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Für wen Riester unschlagbar ist

Angesichts von Corona-Pandemie und Börsenbeben suchen viele Sicherheit in der Altersvorsorge – und landen nicht selten bei der Riester-Rente. Die wird viel kritisiert, ist für manche jedoch unschlagbar.

Am 13. März 2020 haben sich zahlreiche WiWo-Leser im Rahmen des WiWo-Clubs in einen Expertencall zum Thema Riester-Rente eingewählt. Dort konnten sie Niklas Hoyer, Leiter Verbraucherfinanzen, und Redakteurin Kristina Antonia Schäfer eine halbe Stunde lang alle Fragen stellen, die ihnen rund um Förderung, Steuern, Sparpläne und Last-Minute-Tipps unter den Nägeln brannten. Hier finden Sie die Fragen – und Antworten –, die rund um das Thema Riester aufkamen.

Die Riester-Rente wurde extra eingeführt, um die Rentenlücke zu stopfen. Aber was ist Riester eigentlich genau?
Die Riester-Rente wurde 2001 im Rahmen einer Rentenreform eingeführt. Damals hat die Politik entschieden, dass sie die gesetzliche Rente demografiefest machen will. Faktisch hieß das, dass die gesetzlichen Renten weniger stark steigen sollen als die Löhne. Dadurch sinkt das Absicherungsniveau durch die gesetzliche Rente. Das heißt übrigens nicht, dass die absolute Rentenhöhe sinkt. Sie steigt nur weniger schnell an als die Löhne. Das soll mit privater Altersvorsorge aufgefangen werden. Die wird immerhin staatlich gefördert, unter anderem mit der Riester-Förderung. Allerdings muss man sagen, dass nicht alle Anspruch auf die Riester-Förderung haben.

Wer hat Anspruch?
Selbstständige zum Beispiel können Riester in aller Regel nicht nutzen. Grundsätzlich haben all die vollen Förderanspruch, die in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind, also zum Beispiel Angestellte. Aber auch wer Beamter ist oder Beamten-gleich angestellt ist, kann in der Regel die Riester-Förderung komplett nutzen. Und dann gibt es noch die, sagen wir mal, abgespeckte Riester-Förderung. Im Jargon – und Riester hat oft sehr komplizierte Regeln – nennt man das eine „mittelbare Zulageberechtigung“. Das sind Leute, die zwar nicht selbst förderberechtigt sind, aber die einen Partner haben, der es ist. Wenn der Partner einen Riester-Vertrag hat, können diese Menschen zumindest von einem Teil der Riester-Förderung profitieren.

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Sie haben gerade schon von Zulagen gesprochen. Was gibt es bei Riester noch für Förder-Möglichkeiten?
Schon das ist leider relativ kompliziert, bietet aber auch einigen Gestaltungsspielraum. Die Riester-Förderung besteht aus zwei Teilen: der Zulagen-Förderung und einer steuerlichen Förderung. Für Besserverdiener zum Beispiel ist die Steuer-Förderung das Entscheidende. Bei Geringverdienern hingegen spielen eher die Zulagen eine Rolle.

Welche Zulagen gibt es?
Als Riester-Sparer habe ich Anspruch auf eine sogenannte Grundzulage. Das sind aktuell 175 Euro im Jahr, die mir der Staat sozusagen zuschießt. Für Kinder kommt nochmal was oben drauf. Wenn die ab 2008 geboren sind, sind das 300 Euro im Jahr, bei Geburten vorher 185 Euro. Junge Sparer unter 25 Jahren bekommen einmalig noch 200 Euro oben drauf. Zusätzlich gibt es die steuerliche Förderung. Die besagt, dass alles, was das Jahr über eingezahlt wurde, steuerlich absetzbar ist. Das klingt erstmal beides gut.

Aber?
Die Zulagen werden von meinem Steuervorteil abgezogen. Wenn der Steuervorteil kleiner ist als die Summe der Zulagen, darf ich die trotzdem voll behalten. Bei Besserverdienern überwiegt aber der Steuervorteil, sodass die Zulagen eigentlich keine echte Rolle spielen. Nehmen wir an, jemand zahlt 2100 Euro im Jahr ein, inklusive der Zulagen, was der maximal geförderte Beitrag ist. Wenn der einen Grenzsteuersatz von 33 Prozent hat, hätte er hier 700 Euro an Steuern gespart. Hiervon werden jedoch die Zulagen abgezogen. Es bleibt also dabei, dass in Summe 700 Euro vom Staat kommen.

Kann man grob sagen, für welche Gruppen sich Riester lohnt?
Lohnend ist Riester vor allem für Geringverdiener, vielleicht so bis 20.000 Euro Bruttoeinkommen pro Jahr. Wenn die dann noch mehrere Kinder haben, wird es wirklich sehr attraktiv. Selbst, wenn ich einen Minijob habe und der rentenversicherungspflichtig ist – was inzwischen der Regelfall ist – bekomme ich darüber Anspruch auf Riester-Förderung. Das kann sich lohnen. Da zahle ich im Zweifel nur 60 Euro im Jahr aus eigener Tasche ein und habe trotzdem Anspruch auf volle Förderung. Wenn ich zwei jüngere Kinder habe, würde ich in dem Fall 775 Euro an Zulagen pro Jahr bekommen und nur 60 Euro aus eigener Tasche einzahlen. In so einem Fall ist Riester tatsächlich unschlagbar.


Wann sich Riester für Besserverdiener und Ältere lohnt

Was ist mit denen, die mehr verdienen?
Bei Besserverdienern ist das in der Regel anders. Der Steuervorteil klingt zwar auch erst einmal ganz gut: 2100 Euro einzahlen, 700 Euro zurückbekommen. Das Problem ist nur: In der Einzahlungsphase ist Riester zwar von der Steuer befreit. In der Auszahlungsphase wird es aber voll besteuert. Das heißt, auf 100 Prozent der Riester-Rente muss man seinen persönlichen Steuersatz zahlen. In dem Sinne ist der Steuervorteil eigentlich nur eine Steuerstundung: Man muss jetzt keine Steuern zahlen, aber dafür später. Einen Vorteil gibt es nur dann, wenn der Steuersatz im Alter niedriger ist als heute. Das ist meist so, immerhin. Aber dadurch, dass auch die gesetzliche Rente mehr und mehr in der Auszahlungsphase besteuert wird, werden die Leute in Zukunft im Alter höhere Steuersätze zahlen, als wir alle das von unseren Eltern oder Großeltern kennen.

Am meisten lohnt sich Riester also, wenn man Kinder hat. Um die Zulagen zu bekommen, müssen die Kinder freilich noch jünger sein. Heißt das im Umkehrschluss: Für Ältere lohnt sich Riester nicht?
Die Kinderzulage bekommt man, solange man Anspruch auf Kindergeld hat. Wenn die Kinder schon älter sind, würden sie entsprechend weniger ins Kalkül fallen. Wer älter ist, wird aber ohnehin Probleme haben, überhaupt einen Riestervertrag zu bekommen. Zwar wollen Versicherer eigentlich immer gerne neue Kunden gewinnen, aber bei Riester haben sie das Problem mit dem garantierten Beitragserhalt. Da sie erst ihre Kosten abrechnen müssen, fällt es ihnen schwer, diese Garantie bis zu einem nicht weit entfernten Ruhestandsbeginn zu halten. Deswegen nehmen viele Kunden schon ab 50 oder 55 Jahren nicht mehr an.

Hier gibt es eine Alternative von Fairr, fairrelax genannt, die man sogar mit über 60 Jahren noch abschließen kann. Der Vertrag dieser Rentenversicherung hat lediglich eine Mindestlaufzeit von zwölf Monaten. Man mag sich jetzt denken: Was soll das denn bringen, bei so kurzer Spardauer kommt am Ende ja nur eine Mini-Rente heraus? Dabei ist genau das der Trick. Wenn man beispielsweise mit 64 Jahren eine solchen Vertrag abschließt und den drei Jahre lang bespart, dann hat er in Summe vielleicht 6500 Euro angespart. Es gibt aber eine Regel, dass wenn am Ende eine Rente von unter 80 Euro herauskommt, dann kann man sich das ganze Geld auf einen Schlag auszahlen lassen und muss trotzdem, anders als sonst, die Riester-Förderung nicht zurückzahlen. Da kann man rein rechnerisch auf Renditen von 20 Prozent pro Jahr kommen durch die Förderung.

Fazit: Um in diesem ganzen Wirrwarr eine kurze Orientierung zu geben: Bei Geringverdienern ist die Riester-Förderung wirklich klasse. Auch für Ältere kann sie sich lohnen, gewissermaßen als Last-Minute-Vorsorge. Bei allen anderen muss man sagen: Riester macht aus einer schlechten Geldanlage keine gute. Man sollte sich da von irgendwelchen Vermittlern nichts anderes erzählen lassen. Die reden dann gerne von „geschenktem Geld“, das man unbedingt annehmen müsse. Nein. Riester macht aus einer schlechten Geldanlage keine gute. Es kann aber sehr wohl aus einer guten Geldanlage eine bessere machen. Und gut heißt für mich: Ich habe Renditechancen und möglichst geringe Kosten.

Mehr Lesenswertes zum Thema Altersvorsorge sowie einen detaillierten siebenteiligen Coach finden Sie auf unserem Nutzwert-Portal WiWo-erfolg.reich.

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