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Kurze Anreise, viel Freiraum, genug Distanz – Warum das eigene Ferienhaus jetzt so gefragt ist

Nach dem Corona-Lockdown entdecken die Deutschen die Vorzüge des Urlaubs im eigenen Land – und die Annehmlichkeiten eines eigenen Feriendomizils.

„Keine Unterkünfte im gewünschten Zeitraum verfügbar“: Wer dieser Tage auf Online-Plattformen eine private Bleibe für ein oder zwei Sommerwochen in einer beliebigen deutschen Ferienregion sucht, schiebt Frust. Vieles ist ausgebucht, was noch zu haben wäre ist entweder wenig einladend oder ziemlich teuer. Auf den Inseln und an den Küsten von Nord- und Ostsee sind attraktive Ferienunterkünfte mit gutem Preis/Leistungsverhältnis nicht selten erst im Oktober wieder frei. Am Bodensee oder in den Alpen sieht es kaum besser aus.

„Die Coronakrise wirkt wie ein Katalysator für einen Trend, den wir seit Jahren beobachten: den Urlaub im eigenen Land“, sagt Sebastian Fischer, Vorstand der Berliner Primus Immobilien AG. Der Bauträger entwickelt nicht nur Wohnungen in der deutschen Hauptstadt, sondern auch Ferienwohnungen und Hotels an der Ostsee. Fischer erklärt die seit Jahren zunehmende Attraktivität inländischer Tourismusziele vor allem mit dem Bedürfnis nach klimaschonendem Reisen. „Jetzt kommt zu diesen Motiven noch die Erfahrung des Lockdowns wegen der Covid-19-Pandemie hinzu.“

Tatsächlich wollen 36 Prozent der Deutschen, die in diesem Sommer einen Urlaub planen, innerhalb des eigenen Landes verreisen, ergab eine Umfrage von Yougov. Nur etwa 30 Prozent brechen 2020 zu Ferien im Ausland auf. Populärste Ziele sind die Küsten an Ost- und Nordsee, gefolgt von Bodensee und dem Allgäu. Immer mehr Reisende ziehen dabei offenbar ein Ferienhaus- oder eine -wohnung dem Hotel vor: Autarkie im Urlaub ist gefragt. „Nach der Covid-19-Erfahrung sind abgeschlossene Ferieneinheiten stärker gefragt“, berichtet Michael M. Andre, Geschäftsführer von Alpenimmobilien. Das Unternehmen begleitet Bauträger bei der Planung und Vermarktung von Ferienhausprojekten in Österreich, Südtirol und Bayern.

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Wer bereits Eigentümer einer Ferienwohnung ist und diese vermietet wird solche Nachrichten mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Denn die Umsatzverluste, die in den Monaten des Lockdowns zwischen März und Ende Mai anfielen, sind hoch: Weil Ferienhausaufenthalte kostenfrei storniert und angezahlte Mieten zurückerstattet werden mussten, entgingen privaten und gewerblichen Vermietern etwa 1,5 Milliarden Euro an Einnahmen, schätzt der Deutsche Ferienhausverband. Verluste, die im Verlauf des Jahres nur schwer wieder aufzuholen sein dürften.

Gefragte Zweitwohnsitze

Dennoch bleibt das eigene Urlaubsdomizil offenbar bei deutschen Käufern nachgefragt: 30 Prozent würden eine Ferienimmobilie kaufen, fünf Prozent haben das fest vor, ergab eine Umfrage von Yougov im Auftrag von Primus. Knapp ein Drittel kauft vor allem, um die Immobilie selbst zu nutzen, gut ein Viertel will Einnahmen aus der Vermietung erzielen.

Sven Odia, Vorstandsvorsitzender des Maklerhauses Engel & Völkers (E & V) bestätigt: „Die Nachfrage nach Ferienimmobilien an der Nord- und Ostseeküste sowie in den Alpenregionen und an den süddeutschen Seen boomt.“ Als Gründe nennt er die kurze Anreise ohne Flugzeug, ein hohes Maß an politischer Sicherheit und das gut funktionierende deutsche Gesundheitssystem. Aber auch Österreich oder die Schweiz, die ähnlich wie Deutschland über eine gute Infrastruktur und eine sehr gute medizinische Versorgung verfügen, profitierten. „Auch dort registrieren wir eine sehr hohe Nachfrage nach Feriendomizilen mit Top-Ausstattung in Alleinlagen und mit Bergpanorama“, sagt der E & V-Vorstandschef.

Strenge Regeln für Käufer

Die Vorstellung jener Interessenten, die ihr Haus oder Wohnung in erster Linie als klassischen Zweitwohnsitz nutzen und gelegentlich vermieten wollen, lässt sich in den sehr gefragten Ferienregionen im Inland oder im grenznahen Ausland immer schwieriger in die Realität umsetzen. So ist es etwa in vielen Gebieten Österreichs, aber auch an der deutschen Ostseeküste kaum noch möglich, eine Immobilie als klassischen Zweitwohnsitz zu erwerben. „In Österreich ist die Nutzung einer Immobilie im Flächenwidmungsplan genau vorgeschrieben – und wird insbesondere in Tirol, im Salzburger Land und in Vorarlberg von den Gemeinden auch streng kontrolliert“, sagt Alpenimmobilien-Experte Andre.

Die Gemeinden in touristisch attraktiven Regionen wollen verhindern, dass zu viele Zweitwohnsitze entstehen, die über Monate ungenutzt bleiben. Baugrundstücke mit einer entsprechenden Widmung gibt es daher nur noch in den seltensten Fällen. Wer nicht gleich seinen Erstwohnsitz nach Tirol oder ins Salzburger Land verlegen will, der hat die Möglichkeit, eine Immobilie zur „touristischen Nutzung“ zu erwerben. Diese ist dann zwingend an wechselnde Feriengäste zu vermieten. „Will der Eigentümer selbst Urlaub in seiner Immobilie verbringen, blockiert er die entsprechenden Wochen im Voraus, damit er in dieser Zeit seine Ferienimmobilie selbst nutzen kann“, erläutert Michael M. Andre.

Ähnliche Modelle verfolgen inzwischen viele Gemeinden auf den beliebten Ostseeinseln Rügen und Usedom. Wer dort eine Ferienimmobilie kauft, wird also wohl oder übel Ferienhausvermieter. Verkäufer locken mit Renditen von etwa vier Prozent – nicht schlecht in Zeiten des Nullzinses. Doch sollten Käufer die Risiken im Blick behalten: üppige Mieteinnahmen sind kein Selbstläufer, wie die Coronakrise eindrücklich gezeigt hat.