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MAN-Beben: Betriebsratschef verließ die Lkw-Tochter von Volkswagen, nachdem Compliance-Ermittlungen brisante Privilegien für den Arbeitnehmervertreter aufgedeckt hatten

Vorstandssitzungen bei der MAN Truck & Bus SE sind derzeit vor allem eines: laut. Es werde nur noch gebrüllt, heißt es aus Unternehmenskreisen. Anlass gäbe es dafür genug: Das Geschäft kriselt seit Jahren, die VW-Tochter muss sparen und gleichzeitig die Transformation vom Diesel- zum Elektro-Lkw bewältigen. Doch noch frustrierender als die miesen Zahlen scheint das menschliche Miteinander im Vorstand zu sein. "Die Chemie stimmt einfach nicht", sagt ein MAN-Aufsichtsratsmitglied. Schon in Kürze werde sich in dem siebenköpfigen Führungskreis personell einiges ändern. Die Zeit von Andreas Tostmann an der Spitze von MAN nähert sich demnach dem Ende. Ein Neuanfang soll her.

Da ist die Arbeitnehmerseite offensichtlich ein Stück weiter. Bereits im vergangenen Monat trat der langjährige Betriebsratsvorsitzende Athanasios Stimoniaris mit sofortiger Wirkung zurück. Er verlasse aus "persönlichen Gründen" das Unternehmen, hieß es in einer kurzen Presseerklärung von MAN. Der Abschied mitten im Sanierungsprozess überraschte nicht wenige. Der Betriebsrat erklärte dazu, "Saki" sei der Schritt nicht leicht gefallen. In den aufreibenden vergangenen Monate habe er aber "die Zukunft des Unternehmens und der Beschäftigten über seine eigene Gesundheit gestellt".

Recherchen von Business Insider rücken den hastigen Rücktritt von Stimoniaris aber in ein ganz anderes Licht. Wie mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen bestätigen, hat die Compliance-Abteilung von MAN und der VW-Muttergesellschaft Traton bereits vor Wochen eine Untersuchung eingeleitet. Laut den detaillierten Schilderungen eines Whistle-Blowers habe Stimoniaris eine Reihe unzulässiger Privilegien erhalten und genutzt. Unter anderem habe er einen Betriebsratskollegen als seinen inoffiziellen Chauffeur eingesetzt.

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Der Fall weist verblüffende Parallelen zum Rücktritt des ehemaligen Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück vor zweieinhalb Jahren auf. Auch sein Ausscheiden kam plötzlich. Auch bei ihm hatten zuvor interne Ermittlungen ergeben, dass der Porsche-Betriebsratschef über Jahre wie ein Sonnenkönig geherrscht hat. Und auch bei Hück versuchte der VW-Konzern eine weitere Affäre mit einem goldenen Handschlag zu vermeiden.

Auf eine Anfrage zur Compliance-Untersuchung und dem Aufhebungsvertrag reagierte Stimoniaris nicht. Ein MAN-Sprecher wollte die internen Ermittlungen weder bestätigen, noch dementieren. Er verwies noch einmal auf das Pressestatement, in dem „persönliche Gründe“ für das Ausscheiden angeführt wurden. „Darüber hinaus bitten wir um Verständnis, dass wir uns nicht zu Spekulationenrund um aktive oder ausgeschiedene Mitarbeiter äußern“, sagt der Sprecher.

Für MAN und den VW-Konzern könnten die vermeintlichen Vorteile für Stimoniaris noch Konsequenzen haben. Das Betriebsverfassungsgesetz untersagt ausdrücklich, Mitglieder des Betriebsrates zu benachteiligen oder zu begünstigen. Wie Business Insider erfuhr, wird daher nun auch geprüft, ob verantwortliche MAN-Personalvorstände in den vergangenen Jahren „Saki“ unzulässige Vorteile eingeräumt oder solche gebilligt haben.

Welche Tragweite dies haben kann, zeigt sich gerade vor dem Landgericht Braunschweig. Dort müssen sich vier VW-Personalmanager wegen des Verdachts der Untreue verantworten. Laut Staatsanwaltschaft sollen sie Betriebsräten zu hohe Gehälter gewährt haben. Alleine der ehemalige VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh soll drei Millionen Euro zu viel kassiert haben, heißt es in der Anklage.