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Bertelsmann-Chef Rabe lässt RTL und Gruner + Jahr zusammenrücken

Der Fernsehkonzern und das Verlagshaus leiden beide unter einer Anzeigenflaute. Bertelsmann-CEO Thomas Rabe hält sich auch einen Zusammenschluss offen.

„Bertelsmann muss eigene Antworten finden auf den Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen.“ Foto: dpa
„Bertelsmann muss eigene Antworten finden auf den Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen.“ Foto: dpa

Bertelsmann, Deutschlands größtes Medienkonzern, strebt eine engere Zusammenarbeit seiner beiden Töchter Mediengruppe RTL Deutschland und Gruner + Jahr an. Dabei wolle man die „Entwicklung einer gemeinsamen Wachstumsstrategie“ ausloten, wie es intern heißt. „Bertelsmann muss eigene Antworten finden auf den Wettbewerb mit den globalen Tech-Plattformen“, sagte Vorstandschef Thomas Rabe am Mittwoch in einem im Intranet veröffentlichten Video.

Beide Unternehmen haben Workshops mit Topmanagern initiiert, die die verschiedenen Möglichkeiten prüfen sollen. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem Handelsblatt vorliegen. Am Mittwochmittag wurden die Mitarbeiter beider Gesellschaften über diesen strategisch wichtigen Schritt informiert.

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Eine engere Verzahnung könnte am Ende auch eine Zusammenlegung der beiden in der Coronakrise unter Druck geratenen Unternehmen beinhalten. „Wir stehen am Beginn eines ergebnisoffenen Prozesses, in dem es keine Vorfestlegungen, aber auch keine Denkverbote gibt. Wichtig ist, dass wir gemeinsame Potenziale erschließen und noch mehr Wachstum ermöglichen“, sagte Rabe. „Die dafür erforderlichen Mittel stehen bereit.“ Zu möglichen Einsparungen äußerte er sich nicht.

Ende Januar hatte Bertelsmann Rabes Vertrag vorzeitig um fünf weitere Jahre bis Ende 2026 verlängert. Der 55-Jährige ist seit 2012 Vorstandsvorsitzender des Gütersloher Medienkonzerns, der 2019 einen Jahresumsatz von 18 Milliarden Euro erzielte.

Zu Beginn seiner ersten Amtszeit hatte er eine Agenda vorgestellt, die sich auf die Pfeiler Digitalisierung, Internationalisierung und Wachstum stützt. Nun scheint sich ein neues, wichtiges Projekt anzubahnen: das Heben von Synergien innerhalb der Bertelsmann-Töchter.

Seit 2019 ist Rabe in Personalunion auch Vorstandschef der RTL Group („RTL“, „Vox“, N-TV“). Das TV-Unternehmen leidet in der Coronakrise unter dem Rückgang der Werbeeinnahmen und erlitt herbe Einbußen bei Umsatz und Gewinn. So sank der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 um 16,4 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro.

Ähnlich sieht es bei der deutlichen kleineren Unternehmenstochter Gruner + Jahr aus. Das Verlagshaus („Stern“, „Brigitte“, „Barbara“) verzeichnete im ersten Halbjahr 2020 deutliche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis. Der Halbjahresumsatz sank von 677 Millionen auf 524 Millionen Euro.

Umstrukturierung bei Gruner + Jahr

Fraglich ist, welche Rolle der deutlich kleinere Partner künftig in der Verzahnung mit RTL spielen wird. Seit 2013 ist Julia Jäkel Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr. Sie hat das Unternehmen stark umgebaut – und doch nicht verhindern können, dass sich der Umsatz während ihrer Amtszeit halbiert hat.

Ende Januar kam der jüngste Schritt in der fortwährenden Umstrukturierung des Verlagshauses: Die Berichterstattung über Politik und Wirtschaft für die Medien „Stern“, „Capital“ und „Business Punk“ wird im Berliner Hauptstadtbüro gebündelt.

Eines scheint klar zu sein: Werbefinanzierte Geschäftsmodelle stehen besonders in der Corona-Pandemie unter Druck. Rabe treibt daher als RTL-Chef die Entwicklung des eigenen Streamingdienstes „TV Now“ voran.

Im November hatte RTL-Deutschlandchef Bernd Reichart eine Kooperation mit der Deutschen Telekom vorgestellt. Damit soll der Streamingdienst in einige Tarife der Telekom integriert werden – und die Zahl der Nutzer gleichsam von einer Million auf fünf Millionen steigen.

Im Wettbewerb mit Tech-Konzernen wie Facebook und Google

Bertelsmann strebt im Mediengeschäft in den jeweiligen Ländern eine Marktführerschaft an, um im globalen Wettbewerb gegen Tech-Konzerne wie Facebook, Google und Co. zu bestehen. „Allein und auf sich gestellt werden unsere Geschäfte in diesem Wettbewerb langfristig kaum bestehen“, sagte Rabe. „Unsere Antwort heißt daher: mehr Zusammenarbeit, um an Größe, Ressourcen und Kompetenz zu gewinnen.“

RTL und Gruner + Jahr arbeiten sowohl bei der Werbevermarktung als auch bei der Verteilung der Inhalte zusammen. 2016 führten sie den Werbeverbund Ad Alliance ein, dem inzwischen weitere Mitglieder wie Media Impact, der Vermarkter von Axel Springer, beigetreten sind. Die Ad Alliance gilt konzernintern als Vorbild für Kooperationen.

Nach diesem Vorbild folgte 2019 die Content Alliance, in der die Bertelsmann-Töchter ihre Inhalte teilen und auf verschiedenen Medienkanälen verteilen. Zu dem Inhalteverbund gehören neben RTL und Gruner + Jahr auch die Musikfirma BMG, die Buchgruppe Penguin Random House und die Produktionssparte Ufa. In Deutschland investiert Bertelsmann jährlich rund zwei Milliarden Euro in Inhalte, weltweit sind es mehr als fünf Milliarden Euro.

RTL und Gruner + Jahr, die Gründungsmitglieder beider Bertelsmann-Allianzen sind, arbeiten auch auf bilateraler Ebene zusammen. So tauschen der „Stern“ und die Nachrichtenmagazine der Mediengruppe RTL Geschichten aus, und auch „Gala“ und „RTL Exclusiv“ kooperieren. RTL-Moderatorin Frauke Ludowig schreibt beispielsweise das Editorial der Klatschzeitschrift. Diese Kooperationen sollen nun noch verstärkt werden.