Werbung
Deutsche Märkte schließen in 6 Stunden 15 Minuten
  • DAX

    18.280,01
    +104,80 (+0,58%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.982,33
    +25,37 (+0,51%)
     
  • Dow Jones 30

    38.852,27
    +176,59 (+0,46%)
     
  • Gold

    2.323,90
    -7,30 (-0,31%)
     
  • EUR/USD

    1,0765
    -0,0008 (-0,08%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.666,36
    -918,54 (-1,52%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.332,59
    -32,54 (-2,38%)
     
  • Öl (Brent)

    78,57
    +0,09 (+0,11%)
     
  • MDAX

    26.556,09
    -11,35 (-0,04%)
     
  • TecDAX

    3.322,59
    +30,85 (+0,94%)
     
  • SDAX

    14.698,10
    +175,52 (+1,21%)
     
  • Nikkei 225

    38.835,10
    +599,03 (+1,57%)
     
  • FTSE 100

    8.298,19
    +84,70 (+1,03%)
     
  • CAC 40

    8.020,89
    +24,25 (+0,30%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.349,25
    +192,92 (+1,19%)
     

Börsianer in Alarmbereitschaft

Je näher die US-Präsidentschaftswahlen am 8. November rücken, desto nervöser werden die Investoren. In der vergangenen Woche schloss der Dax an keinem einzigen Tag im Plus und verlor unter dem Strich rund vier Prozent, der höchste Verlust seit einem Dreivierteljähr. Mit 10.212 Punkten erreichte das wichtigste deutsche Börsenbarometer dabei am Freitag zeitweise den niedrigsten Stand seit fünf Wochen – und erholte sich später leicht. Noch könne von Angst oder gar Panik keine Rede sein, meint Elmar Völkel, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Doch das könnte sich schnell ändern, wenn der tatsächlich der 45. Präsident der Vereinigten Staaten werden würde.

Trumps Aussichten hatten sich zuletzt wieder verbessert. Führende US-Ökonomen bezeichnen den Republikaner als „gefährlich und destruktiv“. Trump gilt als unberechenbar, seine politischen und wirtschaftlichen Pläne sind schwer zu durchschauen. „Ein Wahlsieg Donald Trumps würde den Dax wohl ähnlich stark belasten wie das Brexit-Votum im Juni“, meint Andreas Hürkamp, Aktienstratege bei der Commerzbank. Am Tag nach dem Votum der Briten gegen die Europäische Union war der Dax am 24. Juni gleich zur Eröffnung um rund zehn Prozent eingebrochen, danach ging es noch einige Tage holprig weiter bis der Dax schließlich ab dem 6. Juli zur Erholung ansetzte.

Noch hätten die Märkte keinen Trump-Sieg eingepreist, meint auch Mark Burgess, Aktienchef beim Fondshaus Columbia Threadneedle. Dies hält er für ein Risiko, falls „das Unerwartete doch eintritt". Auch Manfred Bucher, Aktienstratege bei der BayernLB, rechnet zumindest kurzfristig mit erhöhter Risikofurcht und entsprechend schwächeren Aktienmärkten, falls Trump sich gegen seine demokratische Rivalin durchsetzen sollte. Dabei dürften laut Bucher der Dax als sehr konjunktursensitiver Index und der von der globalen Risikostimmung abhängige japanische Nikkei 225 Index sogar stärker leiden als der breite US-Aktienmarkt gemessen am S&P 500. Das würde sich dadurch verstärken, dass der Dollar bei einem Trump-Sieg gegenüber dem Euro und dem Yen abwerten dürfte. Genau dies würde zusätzlichen Druck auf den Dax und den Nikkei 225 ausüben.

Doch was ist, wenn sich Clinton durchsetzt? Besser für die Börse wäre es, doch viele Strategen glauben dann zwar an zunächst steigende Kurse, aber nicht an die ganz große Erleichterungsrally. „Problematisch wäre zudem ein sehr knappes Ergebnis, dass dann gegebenenfalls vom Trump-Lager angegriffen wird und zu einer Phase der Unsicherheit führt“, meint Bucher. Und auch für Columbia Threadneedle wird selbst der beste Ausgang für die Börsen - eine Präsidentin Clinton bei gleichzeitiger Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus – an den Börsen lediglich „neutral bis leicht positiv aufgenommen“. Der beste Ausgang wäre dieses Ergebnis für die Börsen laut Threadneedle, weil zum einen die von Clinton als Präsidentin zu erwartenden schärferen Regulierungen nur in abgeschwächter Form durchsetzbar wären.

WERBUNG


Wetzt die Fed die Zinsmesser?

Vom Ausgang der US-Wahl hängt für Börsianer auch noch ein weiteres wichtiges Thema ab: Die nächste US-Zinserhöhung. Ökonomen sind sich nicht einig, wie es damit weitergeht. „Wenn die Wahl gewinnt wird die US-Notenbank die Zinsmesser wetzen“, meint Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank in Liechtenstein. Wenn sie sich dagegen durchsetzt, glaubt er, dass die US-Notenbank nicht agieren wird. Bernd Krampen von der ist ebenfalls skeptisch: Zwar könnte die Federal Reserve sowohl mit Clinton als auch mit Trump weiter zu einer Zinsanhebung neigen, dies dürfte aber wohl nur gelten, wenn es nicht zu größeren Marktturbulenzen in den nächsten Wochen kommt. Im Falle von Marktverwerfungen schließt Krampen dagegen ein weiteres Abwarten der Notenbank nicht aus. Bei ihrer Sitzung in der vergangenen Woche hatten sich nach Ansicht der Fed die Argumente für eine Zinserhöhung verstärkt.

Für Völker von der LBBW dürfte die Fed dagegen unabhängig vom Wahlausgang auf Zinserhöhungskurs bleiben – zumal der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht sich weiter robust zeigte. Die Zahl der neugeschaffenen Stellen im Oktober fiel zwar mit 161.000 etwas geringer aus als erwartet, doch dafür sank die Arbeitslosenquote auf 4,9 Prozent und der Anstieg der Stundenlöhne von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr lag über den Erwartungen. Hürden für eine Zinserhöhung der Fed im Dezember bot der Arbeitsmarkt für Ralf Umlauf, Analyst bei der Helaba, nicht.

Vor dem Hintergrund der US-Zinspolitik dürften Investoren deshalb in der nächsten Woche zumindest am Rande auch auf den am Freitag anstehenden nationalen Konsumklimaindex der Universität Michigan schauen. Im Oktober hatte sich die Kauflaune der US-Konsumenten überraschend eingetrübt und war auf den niedrigsten Wert seit September 2015 gefallen. Sonderlich marktbewegende Konjunkturdaten aus Deutschland stehen in der kommenden Woche nicht an.

Dafür hagelt es Quartalszahlen. Besonders gespannt achten Investoren auf die Jahresabschlusszahlen – der Konzern hat ein gebrochenes Geschäftsjahr – von Siemens am Donnerstag. Vorstandschef Joe Kaeser hat seine Gewinnprognose im Jahresverlauf bereits zweimal erhöht. Investoren hoffen, dass der dank Zukäufe zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder die Umsatzmarke von 80 Milliarden Euro knacken konnte. Ebenfalls am Donnerstag präsentieren Continental und Deutsche Telekom Quartalszahlen. Am Freitag folgt die Allianz. Zuvor berichten am Dienstag Deutsche Post und Henkel und am Mittwoch Munich Re, Eon und Heidelberg Cement.

KONTEXT

Die besten Anlagen im ersten Halbjahr 2016

Aktien USA

Zu Jahresbeginn ging es auch für die großen US-Aktienindizes kräftig nach unten, später erholten sich die Börsen jedoch - anders als in Europa wieder deutlich - und steuerten sogar auf neue Jahreshochs zu. Der Brexit verhagelte auch US-Anlegern die Stimmung. Dennoch liegt Leitindex Dow Jones auf Halbjahressicht 2,9 Prozent im Plus. Für Euro-Anleger ist der Gewinn etwas geringer, aus 100.000 investierten Euro wurden für sie aber immerhin 100.720 Euro.

Aktien Schwellenländer

Die Aktien der Schwellenländer haben sich insgesamt von ihrem Absturz des vergangenen Jahres erholt als der MSCI Index für Emerging Markets noch um 16 Prozent abgestürzt war. Im ersten Halbjahr 2016 legte der auf Dollar lautende Index gut fünf Prozent zu. In Euro gerechnet blieb ein Plus von 3,07 Prozent - aus 100.000 Euro machten Anleger 103.070 Euro.

US-Staatsanleihen

Die Unsicherheit der Investoren hat US-Staatsanleihen Zulauf beschwert Dazu kommt, dass Investoren inzwischen nicht mehr daran glauben, dass die US-Notenbank Fed ihren im Dezember vergangenen Jahres ganz vorsichtig eingeleiteten Zyklus der Leitzinserhöhungen fortsetzt. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in US-Staatsanleihen gesteckt hat, hat jetzt 103.320 Euro.

Euro-Unternehmensanleihen

Seit Juni kauft die Europäische Zentralbank (EZB) Euro-Anleihen von Unternehmen abseits der Bankbranche mit guter Bonität. Die Käufe beziehungsweise schon vorher die Erwartung der EZB als neuen großen Investor trieben die Kurse. Gemessen am Index der Bank of America Merrill Lynch verdienten Anleger mit den Firmenbonds 5.350 Euro, wenn sie im Januar 100.000 Euro investierten.

Deutsche Staatsanleihen

Bundesanleihen sorgten im ersten Halbjahr für viel Aufsehen. Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank, die Niedrigzinsen und die Unsicherheit der Anleger über die wirtschaftliche Entwicklung bescherten den deutschen Staatsanleihen regen Zulauf. Selbst die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe rentiert im Minus, am Tag nach dem Brexit-Entscheid fiel sie auf bis zu minus 0,17 Prozent. Für Anleger, die gleich zu Jahresbeginn 100.000 Euro in deutsche Staatsanleihen investierten machten damit Gewinn aus den minimalen Zinsen und den deutlichen Kurssteigerungen von 6.800 Euro.

Anleihen Schwellenländer

Die Anleihen der Schwellenländer haben sich kräftig erholt. Das liegt auch daran, dass die US-Zinswende stockt und die Renditen der US-Staatsanleihen so deutlich gefallen sind. Außerdem haben sich die Fundamentaldaten in vielen Emerging Markets verbessert. Euro-Anleger machten mit auf Dollar lautenden Staatsanleihen gemessen am Index von JP Morgan einen Gewinn von 10.160 Euro, wenn sie am Jahresanfang 100.000 Euro investierten.

Gold

Gold glänzte nach einer fünfjährigen Talfahrt wieder. Zum einen sorgte die Unsicherheit der Anleger mit Blick auf die Weltwirtschaft für die Flucht in die Krisenwährung Gold. Zum anderen machen die Negativrenditen vieler Staatsanleihen in der Euro-Zone und in Japan Gold als Anlage erneut attraktiver. Allein im Juni stieg der Goldpreis um 8,5 Prozent. So stark ist er in einem Juni zuletzt im Jahr 1980 gestiegen. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in Gold investierte hat nach einem halben Jahr 122.860 Euro.

Öl

Der Ölpreis fiel zwar bis Ende Januar auf ein Zwölfjahrestief von rund 27 Dollar, setzte dann aber zu einer Rally an und kostet aktuell rund 50 Dollar. "Das liegt vor allem, dass die USA deutlich weniger Öl produzieren", erklärt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. In Euro gerechnet wurden aus 100.000 am Ölmarkt investierten Euro auf 130.450 Euro.

Sojabohnen

Auftrieb gab es auch bei vielen Agrarrohstoffen, die ebenfalls ihre jahrelange Talfahrt stoppten. Hauptgründe dafür waren Dürren und extreme Wetterlagen, die teils die Ernte bedrohen. Allen voran stieg der in Dollar notierte Preis für Sojabohnen um fast 35 Prozent. Aus 100.000 in den Agrarrohstoff investierten Euro wurden so im ersten Halbjahr 131.800 Euro.

Aktien Peru

Die Börse in Peru ist als Überraschungsaufsteiger weit nach vorne gerückt, nachdem die Kurse zuvor fast vier Jahre stetig gefallen waren. Aus 100.000 an der Börse in Lima investierten Euro wurden in diesem Jahr bislang 142.990 Euro. Die US-Bank Goldman Sachs sieht Peru "makrookönomisch in optimaler Verfassung" mit zunehmenden Wirtschaftswachstum und sinkender Inflation. Allerdings sind die Umsätze an der Börse gering, und dort sind nur wenige Werte notiert.

Aktien Brasilien

Der brasilianische Bovespa-Index legte in den ersten sechs Monaten des Jahres zweistellig zu, nachdem er im Januar noch auf ein Siebenjahrestief gefallen war. Da auch der zuvor unter die Räder gekommene Real deutlich aufwertete machten Anleger die 100.000 Euro in Brasiliens Leitindex investiert haben, daraus im ersten Halbjahr 143.420 Euro. Besser schnitt keine andere Anlage ab. Dabei setzen Anleger nach der Ablösung von Präsidentin Dilma Rousseff auf ein Ende des politischen Stillstands und auf Reformen. Aber: Brasilien steckt nach wie vor in der Rezession, als wirtschaftlich gerechtfertigt, gilt der Börsenaufschwung in dieser Form nicht.

Schlussstand für alle Werte: 30.06.2016, Angaben ohne Transaktionskosten