wahlkampfthema.

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Doch die Unterstützung für Trump schwindet vier Monate vor den Präsidentschaftswahlen. Sein Konkurrent, Ex-Vizepräsident Joe Biden, hält in einigen Swing States, deren Wahlergebnis entscheidend sein wird, einen zweistelligen Vorsprung in Umfragen. Angesichts der anhaltenden Krise erwärmt sich auch die Wall Street für Biden, selbst wenn seine Präsidentschaft Steuererhöhungen bringen würde. „Das wäre nicht das Schlimmste, wenn es dafür mehr Stabilität gibt“, sagte ein Investor.

Offiziell gibt sich Trump unbesorgt. Über das Virus sagte er am Mittwoch im TV-Sender Fox News: „Ich denke, irgendwann wird es einfach verschwinden, hoffe ich.“ Ähnliches hatte er im Februar erklärt, kurz bevor die Weltgesundheitsorganisation die Pandemie ausrief.

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