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Wie die CDU den Ärztemangel auf dem Land abwenden will

Corona zeigt die Bedeutung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung. Auf dem Land zeichnen sich aber Engpässe ab. Die Politik will gegensteuern.

Die medizinische Versorgung ist in Deutschland in der Breite gesichert – das hat auch die Herausforderung des neuartigen Coronavirus in den vergangenen Monaten gezeigt. Allerdings fehlen sowohl in den Krankenhäusern als auch im ambulanten Bereich zunehmend Ärzte.

Vor allem in ländlichen Regionen finden Praxisinhaber immer schwerer einen Nachfolger. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, wenn viele Mediziner in den Ruhestand gehen.

Die CDU hat nun ein Maßnahmenpaket vorgelegt, mit dem eine Gesundheitswüste auf dem Land verhindert werden soll. In dem Eckpunktepapier fordert die Partei unter anderem, die Medizinerausbildung auszuweiten und zusätzliche finanzielle Anreize für Landärzte zu setzen. Außerdem müssten telemedizinische Angebote geschaffen sowie die Versorgung in Kliniken und Arztpraxen besser verzahnt werden, heißt es in dem Papier, das dem Handelsblatt vorliegt.

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Das Gesundheitssystem muss in der Pandemie einen außerordentlichen Stresstest bestehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nennt die niedergelassenen Ärzte dabei den „erster Schutzwall“. Neun von zehn Corona-Patienten werden ambulant behandelt. „Die ambulante Versorgung in den Praxen ist für mildere Fälle in der Pandemie unglaublich wichtig“, sagte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak dem Handelsblatt.

Während in vielen Ländern Covid-Patienten sofort in die Kliniken laufen würden, seien die niedergelassenen Ärzte in Deutschland „ein Bollwerk gegen die Überfüllung der Krankenhäuser“.

Doch dieses Bollwerk beginnt zumindest auf dem Land zu bröckeln. Der drohende Ärztemangel hat mehrere Ursachen. Immer mehr niedergelassene Mediziner stehen vor dem Ruhestand. Das Durchschnittsalter beträgt nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) rund 54 Jahre. In Nordrhein-Westfalen hat mehr als ein Drittel der niedergelassenen Hausärzte das 60. Lebensjahr überschritten.

Zugleich setzt der Ärztenachwuchs andere Prioritäten. Die Bereitschaft, abseits der Ballungszentren eine Praxis zu gründen oder zu übernehmen, sinkt. Außerdem zeigen Befragungen der KBV, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch bei Ärzten eine immer größere Rolle spielt. Der Trend geht zu Angestelltenverhältnis und Teilzeitbeschäftigung.

Medizin-Studienplätze an Bewerber, die auch in unterversorgten Regionen arbeiten wollen

Das Paradox der medizinischen Versorgung in Deutschland: Es gibt immer mehr ausgebildete Ärzte, aber tendenziell weniger ärztliche Arbeitsstunden. „Eine flächendeckende medizinische Versorgung ist für gute Lebensqualität im ländlichen Raum unabdingbar“, sagt Ziemiak. „Der Landarzt darf nicht nur im Fernsehen kommen.“

Das Positionspapier aus dem CDU-Fachausschuss „Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land“ stellt die wohnortnahe medizinische Versorgung in den Mittelpunkt. Mittelfristig müssten 5000 Medizinstudienplätze zusätzlich in Deutschland geschaffen werden, junge Ärzte mit einer besseren Vergütung in ländliche Gebiete gelockt werden.

Außerdem sollten Studienplätze bevorzugt an jene Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach der Ausbildung in unterversorgten Regionen zu arbeiten. Die Gründung von Praxen in diesen Gebieten sollte finanziell unterstützt werden.

„Mit mehr Studienplätzen allein ist es nicht getan“, sagt die Vorsitzende des Fachausschusses, die Landtagsabgeordnete Christina Schulze Föcking aus Nordrhein-Westfalen. So wird in dem Papier auch eine bessere Planung der Kassenarztsitze angemahnt, um die Überversorgung in Ballungsgebieten abzubauen. In strukturschwachen Regionen müssten sich Krankenhäuser stärker für die ambulante Versorgung öffnen. Weitere Möglichkeiten seien Online-Sprechstunden und Bürgerbusse zur nächstgelegenen Arztpraxis.

Die Bundesregierung weist in ihrem am Mittwoch vorgestellten Bericht zur Entwicklung der ländlichen Räume darauf hin, dass Notfallpatienten auf dem Land oft einen weiten Weg bis zur nächsten Klinik zurücklegen müssten. Krankenhäuser seien in rund 100 der knapp 300 Landkreise mit dem Auto im Mittel erst in 20 bis 30 Minuten zu erreichen. Zudem hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen Schwierigkeiten, frei werdende Arztsitze auf dem Land zeitnah zu besetzen.

Auch beim Rettungsdienst gibt es Probleme auf dem Land

Auch die Verfügbarkeit des Rettungsdiensts sei dort oft schlechter als in Städten. Das ist nicht nur in der Corona-Pandemie ein Problem, sondern auch wegen des steigenden Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung.

Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung lebt in Mittel- und Kleinstädten sowie Dörfern in ländlichen Regionen, allein 42 Prozent aller Menschen in Kommunen mit bis zu 20.000 Einwohnern und weitere 27 Prozent in Städten mit bis zu 100.000 Einwohnern. Rund 90 Prozent der Fläche Deutschlands sind ländlich geprägt. Viele Regionen sind jedoch, anders als große Städte und Ballungsräume, von Abwanderung geprägt, von Strukturwandel, fehlenden Arbeitsplätzen und Defiziten in der Grundversorgung.

Es gehe nicht um gleiche, aber um gleichwertige Lebensverhältnisse, stellten die Bundesminister Julia Klöckner (CDU) und Horst Seehofer (CSU) bei der Vorstellung des Berichts fest. Da seien viele ländliche Regionen im Rückstand.

Wie ist es um die Erreichbarkeit von Ärzten bestellt, wo ist die nächste Kita, die nächste Schule, der nächste Supermarkt: „Das sind zentrale Fragen, ob Menschen im ländlichen Raum leben wollen“, sagte Agrarministerin Klöckner.

Dem Bericht zufolge ist der Rückstand ländlicher Gebiete beim Internetzugang besonders groß. Und ohne schnelle Datenleitungen dürfte es hier auch die Telemedizin schwer haben.