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Douglas-Chefin fällt auf unbestimmte Zeit aus – Führungsetage muss sich neu ordnen

Nach einer Not-OP muss Tina Müller in Reha. Die Beförderung von Digitalchefin Vanessa Stützle in die Geschäftsführung wird vorgezogen – in einer heiklen Phase.

Die Nachricht traf das Unternehmen unerwartet. In der vergangenen Woche erst hatte Douglas-Chefin Tina Müller nach sechs Wochen Homeoffice die vorsichtige Rückkehr in die Firmenzentrale in Düsseldorf eingeleitet, postete Fotos der Begrüßungstütchen mit Schutzmasken und Desinfektionsmittel auf Twitter. Dann der Schock: Müller muss plötzlich ins Krankenhaus, eine Notoperation folgt. Die Chefin fällt für unbestimmte Zeit aus. Insider rechnen bereits mit zwei Monaten Reha.

Zumindest eine Übergangslösung ist schnell gefunden. Die ohnehin geplante Beförderung von Digitalchefin Vanessa Stützle in die Geschäftsführung wird vorgezogen. Zusammen mit Finanzchef Matthias Born, der auch erst seit 2019 im Amt ist, soll sie bis zu Müllers Rückkehr die Parfümeriekette leiten.

Aufsichtsratschef Henning Kreke lobt die neue Geschäftsführerin als „erfolgreiche Top-Kraft“ und betont, dass gerade die Coronakrise zeige, welche strategische Bedeutung der von Stützle verantwortete E-Commerce-Bereich für das Unternehmen bekommen hat. Unter ihrer Leitung ist das Onlinegeschäft in den vergangenen zwei Jahren um 50 Prozent gewachsen.

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Stützle selbst hat bereits am vergangenen Freitag erfahren, dass sie ihre Chefin vorübergehend vertreten soll. „Ich habe dem Aufsichtsrat gesagt, dass ich diese Herausforderung gerne annehme“, sagt sie. Besonders gefreut habe sie, dass Müller sie am Montagabend persönlich angerufen und zu ihrer Beförderung gratuliert habe.

Trotzdem bedeute der plötzliche Ausfall von Müller für das Unternehmen eine große Verunsicherung, prophezeit Katja Nagel, Geschäftsführerin der Beratung Cetacea. Sie hat sich auf die Begleitung von Unternehmen in solchen Ausnahmesituationen spezialisiert.

Mutterkonzern CVC belastet Douglas

„Wenn die Chefin länger abwesend ist, bekommt die Situation eine ganz andere Tragweite, dann wird von den Vertretern erwartet, dass sie stärker eigene Akzente setzen – dann wird aus der Vertretung eine Nachfolge.“ Klar ist: Durch Müllers krankheitsbedingten Ausfall fehlt der Parfümeriekette in einer besonders heiklen Zeit die Spitzenkraft.

Der Haupteigentümer, das britische Private-Equity-Haus CVC, hat dem Unternehmen hohe Schulden aufgebürdet, die sich mittlerweile auf knapp zwei Milliarden belaufen. Viele der europaweit 2400 Douglas-Filialen sind coronabedingt noch geschlossen, die bereits geöffneten haben meist noch nicht zu alten Umsätzen zurückgefunden. Die für Herbst anvisierte Rückkehr an die Börse ist verschoben.

Müller ist nach nur zweieinhalb Jahren im Amt bereits die Seele des Unternehmens geworden, omnipräsent verändert sie auch die interne Kultur. Und obwohl sie den Ausbau des E-Commerce zur wichtigsten Douglas-Aufgabe erklärt hat, stürzte sie sich mit gleichem Verve in den Umbau der Filialen und die Entwicklung neuer Shopkonzepte.

Stützle dagegen hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihr die Läden eher weniger am Herzen liegen. Die Digitalisierung des Handels ist ihre „große Passion“, wie sie immer wieder betont. Schon nach ihrem BWL-Studium in Köln war ihr klar, dass das ihre Berufsrichtung ist.

Bei ihren bisherigen Arbeitgebern, den Modegrößen S. Oliver und Esprit, hatte die 42-Jährige ebenfalls den E-Commerce geleitet. Und auch bei Douglas, wo sie vor drei Jahren hochschwanger zum Vorstellungsgespräch erschien, bewarb sie sich explizit für den Digitalbereich.

Die akuteste Baustelle hat zwar ihr Geschäftsführungskollege Matthias Born. Er muss sehen, wie er mit den Schulden umgeht, die bereits das 5,4-fache des operativen Gewinns (Ebitda) ausmachen. Haupteigentümer CVC hält 85 Prozent der Anteile, der Rest liegt bei der Familie von Aufsichtsratschef Kreke.

Dafür muss Stützle sich nun um das komplette operative Geschäft kümmern – also auch des stationären, von dem längst noch nicht klar ist, wie viele Filialen die Coronkrise wirklich überleben können. Die Kunden würden Händler bevorzugen, „die auf beiden Kanälen stark präsent sind“, sagte Tina Müller erst vor wenigen Wochen dem Handelsblatt. Aber jetzt fällt sie erst mal aus.