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Immer mehr Patienten nutzen Gesundheits-Apps

Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hat Deutschland Nachholbedarf. Doch das Interesse der Patienten an den digitalen Anwendungen wächst.

Mitte April steht Jens Spahn in einem Ladenlokal in der hippen Torstraße in Berlin-Mitte. Die Räumlichkeiten sollen eine Art Brückenkopf seines Ministeriums in die Digitalszene werden. „Health Innovation Hub“ hat der CDU-Politiker das Projekt getauft, eine Ideenfabrik für digitale Gesundheitsanwendungen. Die Einrichtung ist karg, die Wände strahlend weiß, unter den hohen Decken verlaufen unverkleidete Heizungsrohre.

Spahn sagt bei der Eröffnungsveranstaltung, das an sein Ministerium angedockte Expertenteam solle zum „Impulsgeber“ werden. „Wir wollen bahnbrechende Technologien schneller erkennen und besser bewerten können.“ Impulse sind bei Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland dringend nötig. Die Bundesrepublik hinkt auf diesem Feld im internationalen Vergleich deutlich hinterher.

Doch das Interesse an Apps, die eine erste Einschätzung zu Krankheitsdiagnosen geben oder mit denen Patienten einen Arzttermin buchen können, nimmt zu. Der E-Patient-Survey, die nach eigenen Angaben größte Onlinebefragung zu Digital Health im deutschsprachigen Raum, weist wachsende Nutzerzahlen aus. So habe sich die Nutzung von Medikamenten-Apps innerhalb eines Jahres von elf auf 18 Prozent erhöht.

Mit den Anwendungen können sich Patienten über Wechselwirkung von Arzneimitteln informieren oder die Einnahme ihrer Medikamente planen. Die Nutzung von Diagnostik-Apps verdoppelte sich laut den am Montag vorgestellten Ergebnissen von sechs auf zwölf Prozent. Die Online-Terminbuchung habe ihre Verbreitung von 24 auf 28 Prozent ausbauen können. Weiterhin kaum genutzt werden demnach digitale Gesundheitsakten mit aktuell vier Prozent.

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Spahn hat den Krankenkassen aufgetragen, ihren Versicherten bis spätestens 2021 eine Digitalakte bereitzustellen, auf die sie auch mit mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets zugreifen können. Im vergangenen Jahr hatten sich Kassen und Ärzteschaft bei Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium auf ein Grundkonzept für eine Akte verständigt, in der Patienten künftig ihre Gesundheitsdaten verwalten sollen.

Einige Kassen sind bereits mit Vorläufermodellen am Markt, etwa die TK und die AOK-Gemeinschaft. Vergangenes Jahr startete auch die Gesundheitsakte „Vivy“, hinter der eine Reihe von privaten und gesetzlichen Krankenkassen steht. Die Angebote werden aber noch an die einheitlichen Standards der elektronischen Patientenakte angepasst werden müssen, die ab 2021 gelten sollen.

Neben den Digitalakten, in denen Informationen wie Arztbriefe, Impfstatus oder Röntgenbilder gespeichert werden können, setzen Krankenkassen auch verstärkt auf Gesundheits-Apps. Die TK kooperiert etwa mit dem Start-up Ada Health, das eine auf Künstlicher Intelligenz basierende Diagnose-Anwendung entwickelt hat. Die Barmer bieten ihren Versicherten die App Mimi an, mit der Nutzer ihr Hörvermögen testen können.

Auch der E-Patient-Survey zeigt, dass die Kassen zunehmend für Gesundheits-Apps werben. Unter den Teilnehmern der Umfrage hatten demnach 16 Prozent von ihrer Krankenversicherung eine digitale Gesundheits- und Therapieempfehlungen erhalten, eine Zunahme um elf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Patienten, die von ihren Ärzten App-Empfehlungen bekamen, sei von drei auf neun Prozent gestiegen.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) arbeitet derzeit an einer eigenen Smartphone-App, mit der Patienten bundesweit leichter an Behandlungstermine kommen sollen. „Wir sind sehr weit mit der Entwicklung“, sagte KBV-Chef Andreas Gassen kürzlich den Zeitungen des Redaktionsnetzwerk Deutschland. Anfang kommenden Jahres solle das App-Angebot flächendeckend verfügbar sein.

Der E-Patient-Survey läuft jedes Jahr auf den reichweitenstärksten Webseiten und Newslettern von Krankenversicherungen, Gesundheitsportalen und Patientenorganisationen. Seit 2010 haben nach Angaben des Marktforschungsunternehmens EPatient Analytics über 80.000 Menschen an der Befragung teilgenommen. Die aktuelle Auswertung beruht demnach auf 8800 Teilnehmern.

Spahn lädt regelmäßig Firmengründer aus dem Bereich Digital Health in sein Ministerium, die Treffen laufen unter dem Motto „Innovation trifft Politik“. Auf einer der Veranstaltungen sagte Spahn, dass sich die Politik der Start-up-Szene „noch stärker öffnen“ müsse. „Die meisten Anwendungen der Digitalisierung finden nicht im klassischen System, sondern im freien, sogenannten zweiten Gesundheitsmarkt statt“, so der Minister.

Diese Innovationen müssten schneller im Versorgungsalltag der Menschen ankommen. Der Weg in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung ist für digitale Gesundheitsanwendungen aber bislang schwierig. Ob eine Behandlungsmethode von allen Kassen erstattet wird, entscheidet ein Fachgremium – sogenannte Gemeinsame Bundessausschuss – auf Grundlage eines wissenschaftlichen Bewertungsverfahrens.

Im Gesundheitsministerium wird über Möglichkeiten nachgedacht, wie digitalen Anwendungen der Weg in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung geebnet werden kann. Einen entsprechenden Gesetzentwurf könnte Spahn dem Vernehmen nach noch in diesem Monat vorlegen.