Werbung
Deutsche Märkte schließen in 5 Stunden 14 Minuten
  • DAX

    18.812,55
    +125,95 (+0,67%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.092,79
    +38,38 (+0,76%)
     
  • Dow Jones 30

    39.387,76
    +331,36 (+0,85%)
     
  • Gold

    2.379,30
    +39,00 (+1,67%)
     
  • EUR/USD

    1,0782
    -0,0002 (-0,02%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.383,35
    +1.649,60 (+2,91%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.306,19
    -51,82 (-3,82%)
     
  • Öl (Brent)

    79,81
    +0,55 (+0,69%)
     
  • MDAX

    26.881,58
    +172,68 (+0,65%)
     
  • TecDAX

    3.405,14
    +20,84 (+0,62%)
     
  • SDAX

    14.875,76
    +93,93 (+0,64%)
     
  • Nikkei 225

    38.229,11
    +155,13 (+0,41%)
     
  • FTSE 100

    8.450,84
    +69,49 (+0,83%)
     
  • CAC 40

    8.251,93
    +64,28 (+0,78%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.346,26
    +43,46 (+0,27%)
     

E-Autos drängen in die Flotte

Für seine Firmenflotte hat Ove Petersen eine Vision: Irgendwann sollen ausschließlich Elektroautos im Dienste von GP Joule unterwegs sein. Anfang des Jahres ist der Geschäftsführer dem ehrgeizigen Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Auf einen Schlag hat Petersen 15 BMW i3 geleast. Jetzt fährt schon ein Drittel der 60 Firmenwagen mit Strom. GP Joule verdient sein Geld mit erneuerbaren Energien – als Projektierer von Kraftwerken. Petersen geht es nicht allein um Imagepflege – sondern auch um finanzielle Aspekte: „Kalkuliert man mit einem Dieselpreis von einem Euro pro Liter, fahren unsere Stromer für rund die Hälfte der Energiekosten.“

Und die monatlichen Leasingraten von knapp 300 Euro seien dank staatlicher Zuschüsse im Rahmen eines Forschungsprojekts vergleichbar mit denen konventioneller Fahrzeuge. „Langfristig holen wir auch die Kosten für unsere 18 Ladepunkte wieder rein“, sagt Petersen. Pro Stück haben sie zwischen 3500 und 4000 Euro gekostet.

So günstig wie bei GP Joule fällt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung selten aus, wenn es um E-Autos geht. Jedenfalls heute. Doch das Interesse von Flottenmanagern wächst: Gewerbliche Kunden sind der Treiber dafür, dass die Zahl der Zulassungen von Elektroautos im vergangenen Jahr um immerhin 4000 Stück zugelegt hat. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden 2015 insgesamt knapp 12.400 reine Elektroautos zugelassen. Hinzu kamen 11.000 Plug-in-Hybride, also Autos mit Benzin- und Elektromotor. Allerdings: Gemessen an den Gesamtzulassungen von 3,2 Millionen Fahrzeugen ist der Marktanteil der Stromer weiterhin gering. Sprunghaft ansteigen könnten die Zahlen durch die jüngst beschlossene Kaufprämie für E-Autos.

„Davon erhoffen wir uns einen deutlichen Schub“, sagt Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands E-Mobilität. Für reine Elektroautos sind 4000 Euro vorgesehen und für Plug-in- Hybride 3000 Euro. Die Aussicht auf ein baldiges Wachstum hat auch Leasingunternehmen auf den Plan gerufen. „Lange gab es gar keine Angebote, aber jetzt schnüren Leasingfirmen zunehmend Pakete speziell für gewerbliche E-Autos“, sagt Sigl.

WERBUNG

Zu den Vorreitern gehört die -Tochter Alphabet, die bereits mehr als 2000 Elektroautos in Firmenflotten integriert hat – gut die Hälfte davon mit staatlicher Förderung, etwa im Rahmen regionaler Pilotprojekte. Nach Einschätzung von Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing bei Alphabet Deutschland, wird der Markt aber auch ohne Förderung wachsen. „Die Nachfrage nach E-Autos für die gewerbliche Nutzung zieht an“, bemerkt ebenfalls Gunter Glück, Geschäftsleitung Vertrieb und Kundenbetreuung bei Leaseplan Deutschland. Der Anbieter rüstet sich auch abseits des Pkw-Markts für den Batterieantrieb-Trend: Seit Februar können Kunden Elektroroller leasen. Bis zu 500 Stück wolle man in diesem Jahr an den Mann bringen, sagt Glück.


Eine Frage der Einstellung

Unter den Pionieren in Sachen E-Mobilität finden sich derzeit noch auffallend viele Kommunen. Ein Grund: Die Flottenfahrzeuge werden typischerweise für innerstädtische Strecken genutzt – die noch immer eingeschränkte Reichweite vieler Stromer ist dann unproblematisch. Zudem verfügen viele Städte bereits über Ladestrukturen, so dass diese Investition für sie entfällt. „Mit solchen Voraussetzungen können E-Autos wirtschaftlicher betrieben werden als Benziner und Diesel“, sagt Glück. Auf Einsparungen hofft langfristig auch die Stadt Frankfurt, die im Februar 35 E-Autos angeschafft hat. Das Ordnungsamt wird sie bei der Lebensmittelkontrolle einsetzen, die Stadtpolizei bei Verkehrskontrollen und das Umweltamt für die Abfall- und Abwasserüberwachung. Gegenüber vergleichbaren Benzinern oder Dieselfahrzeugen betrugen die Mehrkosten bei der Anschaffung 200.000 Euro.

„Wir rechnen aber mit niedrigeren Betriebskosten als bei Autos mit fossilen Brennstoffen“, sagt Ansgar Roese, Leiter des städtischen Kompetenzzentrums Logistik und Mobilität. Als Gründe nennt er niedrigere Wartungskosten und einen geringeren Verschleiß. Wann diese Vorteile sich auszahlen, weiß die Stadt noch nicht. „Da noch keine aktuellen Zahlen vorliegen, können wir hierzu noch keine endgültige Abschätzung vornehmen“, erklärt Roese. Ob die Betriebskosten der E-Autos angesichts der niedrigen Ölpreise tatsächlich geringer sind, ist strittig.

So hat das dänische Verkehrsministerium kürzlich errechnet, dass für elektrisch betriebene Kleinwagen bei einem Kilowattstundenpreis von 28 Cent Energiekosten von gut fünf Euro pro hundert Kilometer entstehen. Das ist etwa so viel wie bei einem Dieselfahrzeug, das mit Kraftstoff zu einem Preis von einem Euro pro Liter betankt wird.

Kann die Verkehrswende der ernüchternden Kostenbilanz zum Trotz dennoch gelingen? Alphabet-Manager Beltermann ist optimistisch: „Viele Unternehmen, die sich für Elektromobilität entscheiden, tun dies aus dem Nachhaltigkeitsgedanken heraus. Diese Haltung werden auch Spritpreise nicht beeinflussen.“

KONTEXT

Kaufanreize für E-Autos in anderen Ländern

China

Dank staatlicher Subventionen beim Kauf eines E-Autos ist das Reich der Mitte 2015 zum größten Markt für Elektrofahrzeuge aufgestiegen. Etwa 188.000 Wagen wurden abgesetzt. Das ist im Vergleich zum Gesamtmarkt - mit jährlich mehr als 20 Millionen Autos - zwar noch verschwindend wenig. Doch Peking hat zuletzt noch einmal unterstrichen, dass die grüne Revolution im Eiltempo voranschreiten soll: 12.000 neue Ladestationen und 4,8 Millionen Ladesäulen sollen laut einer neuen Verordnung bis 2020 landesweit aufgestellt werden. Die Zahl der E-Autos soll bis dahin auf fünf Millionen steigen. China hofft durch einen höheren Anteil von Elektroautos, auch die Smog-Probleme in den Großstädten des Landes in den Griff zu kriegen.

USA

Obwohl es nicht zuletzt dank dem Branchenpionier Tesla mit seinem schillernden Chef Elon Musk einen Hype um Elektroautos gibt, sind die USA von einer E-Revolution meilenweit entfernt. Bislang fristen die Fahrzeuge ein Nischendasein. 2015 hatten nur 0,3 Prozent der knapp 17,5 Millionen verkauften Neuwagen einen E-Antrieb. Zuletzt dämpfte der billige Sprit die Nachfrage noch zusätzlich. Dabei werden E-Autos auch in den USA gefördert. So soll der Kaufpreis für den Chevrolet Bolt EV bei gut 37.000 Dollar liegen, nach Abzug staatlicher Vergünstigungen aber auf etwa 30.000 Dollar sinken.

Großbritannien

Wer sich in Großbritannien für ein Elektroauto entscheidet, kann seit 2011 bis zu 5000 Pfund (6618 Euro) vom Staat als Zuschuss bekommen. Außerdem sind Elektroautos steuerfrei. Bis 2020 will die Regierung fast eine Milliarde Pfund an Fördergeldern beisteuern, damit mehr Elektroautos fahren.

Frankreich

Hersteller können bei Elektroautos und Hybridvarianten seit Jahren eine breite Palette von Fahrzeugen anbieten. 2015 lag der Anteil von reinen E-Autos an den Neuzulassungen aber nur bei unter einem Prozent. In Frankreich gibt es daher einen Bonus von 10.000 Euro für Kunden, die ein mehr als 10 Jahre altes Dieselauto gegen ein Elektro-Auto tauschen.

Norwegen

In Norwegen boomt der Verkauf von Elektrofahrzeugen nach wie vor. Im vergangenen Jahr waren 17 Prozent der neu zugelassenen Autos elektrisch. Zu verdanken ist das vor allem Steuervorteilen. Bei der Anschaffung eines Elektrofahrzeuges zahlt man in Norwegen keine Mehrwertsteuer. Außerdem entfallen die Kfz-Steuer und die Abgasabgaben. Parken auf kommunalen Parkplätzen ist kostenlos, das Aufladen dort ebenso und man darf die Busspuren benutzen.