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EU soll Hightech-Firmen vor Chinesen schützen können

Deutschland, Frankreich und Italien setzen sich gemeinsam dafür ein, auf europäischer Ebene ein Instrument zur Abwehr strategischer Investoren zu etablieren. In einem gemeinsamen Brief der Wirtschaftsminister der Länder an EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström, der dem Handelsblatt vorliegt, heißt es, man befürchte einen Ausverkauf von europäischem Know-how. Im Moment fehlten die Instrumente, um diesen Ausverkauf effektiv zu bekämpfen. Deshalb wolle man gegensteuern, schreiben Wirtschaftsminister Brigitte Zypries (SPD) und ihre Amtskollegen aus Frankreich und Italien, Michel Sapin und Carlo Calenda.

In einer fünf Punkte umfassenden Vorschlagsliste, die dem Brief anhängt, werden Fälle genannt, in denen man künftig die Möglichkeit schaffen will, Investitionen von Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern zu unterbinden. Das soll etwa dann der Fall sein, wenn ein Investor vom Staat unterstützt wird oder wenn die Investition auf der Basis staatlicher Programme erfolgt. Die Abwehr der Investition soll nur möglich sein, wenn der Investor einen „signifikanten Teil eines Unternehmens“ kaufen will.

„Unsere Unternehmen stehen im harten Wettbewerb mit Ländern, die nicht selbst so offen sind wie Deutschland und Europa. Deutschland ist für offene Märkte, wir unterstützen Investitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig. Ausländische Investoren müssten aber auch zeigen, „dass es um Investitionen in Deutschland geht, diese nicht staatlich getrieben sind, und dabei marktkonforme Finanzierungen vorliegen“, sagte Machnig weiter. Dies gelte auch und gerade für Schlüsselindustrien. „Das ist ein Prinzip, das wir zusammen mit Frankreich und Italien in Europa etablieren wollen", sagte Machnig.

Der gemeinsame Vorstoß fußt auf einer deutschen Initiative. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte entsprechende Vorschläge bereits im Oktober vergangenen Jahres in Brüssel zur Diskussion gestellt. Auslöser war der Einstieg eines chinesischen Investors beim Augsburger Roboterhersteller Kuka.

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Deutschland ist das Hauptzielland für chinesische Firmenübernahmen in Europa. Im vergangenen Jahr haben Unternehmen aus der Volksrepublik ihre Investitionen in Europa von 30,1 auf knapp 86 Milliarden Euro nahezu verdreifacht und sich an 309 Firmen beteiligt oder diese übernommen, wie die Unternehmensberatung EY ermittelt hat. Das waren mehr als in den vorangegangenen vier Jahren zusammen. Mit 68 Übernahmen war Deutschland das beliebteste Investitionsziel für chinesische Firmen vor Großbritannien mit 47 Akquisitionen.

Die EY-Berater rechnen trotz zunehmenden Gegenwinds mit weiter steigendem Interesse chinesischer Firmenkäufer – auch an großen deutschen Unternehmen: „Hierzulande gibt es nach wie vor viele Übernahmeziele für chinesische Unternehmen“, sagte der EY-Übernahmeexperte Alexander Kron Ende Januar.

Die Berater vermuten, dass sowohl der geplante Austritt Großbritanniens aus der EU als auch die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA das chinesische Interesse an Europa noch steigern könnten. Einige chinesische Beteiligungsfirmen hätten ihre Pläne bereits kurzfristig geändert und Investitionsfonds in Europa aufgelegt, sagte die für das Chinageschäft zuständige Beraterin Sun Yi.

KONTEXT

Diese deutschen Firmen gehören jetzt Chinesen

Putzmeister

Der Betonpumpen-Weltmarktführer Sany Heavy Industry übernimmt im Januar 2012 das schwäbische Unternehmen für gut 320 Millionen Euro.

Kiekert

Der Pekinger Automobilzulieferer Lingyun übernimmt 2012 den Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme aus Heiligenhaus (NRW).

Schwing

Die Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG) wird im April 2012 Mehrheitseigener des westfälischen Betonpumpenherstellers. Der Verkaufspreis des Herner Unternehmens soll bei rund 300 Millionen Euro liegen.

Kion

2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

Solibro

Das insolvente Solarunternehmen Q-Cells vereinbart im Juni 2012 den Verkauf seiner Tochterfirma mit Sitz in Bitterfeld-Wolfen an die Pekinger Hanergy Holding Group.

Sunways

Der Konstanzer Photovoltaik-Konzern ging 2012 zum Schnäppchenpreis an den chinesischen Solarriesen LDK Solar. Doch 2013 und 2014 reichte Sunways jeweils einen Insolvenzantrag ein. Teile des Unternehmens wurden in der Folge an den chinesischen Solarkonzerns Shunfeng verkauft.

Tailored Blanks

Der Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel (Wisco) ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

Koki Technik Transmission Systems

Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems (Avicem) - eine Tochter der staatlichen Unternehmensgruppe Aviation Industry Corporation of China (Avic) - übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

Hilite

Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

Krauss-Maffei

Im Januar 2016 verkauft Onex den Münchener Spezialmaschinenbauer Krauss-Maffei an ein Konsortium um die staatliche National Chemical Corporation (Chemchina). Der größte Chemiekonzern des Landes zahlt 925 Millionen Euro für den traditionsreichen Hersteller von Spritzgießmaschinen für die Kunststoff- und Gummi-Verarbeitung.

EEW

Die chinesische Holding Beijing Enterprises kauft im Februar 2016 den Abfallkonzern EEW Energy from Waste aus Helmstedt für 1,438 Milliarden Euro. Verkäufer ist der schwedische Investor EQT. EEW hat nach eigenen Angaben 1050 Mitarbeiter. Die 18 Anlagen der Gruppe können jährlich rund 4,7 Millionen Tonnen Abfall zu Energie machen und umweltschonend beseitigen. Die Fabriken erzeugen Prozessdampf für Industriebetriebe, Fernwärme für Wohngebiete und Strom für umgerechnet rund 700.000 Haushalte.

Manz

Die Shanghai Electric Group steigt im Frühjahr mit Anteilen von etwa 20 Prozent bei dem angeschlagenen Maschinenbauer ein.

Kuka

Das Augsburger Unternehmen Kuka baut nicht nur Roboter, sondern ist auch Systemanbieter rund um die digital vernetzte Industrie. Der chinesische Midea-Konzern hat Kuka ein Übernahmeangebot im Umfang von 4,5 Milliarden Euro gemacht und mit dessen Hilfe knapp 95 Prozent der Kuka-Anteile übernommen.