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Asbeck kauft seine Pleite-Fabriken

Frank Asbeck, Gründer und Chef von Solarworld, kauft die beiden deutschen Fabriken des insolventen Photovoltaikkonzerns sowie mehrere Tochtergesellschaften im Ausland. Das Kapital für den Deal kommt aus Katar.

Der Kaufvertrag steht: Ökopionier Frank Asbeck übernimmt gemeinsam mit Partnern aus Katar die beiden deutschen Fabriken des insolventen Photovoltaikkonzerns Solarworld. Insolvenzverwalter Horst Piepenburg teilte am Dienstag mit, er habe einen Kauf- und Übertretungsvertrag mit der Solarworld Industries GmbH als Käuferin abgeschlossen. Hinter der Gesellschaft steckt laut Handelsregister der Gründer und Chef von Solarworld. Er hatte diese neue Solarworld erst Ende Juli gegründet mit dem Ziel, Solarmodule und artverwandte Produkte herzustellen und zu vertreiben.

Wie schon einmal unterstützen Asbeck bei dieser Teilrettung von Solarworld Investoren aus Katar. Dabei handelt es sich nach Informationen des Handelsblatts aus Unternehmens- und Finanzkreisen um die Qatar Foundation, die über die Firma Qatar Solar bereits mit 29 Prozent an Solarworld beteiligt war. Als Solarworld 2013 schon einmal vor der Pleite stand, wurden die Katarer Großaktionär bei dem Ökokonzern. Nun stehen sie erneut als Retter im Hintergrund parat.

Insolvenzverwalter Piepenburg wies allerdings darauf hin, dass die Vereinbarung mit dem Käufer noch unter Vorbehalt stünde. So muss die Übernahme der beiden deutschen Produktionsstätten von Solarworld in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) noch auf einer außerordentlichen Gläubigerversammlung abgesegnet werden, die am Freitag stattfinden soll. Neben den beiden Fabriken kauft Asbeck auch die Gesellschaftsanteile von Solarworld in Afrika, Asien, Japan und Frankreich.

Der Kaufpreis besteht laut Insolvenzverwalter im Wesentlichen in der Ablösung von Verbindlichkeiten, die mit Sicherungsrechten von Gläubigern beleget sind. Laut Konzernabschluss von Solarworld im Jahr 2016 handelt sich bei diesen Sicherheiten insbesondere um ein Darlehen von Qatar Solar, bei dem noch 50 Millionen Euro an Forderungen offen waren sowie die beiden Anleihen, die Solarworld begeben hat. Die Anleihegläubiger hatten Ende 2016 noch Forderungen in der Höhe von 178 Millionen Euro offen.

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Mit dem Deal sollen 475 Mitarbeiter der vormals 1850 Mitarbeiter in Deutschland ihren Job behalten. Während die besicherten Gläubiger von Solarworld darauf hoffen können, aus den Erlösen des Verkaufsprozesses noch Geld zurückzubekommen, gehen die Aktionäre des Ökokonzerns völlig leer aus.

KONTEXT

Aufstieg und Fall von Solarworld

1998

Der Diplom-Landwirt Frank Asbeck gründet die Solarworld AG.

2000

Unter der rot-grünen Bundesregierung wird das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschlossen. Der Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen wird mithilfe üppiger Förderungen stimuliert. Asbecks Solarmodule werden über Nacht zum Verkaufsschlager.

2005

"Weitere Siliziumversorgung gesichert", meldet Solarworld. Der rasant wachsende Ökostromkonzern vereinbart den ersten von insgesamt vier langfristigen Lieferverträgen mit dem US-Siliziumhersteller Hemlock Semiconductor.

2007

Solarworld entwickelt sich zum neuen Börsenstar. Der damals im TecDax notierte Ökokonzern wird mit 4,6 Milliarden Euro bewertet.

2008

Die Unternehmensberatung Bain & Company kürt Solarworld zu "Deutschlands wachstumsstärkstem Unternehmen". Als Opel in Turbulenzen gerät, bietet Firmenchef Asbeck an, den kriselnden Autokonzern zu übernehmen. Dabei gerät Solarworld langsam selbst unter Druck.

2011

Solarworld rutscht tief in die roten Zahlen, schreibt mehr als 300 Millionen Euro Verlust. Die zunehmende Billig-Konkurrenz aus Asien und gedrosselte Subventionen setzen dem Bonner Konzern massiv zu.

2012

Solarworld stellt alle Überweisungen an Hemlock ein. Schlichtungsversuche mit dem US-Konzern scheitern.

2013

Solarworld ringt ums Überleben. Die Aktionäre verzichten auf 95 Prozent ihres Kapitals, um den Fortbestand des Konzerns zu sichern.

2016

Solarworld reißt mit Gläubigern vereinbarte Unternehmenskennzahlen. Das Geld wird knapp, die Schulden explodieren. Die wirtschaftliche Situation der Firma bewertet der Vorstand nun als "sehr schwierig".

2017

Der Aufsichtsrat kommt Mitte Januar zu einer Krisensitzung zusammen. Die Lage ist dramatisch. Der Vorstand präsentiert einen letzten Rettungsplan. Jede zehnte der 3000 Stellen des Unternehmens soll gestrichen werden. Solarworld will sich nur noch auf die Herstellung von hochqualitativen Produkten fokussieren. Am 10. Mai kommt der Vorstand der Solarworld AG zu der Überzeugung, dass "keine positive Fortbestehungsprognose" mehr für das Unternehmen besteht. Deutschland letzter Photovoltaikriese muss Insolvenz beantragen.Am 1. August eröffnet das Amtsgericht Bonn offiziell das Insolvenzverfahren. Solarworld-Gründer Frank Asbeck will mit Partnern die Fabriken in Thüringen und Sachsen übernehmen.