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Der Klimawandel wird in Europa zu mehr schweren Hagelschäden führen

Die Gefahr von Hagelschauern nimmt laut einer Untersuchung in den nächsten Jahren zu. Prävention wird wichtiger, um Schäden zu begrenzen.

Ein von Hagel zerstörtes Dach in Baden-Württemberg. Die Hagelstürme 2013 waren die bislang teuersten in Deutschland. Foto: dpa
Ein von Hagel zerstörtes Dach in Baden-Württemberg. Die Hagelstürme 2013 waren die bislang teuersten in Deutschland. Foto: dpa

Hagelschläge mit großen Hagelkörnern können extreme Schäden verursachen, vor allem, wenn sie Ballungsräume treffen. Genau solche schweren Hagelunwetter werden in Europa langfristig deutlich zunehmen, wenn der Klimawandel nicht konsequent eingedämmt wird.

Zu diesem Schluss kommt eine noch unveröffentlichte Studie des Rückversicherers Munich Re in Zusammenarbeit mit dem European Severe Storms Laboratory (ESSL), einer in Deutschland 2006 gegründeten Unwetterforschungsorganisation.

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Untersucht wurden zwei Klimaszenarien und ihre Auswirkungen:

  • Ein gemäßigtes Szenario: In diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass sich die Erde um etwa 2,4 Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit erwärmt. Es werden „relativ konsequente“ Maßnahmen zum Schutz des Klimas ergriffen. Das Ende 2005 in Paris beschlossene Klimaziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, wird verfehlt.

  • Ein „Business-as-usual“-Szenario: Dabei wirtschaften Gesellschaften wie bisher, die Erderwärmung beträgt über vier Grad Celsius.

Die Ergebnisse

Hagelereignisse mit Körnern von mehr als zwei Zentimetern Größe werden in Europa selbst im gemäßigten Szenario um zehn bis 20 Prozent zunehmen. Bei ungebremster Erderwärmung, also im zweiten Szenario, ist speziell in Italien, Teilen Deutschlands und in Osteuropa mit einem Plus von bis zu 80 Prozent zu rechnen.

Zwei Zentimeter dicke Hagelkörner erzeugen zwar an Gebäuden noch keine starken Schäden, können aber Ernten regional teilweise oder ganz vernichten. Dass es in Deutschland im Süden deutlich häufiger hagelt als im Norden, hatte bereits eine erste Studie von Munich Re und ESSL 2018 ergeben.

Hagelereignisse mit Körnern von mehr als fünf Zentimetern werden im gemäßigten Szenario bis zum Ende des Jahrhunderts in fast ganz Europa um 30 bis 40 Prozent zunehmen. In Teilen Italiens, an der östlichen Adriaküste und in Südfrankreich sogar noch stärker.

Im zweiten Szenario werden diese schweren Unwetter mit Hagelschäden in weiten Teilen Zentral- und Osteuropas sowie in Italien, Teilen Südfrankreichs und der Adriaküste etwa doppelt so häufig auftauchen wie bisher. Um Autos zu zerdellen, reichen schon Hagelkörner von zwei bis vier Zentimetern Größe.

„Hagelstürme treten oft nur lokal auf, dennoch können sie Schäden in Milliardenhöhe verursachen“, sagt Eberhard Faust, Experte für Klimarisiken und Naturgefahren bei Munich Re. Mit dem Klimawandel werde es in Europa im Durchschnitt zu höheren Schäden kommen. „Umso wichtiger ist es, vorzusorgen, zum Beispiel durch den verstärkten Einsatz hagelresistenter Baustoffe- und Elemente.“

Ein gutes Beispiel dafür sei die Schweiz, wo es bereits eine zentrale Datenbank mit Prüfsiegel für hagelsicheres Bauen gibt. Die Schweiz ist schon heute häufiger von Hagelunwettern betroffen.

Hagelkörner ab einem Durchmesser von zwei Zentimetern bedeuten vor allem bei modernen, häufig empfindlichen Gebäudefassaden und Dämmsystemen ein stark steigendes Schadenpotenzial. Denkbar laut Faust ist deswegen auch eine Teilautomatisierung des Hagelschutzes an kommerziellen und industriellen Gebäuden. Dabei werden außen angebrachte Jalousien bei Hagelgewitteraufzug mittels eines vom Wetterdienst zentral versendeten Steuerungssignals hochgefahren.

Hagelschäden in Milliardenhöhe

Auch dies werde bereits in der Schweiz praktiziert. „Hierzulande könnte es in der Zukunft eine zunehmend sinnvolle Maßnahme werden.“ Auch Solaranlagen halten Hagelunwettern oft nicht Stand.

Hagelkörner sind aus Eis und können eine Geschwindigkeit zwischen 50 und 140 Kilometer pro Stunde erreichen, heißt es bei der Munich-Re-Tochter Ergo. In Deutschland maß das größte Hagelkorn 2013 in Baden-Württemberg 14 Zentimeter mit einem Gewicht von 360 Gramm. Es kam mit einer Geschwindigkeit von 170 Kilometern pro Stunde herunter.

Die Hagelstürme im Sommer 2013 gelten als das teuerste Hagelereignis der Geschichte. Die Schäden gingen in die Milliarden. 2,9 Milliarden Euro betrug die Schadenssumme an Wohngebäuden, Hausrat und Gewerbebetrieben. An Fahrzeugen hinterließ der Hagel-Sommer 2013 Schäden in Höhe von 1,7 Milliarden Euro.

Der Deutsche Wetterdienst beobachtet seit 2001 eine deutliche Zunahme von starken Hagelschlägen. Für Schäden durch Sturm und Hagel am Haus kommt in der Regel die Wohngebäudeversicherung auf, bei Gewerbebauten die gewerbliche Gebäudeversicherung, heißt es bei der Ergo. Auch Solaranlagen auf dem Dach lassen sich absichern.

Für Schäden an Möbeln, wenn ein Hagelsturm Fenster oder das Dach beschädigt und Regenwasser ins Gebäude gelangt, ist die Hausratversicherung zuständig, bei Hagelschäden am Auto die Teil- und Vollkaskoversicherung.